Eigenveröffentlichung / VÖ: 6. Mai 2022 / Stoner Rock
hook-line-sinker-band.com
Text: David Spring
Ah, Jazz. Diese filigrane, künstlerisch anspruchsvolle Stilrichtung von und für Musiker:innen, missverstanden, verpönt und schlimmstenfalls als Fahrstuhlmusik verschrien. Genau diesen Jazz haben sich Hook, Line And Sinker aus Fribourg gewählt, um ihm so gekonnt und lakonisch wie nur möglich den Mittelfinger zu zeigen. Denn das formidabel betitelte Debüt „(Smooth Jazz Implies The Existence Of) Rough Jazz“ hat mit Jazz in etwa so viel zu tun, wie das Death Valley mit Skiferien.
Dieser holprige Vergleich soll sagen: Hook, Line And Sinker spielen staubtrockenen, unerbittlich heftigen Stoner Rock. Direkt dem Desert-Rock-Playbook der Queens Of The Stone Age und Kyuss entliehen, spielt das Trio Musik, die auch die stärksten Nackenmuskeln zum Schmerzen bringt. Der Opener „Blood On The (Dance) Floor“ macht das umgehend mit einem knackigen Riff, unendlich viel Fuzz und stark an Josh Homme erinnerndem, melodiösem Gesang klar.
„Nurija“ bezeugt, dass man auch als Stoner-Band nicht auf Melodien verzichten muss. Der stampfende, rücksichtslose Beat zieht den Song nach vorne, die Gesangsmelodie ist beinahe sanft und verspielt. Der an QOTSA erinnernde Titel „Devil Is On The Radio“ verweist ebenfalls in Richtung Kalifornische Wüste. Hook, Line And Sinker zeigen aber, dass sie weitaus mehr auf dem Kasten haben, als nur Referenzen abzuarbeiten. Der Song trägt die hauseigene Handschrift und bleibt im Gehör stecken.
Sehr interessant ist das Instrumental „In&Out Burger“. Dieser Song fasst mit unglaublichem Drive, verzerrten Bassläufen und einer psychedelischen Note genau das zusammen, was Hook, Line And Sinker ausmacht. Das einzige Stück, das bei mir nicht landet, ist „Don’t Put Milk In My Coffee“. Trotz witzigem Inhalt klingt es etwas zu sehr nach Bandraum-Aufnahme, was zwischen den sonst fett produzierten Songs fehl am Platz scheint.
Mit dem heftigen „Black Heart“ und dem durchgeknallten, epochalen „Dawn“ gelangen wir ans Ende dieser staubigen Reise. Wenn ein Album vordergründig vor allem dank dem bizarren Titel auffällt, dann aber so zu überzeugen vermag, so darf man getrost sagen, dass die Band alles richtig macht. Wer, wie ich, in jüngerer Zeit den Zugang zu QOTSA etwas verloren hat, wird mit Hook, Line And Sinker problemlos eine neue Lieblingsband finden.