DMB Records / VÖ: 26. September 2024 / Post-Hardcore
homewards.ch
Text: David Spring
«Wir spielen traurige Musik!» ist eine schöne Ansage, da weisst du gleich, woran du bist und worauf du dich einstellen sollst. Homewards aus Zürich prügeln sich bereits seit 2015 mit ihrem emotionsgeladenen Post-Hardcore durch unsere Tränendrüsen und liefern nun mit der EP «Is This Still Who I Am?» einen neuen Meilenstein ihrer Karriere ab.
So wie es sich gehört, wird hier keine Zeit mit sanften Gesängen und stimmbänderschonenden Vocal-Performances verloren. Sänger Severin eröffnet den grossartigen Opener «Heirloom» eindrücklich alleine, bevor gewaltige Gitarrenriffs über uns herniederbrechen. Beachtlich, was für ehrfurchterhaschende Soundwände der Fünfer hier kreiert. Es kommen Erinnerungen an Bands wie Landscapes oder die mächtigen Fjørt auf. Deren Fingerspitzengefühl für vorzügliche Melodien gepaart mit vernichtender Härte und unbequem ehrlicher Emotion findet sich im Schaffen von Homewards immer wieder.
Die Produktion der EP lässt keine Wünsche offen. Druckvoll und präzise erklingen die Instrumente, um den Songs die nötige Schwere zu verleihen. Der mal verzweifelte, mal wütende, immer emotionale Gesang ist weit vorne im Mix und trägt die Songs. Klar ist das permanente Geschrei vielleicht nicht die Sache aller, aber es ist schon verdammt effektiv, wie die Vocals die Atmosphäre und den Vibe von Homewards transportieren. Es wird nie zu viel des Guten, denn die Songs sind clever und abwechslungsreich gestaltet und angenehmerweise auch nie zu lang.
«Worthwile» spielt mit viel Dynamik und beinahe hoffnungsvollen Melodien, die sich mit den verzweifelten Wünschen nach etwas Neuem des Textes schneiden. «Rupture» wiederum schraubt das Tempo ordentlich in die Höhe und bollert dank dem genüsslich druckvollen Gitarrensound und den wunderbar wuchtigen Bässen gar glorreich nach vorne. Und «Asphalt» zeigt erneut, wie gut Homewards es verstehen, Gefühle der Traurigkeit, Depression, Hoffnungslosigkeit und des Aufbruchs in ihre Musik zu verpacken. Bei all der Emotion lässt uns die Band zum Glück nie allein mit dem Schmerz und der Verzweiflung. Viel mehr fühlt man sich beim Hören geborgen und verstanden.
Mit dem vertrackten, heftigen «Shimmer» und dem etwas ruhigeren, intensiven «November» gehen die 20 Minuten Spielzeit der EP wie so oft viel zu schnell vorbei. Doch die Zeit reicht, um uns emotional gewaltig herauszufordern. Nicht vielen Bands gelingt es, so viele rohe Emotionen und dermassen viel Gefühl freizuschaufeln. Allen, die ihr Herz offen tragen, die Traurigkeit umarmen und sich des Schmerzes und der Sinnlosigkeit unserer Existenz bewusst sind, all denen ist «Is This Still Who I Am?» wärmstens empfohlen. Ja, die Musik von Homewards mag traurig sein, aber Traurigsein hat schon lange nicht mehr so gutgetan.