Eigenveröffentlichung / VÖ: 30. Juni 2023 / Punkrock
hendricksthehatmaker.ch
Text: David Spring
Noch nicht lange ist es her, da lieferte uns das Luzerner Punk-Power-Trio Hendricks The Hatmaker mit ihrer selbstbenannten EP (unser Review hier) vier vorzügliche Song-Perlen ab. Der Sound der Band ist so einzigartig wie ihr Name, und so machte die EP einem lauten Amuse-Bouche ähnlich massig Hunger auf mehr. Nun endlich liefert das Trio den Hauptgang nach: «Back In Style»
Den Start machen die vier Songs, die bereits auf der EP waren. Dies macht sowohl musikalisch Sinn wie auch inhaltlich, denn thematisch schliesst «Back In Style» ein traumatisches und turbulentes Kapitel in der Bandgeschichte ab. Nach ihrem zweiten Album «Mostly Harmless» nämlich nahm sich ihr damaliger Sänger Reni das Leben. Die restlichen Bandmitglieder stürzten so in eine gezwungene Findungsphase, was zu einer musikalischen Neuausrichtung führte: weniger Folk, mehr Punk.
Dieser Stilwechsel ist es, der Hendricks The Hatmaker heute so interessant macht. Denn die Drei sind weit entfernt von stumpfem Drei-Akkorde-Punk. The Clash scheinen immer wieder als Inspirationsquell durch, sehr stark natürlich auch Against Me!, zumal mit dem vergnügten «Hendricks The Hatmaker» auch ein vorzüglicher Folk-Punk-Smasher vertreten ist. Dieser Song markiert den Schritt in Richtung Zukunft, man fühlt förmlich, wie die Band uns sagen will: «schaut her, wir sind immer noch da, neu und stärker denn je.»
Die neuen, bisher ungehörten Songs wirken merklich leichter, auch wenn die tollen Texte stets voller Gesellschafts- und Politkritik stecken. «From The Cities» wartet auf einmal mit Oh- und Ah-Chören sowie charmantem Gesang von Bassistin Ramona Dal Ponte auf. Dieses Stück ist Hendricks The Hatmaker in Reinform: treibender Beat, cooles Gitarrensolo und ansteckende Energie. Dazu ein heftiger Text zum Thema Black Lives Matter. Ganz anders das folgende, genauso tolle «One O’Clock», welches fast bluesig daherkommt und auch vor ein paar schnulzig wirkenden Lyrics nicht zurückschreckt. Der Song zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig und abwechslungsreich der Sound der Band geworden ist.
Der letzte Teil der Platte besteht aus Songs der ersten EP «Slightly Dangerous», die nun wieder bedeutend folkiger wirken. Es stellt sich etwas die Frage, warum diese Songs nicht am Anfang stehen, denn die musikalische Entwicklung der Band liesse sich so wundervoll darstellen und auch thematisch würde sich der Bogen bis zum Abschluss dieses Kapitels noch runder anfühlen. Die neuen Songs gefallen auf «Back In Style» am besten, denn Hendricks The Hatmaker haben damit die Essenz ihres neuen Sounds wundervoll eingefangen. Die Zukunft von Hendricks The Hatmaker sieht endlich wieder positiv aus, da dürfen wir noch viel Grosses erwarten. Schön, darf die heimische Szene eine solch faszinierende Band ihr Eigen nennen.