Loma Vista Recordings / VÖ: 7. Dezember 2023 / Industrial Metal
youwillloveeachother.com
Text: Peter Burckhardt
Wieder mal typisch: Während die ganze Welt zu Jingle Bells und Last Christmas den Tannenbaum schmückt, hat «Pescheli»” Bock auf schwermütigen, dunklen Industrial Metal. Da ich nach einem turbulenten Jahr gerade nicht viel mit der Vorweihnachtszeit anfangen kann, hat mich der Kontrast zwischen der heilen Welt und der grauen Realität gereizt. Mit dem Album «Rat Wars» von Health habe ich meinen Dezember Soundtrack gefunden. «Rat Wars» klingt nämlich mehr nach Cybertruck als Rentier-Schlitten, mehr nach trister Spielzeugfabrik als temporärem Raclette-Chalet. Realität halt. Wer das im Moment noch nicht fühlt oder fühlen möchte, sollte sich vielleicht erst im Januar an das Album wagen.
«Rat Wars» ist bereits das siebte Studio-Album der US-amerikanischen Band Health. Gamer kennen den düsteren Sound vielleicht aus Spielen wie Max Payne 3 oder GTA V. Für mich persönlich ist Health eine Neuentdeckung und ich habe entsprechend einiges nachzuhören. Bereits der erste Track «Demigods», welcher auch als Single ausgekoppelt wurde, entfaltet eine extreme Sogwirkung. Die harten Riffs über den elektronisch metallischen Drums bilden das Fundament für die cleanen, monotonen Vocals. Aus dieser Kombination entsteht ein ähnlich bedrückendes Gefühl, wie ich es von Bands wie Katatonia oder Deftones kenne.
Keiner der 12 Songs sticht irgendwie hervor. Das ist aber auch gar nicht nötig, weil viele Details im Songwriting genug Abwechslung bieten, um das Album in einem Zug durchzuhören. Health erzeugen durchgehend eine kalte, melancholische Stimmung und nehmen die Hörer:innen in ihrer apokalyptischen Welt gefangen. Erst nach dem minutenlangen Outro vom Schluss-Song «Don’t Try», der das Blut in den Adern endgültig gefrieren lässt, lässt uns die Band aus ihrem Bann entkommen.
«Rat Wars» wird am 16.02.2023 im Vinyl-Gewand, und was ich persönlich sehr cool finde, auch als Kassette erscheinen. Da wünsche ich mir doch gleich meinen Walkman zurück. Warte mal, Weihnachten und Wünsche. Da war doch was…