Noise Appeal Records / VÖ: 29. November 2024 / Rock, Grunge, Stoner
hathors.info
Text: David Spring
Ein neues Album von Hathors auf den Plattenteller zu legen, ist immer wie ein Geschenk. Eines, auf das man sich schon lange freut und eines, dass jedes Mal sowohl wohlig bekannt wie auch spannend und neu wirkt. Besser lässt sich die Advents-Zeit gar nicht starten, denn «When The Sun Is Out / When Skies Are Grey» ist eine gar güldene Ansammlung vorzüglicher Rockmusik.
Das fünfte Werk der Band aus Winterthur widmet sich den Gegensätzen des Lebens, wie sich unschwer anhand des vorzüglichen Artworks feststellen lässt, das vom Wonky Studios Künstler Balthasar Bosshard entworfen wurde. Ist die Vorderseite noch lustig und farbenfroh, so bleibt das Lächeln schnell im Hals stecken, schaut man dich die Rückseite an. Weinen und Lachen gehören zusammen wie Pech und Schwefel. Doch selbst wenn dir Themen wie Depression, toxische Positivität, Liebeskummer, Body Shaming, Krieg und die Klimakatastrophe die eine oder andere Träne in die Augen treiben, so laden uns Hathors ein, danach wieder lächeln zu dürfen. Schliesslich bist du nicht allein und es ist es besser, die eigenen Sorgen mit lieben Menschen zu teilen und gemeinsam nach vorne zu schauen.
In der Tat klangen Hathors noch nie so positiv und versöhnlich, wie auf dieser Platte. «A Land Of Dust And Stones» holt uns ab und öffnet die Tore mit unnachgiebigem Drive, grossen Gitarren sowie Chef-Hathor Marc Bouffés unvergleichlicher Stimme. «Down Beneath The Emptiness» ist entspannt und überzeugt mit ausgeklügeltem Songwriting, dass sofort ins Herzen geht. Dem Trio, dass durch Bassistin Sarah Zaugg und Drummer Dominique Destraz vervollständigt wird, gelingt es irgendwie, die besten Elemente von The Pixies, Foo Fighters, Madrugada und Nirvana einzufangen, und daraus ihren ganz eigenen Sound zu schaffen. Das Dave Grohl’sche Gespür für unverschämt eingängige Melodien blitzt immer wieder auf, genauso wie sein Faible dafür, so mächtig und bombastisch wie möglich abzurocken.
«Ten Thousand Days» ist das rasanteste Stück und geht so gewaltig ab, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Im starken Kontrast dazu «Special Bird», das die Band so locker wie selten zeigt, ohne ein Bisschen an Intensität zu verlieren. Sympathische Harmonien und wummernde Bässe untermalen den emotionalen Gesang vorzüglich. Interessant ist dabei, dass den insgesamt zehn Songs allen etwas Vertrautes anhaftet, wodurch das ganze Album sich ein wenig wie die innige Umarmung eins geliebten Menschen am Ende eines schwierigen Tages anfühlt. Vielleicht das beste Beispiel dafür ist der zweigeteilte Titeltrack. Hier brechen Hathors munter mit Erwartungen, werfen den Widrigkeiten des Lebens ein verschmitztes Lächeln entgegen und liefern zwei umwerfende Songperlen ab, die das Album perfekt zusammenfassen.
Hathors bieten uns auf «When The Sun Is Out / When Skies Are Grey» keine riesigen Überraschungen, dafür ein in sich enorm stimmiges und überzeugendes Album. Die Band hat die eigene Mitte gefunden, genauso wie den unvergleichlichen, glorreichen Sound, und macht einfach alles richtig. Schön ist das so, denn mit solch wunderbarer Musik lassen sich auch die grausten Tage ertragen.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |