Band: Guerilla Poubelle
Album: L’Ennui
Genre: Punk / Rock
Label: Guerilla Asso
VÖ: 31. Januar 2020
Webseite: gxp.guerilla-asso.com
Französischer Punkrock voller Anarchie, Existenzialismus und Wut, was will man denn mehr? Die Pariser von Guerilla Poubelle bringen uns mit „L’Ennui“ bereits ihren fünften Longplayer und zeigen nach dem 2018 erschienenen Album „La Nausée“ erneut, warum sie zur absoluten Speerspitze der zugegebenermaßen nicht riesengrossen, französischen Punk-Szene gehören.
Wer die Band kennt weiss, dass sich Guerilla Poubelle der Sorte Punkrock verschrieben haben, die man von den grossen Brüdern aus den USA kennt, Bands wie NOFX, Anti-Flag und frühe Propagandhi zählen hier zu den Einflüssen. Und genau so gehen die Franzosen auch zur Sache, schnell, melodiös, manchmal mit einem Zwinkern im Auge, meistens aber eher angepisst und wütend. Los geht der Ärger (l’ennui) mit „Les Frontières Du Présent“, einem Vollgassong mit vier Akkorden, fettem Beat und schön angepissten Lyrics. Es werden keine halben Sachen gemacht, Sänger/Gitarrist Till Lemoine, Bassist Anthony Sanchis und Schlagzeuger Paul Pechenart legen mit einem Punkkracher sondergleichen los. Der Sound ist druckvoll und stark, die Gitarren fett und das Tempo hoch, das macht tierisch Spass.
Weiter geht’s mit „La Chute“ und „Qui Perd Perd“. Während ersteres ein sehr cooler, dynamischer Mid-Tempo-Rocker ist, der einen interessanten Mittelteil mit Basssolo aufweist, zeigen Guerilla Poubelle bei letzterem ihre Hardcore-Einflüsse. Knapp etwas über eine Minute geht dieser Song voll auf die Zwölf, mit passendem Anti-Konsum-Text dazu und einer gehörigen Portion Wut im Bauch. Das Album ist äussert abwechslungsreich, harte, schnelle Riffs wechseln sich mit Fun-Punk-Melodien zum mithüpfen und abgehen ab, auch wenn die Texte meist alles andere als fröhlich sind. Bestes Beispiel ist das wunderbare „Apocalypse“: Die fröhliche Melodie hält mit den besten des Fachs mit und könnte aus der Feder von No Use For A Name stammen, während Till mit Hang zum Fatalistischen „nous sommes les déchets de ce monde absurde“ singt. Dieses Lied hat absolutes Hit-Potential, Tony Sly wäre stolz gewesen.
Guerilla Poubelle verstehen es perfekt, Songs zu schreiben, von denen man sich mitreissen lassen kann. Man spürt zu jedem Moment, dass es den Jungs wichtig ist, ihre Botschaft unter die Leute zu bringen. Lieder über den Klassenkampf, Gender-Klischees, Neo-Liberalismus ohne Rücksicht auf Verluste und überbordender Konsumwahn zeigen, wie angepisst die drei Pariser sind, wie hoffnungslos sich die emptahielose Welt, in der wir leben anfühlt und wie schwierig es ist, bei all den Dingen, die uns jeden Tag etwas mehr zu unterdrücken versuchen, noch einen klaren Kopf zu bewahren. Mit „L’Ennui“ haben Guerilla Poubelle ein Werk geschaffen, das mit grossartigen Punk-Songs tierisch Spass macht und fett abgeht, aber schmerzlich aufzeigt, in was für eine Zukunft wir uns als Gesellschaft bewegen. Die Band ist aktueller denn je, zeigt mit dem Finger dahin, wo es wehtut und vergisst dabei nicht, dass sich die ganze Misere immer noch am besten in einem ordentlichen Pogomob ertragen lässt. Très bien, mes amis.
Tracklist:
1. Les Frontieres Du Present
2. La Chute
3. Qui Perd Perd
4. Apocalypse
5. La Bataille De Paris
6. Entre Booba Et Balkany
7. Le Casse Du Siecle
8. L’aigle Et La Foudre
9. Passer L’arme A Droite
10. Vampire
11. La Guerre Des Pauvres
12. L’argile
13. Mare Nostrum
Bandmitglieder:
Till Lemoine – Gesang und Gitarre
Anthony Sanchis – Bass
Paul Pechenart – Schlagzeug
Gründung:
2003
Text: David Spring