Band: Grinderman
Album: 2 RMX
Label/Vertrieb: Mute – Aip (Goodtogo)
Veröffentlichung: 23. März 2012
Website: www.grinderman.com
Geschrieben von: Thomas Lang
Remix-Alben sind immer ein etwas zweischneidiges Schwert. Zum einen haftet diesen oftmals eine Art Aufwärm-oder-Recycle-Touch an, der nur hartgesottenen Fans wirklich Freude bereitet. Andererseits gibt es Werke, in denen die Originalversionen nur mehr als Basis dienen und auf denen ausufernde Soundcollagen aufbauen, deren Ursprung man gerade noch erahnen kann. Trent Reznor’s NIN-Remix-Alben seien hier mal als Referenz genannt.
Nick Cave hat nun mit der Neuauflage des Zweitlings seiner Krawall-Combo Grinderman ebenfalls ein solches Werk am Start. Dazu hat er seine Stücke von reichlich Prominenz neu einspielen lassen und das Album schlicht mit „Grinderman 2 RMX“ betitelt.
„When My Baby Comes“ ist gleich mit zwei Remixen vertreten. Einmal durchaus hörbar aber etwas unspektakulär im „Six Toes Remix“, komplett von Cave eingesungen. Hier gebe ich dem Original eindeutig den Vorzug. Anders verhält es sich mit der Version die von Cat‘s Eyes zusammen mit Luke Tristam aufgenommen wurde. Sirenengleich wird hier der Hörer die ersten zwei Minuten von einer wunderschönen Frauenstimme eingelullt, bevor plötzlich die Post-Rock-Doom-Keule aus dem Sack geholt wird und den Song auf einem fetten Riff über die Ziellinie bringt. Saubere Arbeit.
Die fantastische Neuauflage von „Palaces Of Montezuma“ übertrifft das großartige Original sogar. An diesem Song meinte ich, gäbe es nichts mehr zu verbessern. Cave und Barry Adamson belehren eines Besseren. Noch mitreissender, noch druckvoller wird diese wundervolle Melodie serviert, welche wahrlich zum niederknien ist. Halleffekte, der überarbeitete Hintergrundgesang, sowie Adamsons als zweite Stimme veredeln dieses Stück Musik dermassen, dass dieser Song allein den Kauf dieser CD rechtfertigt. Ehrlich wahr, selten was Schöneres gehört.
„Mickey Bloody Mouse“, eingespielt mit Josh Homme (Queens Of The Stone Age) kommt dann wieder eine Spur psychedelischer daher als das Original, rumpelt aber zum Schluss auch noch recht ordentlich.
Die Originalversion vom „Bellringer Blues“ ist meiner Meinung einen Zacken abgedrehter als der Remix welcher hier mit Nick Zinner (Gitarrist bei Yeah Yeah Yeahs) eingespielt wurde. Die Aufbereitung geht aber um einiges leichter ins Ohr und vor allem in die Beine. Super Nummer. „Hyper Worm Tamer“ im UNKLE – Remix kommt ebenfalls extrem cool rüber und steht auch der Ur-Version in Sachen Lässigkeit in nichts nach.
Negativ dagegen sticht der „Heathen Child – Andrew Weatherall – Remix“ heraus. Auf 6:48 Minuten streckt sich dieses belanglose Dub-Geblubber welches vielleicht als Hintergrundsound in einer vollbesetzten Kneipe akzeptabel ist. Nur gut, dass dieser Track auch noch in der Version mit Gitarrenlegende Robert Fripp (King Crimson) vorhanden ist, welcher hier gewohnt großartige Arbeit abliefert.
Von den drei Versionen von „Evil“ gewinnt eindeutig diejenige mit Matt Berninger (The National) am Mikro. Berningers göttliche Stimme veredelt diesen Song in brillanter Weise und Cave tut gut daran, sich gar nicht erst messen zu wollen sondern lässt seinen Gesang tief verzerrt im Hintergrund mäandern.
Fazit:
Spannende Scheibe, die mit jedem Mal hören wächst und mit der ich so nicht gerechnet hätte. Zwar gibt es ein, zwei Tracks, die man sich hätte sparen können und welche letztendlich auch eine höhere Bewertung verhindern. Die Highlights überwiegen aber bei weitem. Es bleibt wirklich zu hoffen, dass Cave das Projekt Grinderman weiterführt und auch in Zukunft zusammen mit solch begabten Musikern seine Stücke neu vertont.
Anspieltips: „Bellringer Blues“, „Palaces Of Montezuma“, „ When My Baby Comes (Cat’s Eyes With Luke Tristram) “
Tracklist:
01 Grinderman / Fripp – „Super Heathen Child”
02 A Place to Bury Strangers – „Worm Tamer“
03 Nick Zinner – „Bellringer Blues“
04 UNKLE – „Hyper Worm Tamer“
05 Joshua Homme – „Mickey Bloody Mouse“
06 Cat’s Eyes with Luke Tristram – „When My Baby Comes“
07 Barry Adamson – „Palaces of Montezuma“
08 Silver Alert – „Evil“ (ft.Matt Berninger)
09 SixToes – „When My Baby Comes“
10 Andy Weatherall – „Heathen Child“
11 Factory Floor – „Evil“
12 Grinderman – „First Evil“
Bandmitglieder:
Nick Cave – Gesang, Gitarre, elektrische Orgel, Piano
Warren Ellis – Bouzouki, Viola, Violine, akustische Gitarre,
Martyn Casey – Bass, akustische Gitarre
Jim Sclavunos – Schlagzeug, Perkussion
Gründung:
2006