Datum: 11. – 13. Juni 2010
Ort: Interlaken (CH)
Die 6. Ausgabe des legendären Greenfield Festivals stellte ein Wechselbad der Musik und des Wetters dar – über 26’000 Zuschauer haben sich insgesamt im illustren Interlaken eingefunden um diesem Ereignis beizuwohnen.
Wettertechnisch hatte das Greenfield Festival unter optimalen Bedingungen begonnen, Sonnenschein, 30 Grad im Schatten – ideales Festivalwetter eben. Bandtechnisch war das Line-up durchaus sehr ansprechend. Am Freitag spielten neben Grössen wie The Prodigy und The Beatsteaks auf der Club Stage Mad Sin. Die Mischung aus Psycho- und Rockabilly kam beim schwitzenden Publikum hervorragend an, die Herren aus Berlin machten mächtig Stimmung und brachten die Bühne zum kochen. Sehr publikumswirksam war auch die Deutsche Formation The Beatsteaks, die gleich danach die Hauptbühne rockten – der charismatische Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß wusste die Menge zu begeistern, ging er auch schon mal auf Tuchfühlung mit dem tobenden Publikum. Der Headliner des Abends The Prodigy bestach durch eine sehr erleuchtende und furiose Fahrt quer durch Ihre Diskographie – die Menge war kaum mehr zu bremsen.
Der Samstag begann musikalisch um die Mittagszeit mit der Show der Schweizer Formation um Michael Sele The Beauty of Gemina auf der Hauptbühne. Gespielt wurde solider Wave-Rock mit intelligenten Arrangements, vorallem Stücke aus dem neuen Album „At the End of The Sea“ – wenn man die Tageszeit bedenkt, waren die Fans sehr zahlreich erschienen, um diesem Ereignis beizuwohnen. Das Konzert wurde auch vom Radiosender DRS3 aufgenommen und am Samstag-Abend schweizweit ausgestrahlt.
Als Kontrastprogramm traten The Dillinger Escape Plan aus Kalifornien gleich danach auf, der Sänger stellte belustigt fest, dass das Wetter in ihrer Heimat so ganz anders sei als hier in der Schweiz, um danach die Festivalgemeinde mit einem Brett Chaos-/Mathcore aufzuwecken – eine rasante Bühnenshow mit rumspringenden Gitarristen und einer Menge geshoute. Sehr gut kamen Killswitch Engage an. Ein perfekter Auftritt mit vielen Spassfaktoren gespickt – man nehme einen Bassisten und lasse ihn auf der Bühne ein Superman-Kostüm tragen. Das mögen die Leute, nebst sauberen Gesangskünsten und professionell abgemischtem Sound natürlich.
Das Highlight des Tages war selbsterklärend die mit Spannung erwartete Darbietung der Herren von Rammstein um Sänger Till Lindemann – im Vorfeld der Show mussten 50 Helfer und 8 LKW’s hinhalten um den Auftritt so perfekt wie möglich zu gestalten. Punkt 23.30 Uhr fällt der Vorhang auf der Hauptbühne – die Menge tobt und ist auf das Kommende gespannt – eines ist schnell klar: Man hat definitiv nicht gegeizt mit dem Aufwand an Pyrotechnik und Bühnenbild. Die optische Darbietung wäre wohl nicht mehr zu überbieten gewesen, perfekt abgestimmte Töne mit den pyrotechnischen Entsprechungen prasseln auf die Zuschauer ein. Musikalisch spielten sich Rammstein quer durchs Repertoire, dabei fanden auch ältere Stücke wie z.B. „Heirate mich“ und „Feuer Frei“ ihren Platz in der Setlist. Sie liessen eine zufrieden gestellte Zuschauerschar zurück, die dann verzückt in die diversen Partyzelte entschwand.
Der Sonntag fiel dann ziemlich ins Wasser, zumindest was das Wetter angeht. Heftige Regenschauer ergossen sich über Interlaken – das hinderte das Publikum jedoch nicht daran, den Auftritten von Death by Stereo und Heaven Shall Burn beizuwohnen. Sepultura sammelte viele Sympathiepunkte, der Frontmann Derrick Green verzückte mit seiner charismatischen Ausstrahlung und einer tollen Show. Gespielt haben an diesem Tag auch Juliette Lewis and The Licks und die finnischen HIM – das schlechte Wetter hat viele Festivalbesucher in die Flucht geschlagen – Heerscharen von Heimreisenden pilgerten in Richtung Shuttlebus, mich inklusive; auch ein Schreiberling hat seine Toleranzgrenze bei Regen.
Insgesamt ein sehr gut organisiertes Festival mit hochkarätigen Acts – man darf also aufs Line-up für nächstes Jahr gespannt sein.
Geschrieben von: Nathalie Kubli
Festival-Website: www.greenfieldfestival.ch