Eigenveröffentlichung / VÖ: 1. Dezember 2023 / Punk
Facebook
Text: David Spring
Punkrock ist einfach ein schönes Genre. Es kann so vieles, bietet so viel Abwechslung und darf dabei immer noch den Anspruch haben, so DIY und holprig, wie nur irgendwie möglich zu sein. Glad We Met aus Tübingen halten die DIY-Fahne auf ihrem selbstbetitelten Debüt hoch, klingen dabei aber beeindruckenderweise trotzdem fett und eingängig.
Los geht die wilde Fahrt mit «Once Again». Der Track mit der frohgemuten Gitarrenmelodie und den wundervoll knackigen Gitarren zieht ordentlich nach vorne und klingt wie direkt einem Fat-Wreck-Sampler der 90er entsprungen. Grosse Melodien, mehrstimmige Chöre und energetische Lyrics erinnern bald an Grössen wie Pulley, Rancid oder Adolescents. Im folgenden «Gimme A Lie» weckt die Stimme des Sängers – in diesem Fall Bassist Ole – Erinnerungen an unseren lokalen Punk- und TV-Helden Dominic Deville, was sehr gut gefällt. Die krächzenden, aber dennoch melodiösen Gesangsparts, sonst mehrheitlich von Gitarrist Jott dargeboten, gehen hervorragend ins Ohr und lassen Glad We Met so eingängig wie sympathisch wirken. Um gleich noch bei Schweizer Vergleichen zu bleiben: Fans der leider todgesagten Bitch Queens (und folglich natürlich von Turbonegro) werden sich mit dieser Platte sicherlich gut verstehen.
Glad We Met machen Spass. Die Texte handeln dabei vor allem vom eigenen Leben der Protagonisten, von Sinneskrisen über allerlei sozialkritische Inhalte bis hin zu klaren antifaschistischen Statements. Dabei wird nicht mit erhobenem Zeigefinger herumgefuchtelt, sondern vor allem der Spiegel vors eigene Gesicht gehalten. Die Musik ist erbauend und druckvoll. Das Gaspedal wird selten voll durchgetreten, doch gehen die Songs jederzeit unentwegt ab. Das sympathische «Can You Hear Me», das coole Rock-Brett «No Revolution» oder die tolle Ode an die Vergangenheit «1995» sind einwandfreie Punk-Knaller, die vor allem immer wieder ein Gefühl der Nostalgie verbreiten. Man fühlt sich beim Hören, als wäre man wieder 15 – und auf der allerersten eigenen Entdeckungsreise durch die Weiten des US-Punks.
Zugegeben, das abwechslungsreichste Album des Jahres ist die Platte nicht. Einige der Songs sind mit zum Teil über vier Minuten an der oberen (Punksong-) Grenze und auch die knapp 40 Minuten Gesamtspielzeit sind mehr als lang genug. Auf Grund der vielen Chöre und kleinen, versteckten Details macht jedes Durchhören trotzdem Spass, auch wenn man sich gelegentlich ein paar BPM mehr oder weniger wünschen würde. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau, denn in Glad We Met steckt auf alle Fälle verdammt viel Talent, Freude und Leidenschaft.
Das Debüt-Album gibt eine wundervolle Einsicht in die Welt einer weiteren grossartigen Deutschen Band, von der wir hoffentlich noch viel erwarten dürfen.