Band: Get Jealous
Album: Worried
Genre: Punk
Label: Radicalis
VÖ: 16. April 2021
Webseite: Facebook
Was tun, wenn ein Gespräch mit einer fremden Person aufgrund der eigenen Unzulänglichkeiten in Sachen Social Skills in einer uferlosen Diskussion zum Thema Gender endet? Genau, man beginnt sogleich zusammen Songs zu schreiben. So geschah das im beschaulichen Enschede in den Niederlanden, das Resultat ist Get Jealous, eine dreiköpfige Riot-Grrrl-Band, die mit „Worried“ ihre zweite EP veröffentlicht.
Die drei scheren sich nicht um szenedefinierte Genregrenzen und mischen munter Popmelodien mit einer ordentlichen Portion Punkrock. Der Opener „Lipstick“ ist in den Strophen feinster Indie-Pop mit sattem Drive, einer coolen Bassmelodie und vielen Kopfnickvibes. Im Refrain dreht die selbsternannte Frontbitch Lotta auf und brüllt der geneigten Hörerschaft ihre Botschaft geradeaus ins Gesicht. Etwas Press Club, etwas Bad Cop/Bad Cop, etwas Petrol Girls, das Rezept von Get Jealous passt perfekt.
In „Working Title“ kreischt Lotta all ihre Wut über die toxische Männlichkeit aus sich raus, während der Rest der Band dies mit höhnischen „Na Na Na“ Chören untermalt. „Boy Like You“ wiederum schlägt etwas nachdenklichere Töne an. Get Jealous liebäugeln hier mit Grunge, der Song ist düster und heavy und zum Schluss lädt ein furioses Zwischenspiel mit Gang Shouts zum Durchdrehen ein. Das Trio versteht das Spiel mit den Genres wundervoll.
Soweit klingt die EP, wie man sich das von einer feministisch-queeren Punkband erhofft. Es überwiegt ein frohgemuter, wenn auch wütender Grundton. Das absolut perfekt betitelte „Aah“ beschreitet ganz andere Pfade. Der Track ist ruhig und intim, nur eine sanfte Bassmelodie untermalt Lottas zerbrechliche Stimme. Spätestens wenn sie die schmerzlichen Zeilen „My room needs some cleaning, I need some cleaning, my body needs cleaning, I’ll rot away in here“ singt, geht das richtig nahe. Es folgt ein markerschütternder Schrei, während der Rest der Band kurz sämtlichen Schmerz raushaut, bevor es in ein wunderschönes Instrumental-Outro geht.
Dieses Stück hat es in sich und hebt Get Jealous problemlos vom Gros vieler ähnlicher Punkbands ab. Die Themen Depression und die damit einhergehende Lethargie wurden selten so treffend und nachfühlbar behandelt. Get Jealous haben mit „Worried“ eine fantastische kleine Ansammlung von hervorragenden Liedern geschaffen. Nach 17 Minuten ist Schluss und die drei haben eindrücklich festgehalten, dass sie von lautem Moshpit-Punkrock bis zutiefst emotionaler Ehrlichkeit alles drauf haben. Wer hätte gedacht, dass aus einer müssigen Diskussion etwas so Gutes entstehen kann?
Tracklist:
1. Lipstick
2. Working Title
3. Boy Like You
4. Aah
5. Aahutro
6. Thoughts About Life 2
Bandmitglieder:
Lotta – Gesang und Gitarre
Marike – Bass
Marek – Schlagzeug
Gründung:
2018
Text: David Spring