Season Of Mist / VÖ: 23. September 2022 / Black Metal
gaerea.com
Text: David Spring
Black Metal ist ein schwieriges Genre. Nicht nur, weil die meisten Songs von Teufel, Tod und Suizid handeln, sondern weil sie zum Erreichen des illustren Trve Kvlt-Prädikats scheinbar wie in einer Waschmaschine aufgenommen klingen müssen. Dass es auch anders geht, beweist uns die faszinierende Gruppe Gaerea aus Portugal, mit ihrem Werk „Mirage“ eindrucksvoll.
Gaerea bringen sämtliche Elemente an den Tisch, die es für guten Black Metal braucht: furiose Blastbeats, bösartigen Growls, rabenschwarze Atmosphäre und vernichtende Riffwände mit massig Tremolo-Picking. Der grosse Unterschied ist die moderne und fette Produktion. Die Gitarren klatschen mitten in die Fresse, man hört jeden Beat der Drums und der Gesang steht stolz im Zentrum. Ja, den Kvltisten mag dies nicht gefallen, aber da scheren sich die maskierten Tripeiros keinen Deut darum.
Das Album beginnt dunkel und ruhig, über mehrere Minuten hin baut der Opener „Memoir“ auf, bis erst zur Mitte hin die Hölle über alle hereinbricht. Das geschieht mit einer Macht und Gewalt, dass die Kinnlade auf dem Boden hängt. Gaerea verstehen es perfekt, zurückhaltende, ruhige Momente wirken zu lassen, damit die explosiven Anschläge umso mehr reinhauen. Wenn es heavy wird, dann richtig.
Ebenfalls faszinierend sind die Texte, die nicht nur vom Gehörnten oder brennenden Kirchen erzählen, sondern ein noch dunkleres Bild malen. Jeder der acht Songs handelt von der Psyche des Menschen, wie wir auseinanderdriften und auf ewig dazu verdammt scheinen, alleine durch die Welt zu wandern. Umgeben von tausenden von Menschen, die genauso einsam und abgeschieden sind.
Schweres Geschütz, das hier aufgefahren wird. Der Closer „Laude“ demonstriert mit unermüdlichen Blastbeats, grossartiger Melodie und Hardcore-Gesang perfekt, was Gaerea zu einer guten Band macht. Man fühlt sich nicht erschlagen, wenn das Ende dieser Reise in die Abgründe der Menschheit erreicht ist, sondern erhaben. „Mirage“ ist ein vorzügliches Album, voller Abwechslung, Wut, Talent und Traurigkeit. Wenn Black Metal stets so klingen würde, wäre keine Kirche in meinem Dorf mehr sicher.