DMB Records / VÖ: 22. März 2024 / Punk
fluffymachine.ch
Text: David Spring
Viele Menschen sind sich dessen nicht bewusst, aber 2018/19 war eine der schlechtesten Saisons für die Entenjagd in Nordamerika. Die Lage für etliche passionierte Entenjäger:innen, die viel Zeit und Geld für Ausrüstung, Jagdplätze sowie Lizenzen aufwandten, war wahrlich trist. So sehr so, dass die Gründe für das Fernbleiben der gefiederten Donald-Duck-Verwandten bald an immer bizarreren Orten gefunden werden wollten. So zum Beispiel suchten viele die Schuld bei internationalen Tierschutz-Vereinigungen, an den zu stark regulierten Landesgrenzen (die für migrierende Wasservögel ja bekanntlich weitreichende Auswirkungen haben) und natürlich bei der Regierung.
Der eigentliche Grund sind wohl hohe Wasserspiegel und wärmere Temperaturen. Den Enten, die allem Anschein nach auch einfach nicht so doof sind, wie man meint, und all diesen Möchtegern-Jagdprofis gekonnt auswichen, war das alles sowieso herzlich egal. Der mit Abstand grösste Gewinner war, wie bei abstrusen Verschwörungstheorien oft der Fall, natürlich Facebook. Da tummelten sich bald schon aberhunderte von frustrierten Menschen in nieschigen Gruppen und liessen ihrem Ärger freien Lauf. Es lassen sich daraus bestimmt tolle Beobachtungen und Schlussfolgerungen zur menschlichen Natur machen, sowohl aus soziologischer wie auch ökologischer Sicht ist diese Geschichte bestimmt extrem faszinieren. Doch darum geht es eigentlich gar nicht.
Grund für diesen (mehr oder minder) unnötigen Exkurs ist lediglich die Tatsache, dass eine majestätische Ente («KANAR») das Cover des neusten Albums der Westschweizer Punks von Fluffy Machine ziert. «Klang» heisst das zauberhafte Werk und, ja bitte, schaut euch dieses glorreiche Federvieh doch an! Mit solch zauberhaftem Artwork ausgestattet ist ohnehin klar, dass die Platte einem kleinen Meisterwerk gleichkommt. Nur schon der epische Opener «Show Me The Sun» rockt dermassen unverschämt, dass man aus dem Grinsen gar nicht herauskommt. Es folgen elf weitere grossartige Songs, die mal schnörkellos nach vorne rocken («I’m Always High (When I See You Smile»), «Macho Man»), mal den schrammligen Punk vergangener Tage zelebrieren («Nah Nah Yeah», «Drink Everyday») – und sich manchmal auch erlauben, einfach gemütlich zurückgelehnt abzuhängen («Lazy Day», «Feeling»).
Es ist auf dieser wundervollen Platte für alle etwas dabei.
Wer Fluffy Machine kennt, weiss, welch grossen Stellenwert der Spass in dieser Band hat. Die unbändige, durchgeknallte Live-Energie des Quartetts wurde vorzüglich auf Platte eingefangen und du kommst, wie erwähnt, nicht aus dem Schmunzeln heraus. So darf und muss Punkrock heutzutage klingen, denn es muss nicht immer alles todernst sein. «Klang» ist ein Album für alle, die ihre Entchen nicht in einer Reihe haben wollen, sondern wild feiern lassen. Es ist ein gefiederter Mittelfinger an alle spiessigen Spassbremsen, Nörgler sowie Neinsager. Und es ist ein weiterer, glorreicher Meilenstein für den Schweizer Punkrock. Fluffy Machine, meine Damen und Herren, gäbe es sie nicht, du müsstest sie erfinden!