MNRK Heavy / VÖ: 30. September 2022 / Grindcore
escuela-grind.com
Text: David Spring
Rollende Hügel, kantige Küsten, murmelnde Flüsse und farbenfrohe Bäume, soweit das Auge reicht. New England ist bekannt für die natürliche Idylle und gemächliches Dasein in einem schnelllebigen Land wie den USA. Doch der Schein trügt, denn in einem kleinen Ort in Massachusetts wütet seit nicht allzu langer Zeit der Grindcore.
Zu verdanken haben wir den unbändigen Lärm der Gruppe Escuela Grind. Der Name ist Programm, mit auf der Zunge zergehenden EP-Titeln wie „PPOOWWEERVVIIOOLLEENNCCE“ und „GGRRIINNDCCOORREE“ ist klar, wie der Hase läuft. Nun steht mit „Memory Theater“ das zweite Album dieser durchgeknallten Musiker:innen am Start.
Escuela Grind drücken aufs Gaspedal, „Endowed With Windows“ ist vernichtend und angepisst, wie man sich einen Grind-Opener nur wünschen kann. „My Heart, My Hands“ fügt dem Chaos ein paar Farbtupfer in Form von Hardcore- und Death Metal-Einflüssen hinzu. Die Band versteht es, ihre rabiaten Songs nie eintönig klingen zu lassen. Auch ein furioser Vollgas-Track wie „Cliffhanger“ wird immer wieder von groovenden Headbang-Passagen aufgelockert. Wenn ein vertrackter Part an die Grenze des Zumutbaren geht, folgt ein angenehm geradliniger Blastbeat, der die Zügel wieder in die Hand nimmt.
Die Rhythmusfraktion um Drummer Jesse Fuentes und Bassist Tom Sifuentes liefert schweisstreibende Arbeit, währenddessen Gitarristin Kris Morash Riffs vom Stapel lässt, die so manchen Halswirbel in Mitleidenschaft ziehen. Ebenfalls zu erwähnen ist der Gesang von Frontfrau und Mastermind Katerina Economou. Mit unbändiger Energie und Intensität steht ihre Performance lautstark im Zentrum. Erfrischend ist zudem, dass die Texte von Escuela Grind nicht von Mord und Totschlag handeln, sondern philosophische und historische Konzepte aufgreifen.
Nach 22 Minuten ist der Spass vorbei. Wie bei harter Musik so üblich, fühlt man sich zugleich erschlagen und erhaben. Escuela Grind erfinden das Rad nicht neu, doch machen sie alles richtig. Mit fetter Produktion, kreativem Songwriting, authentischen Songs und viel Energie überzeugt „Memory Theater“. Kein Firlefanz, keine Verschnörkelungen; einfach nur wilder, guter Grindcore.