Band: Enchant
Album: The Great Divide
Genre: Progressive-Rock
Label/Vertrieb: Insideout
Veröffentlichung: 26. September 2014
Website: Enchant
Geschrieben von: Daniel Baratte
Gut Ding will Weile haben – Oder warum hat das denn so lange gedauert?
Ok, irgendwie können Sprichwörter auch nerven, denn die Jahrhunderte alten Weisheiten werden nur allzu gerne verwendet. Bei Enchant passt das Sprichwort jedoch sehr gut, denn die Band hat sich tatsächlich viel Zeit gelassen, um einen neuen Silberling zu produzieren.
Was für eine freudige Überraschung, denn die Fans waren doch sehr verstört als man realisierte, dass von Enchant irgendwie nichts mehr kommt. „Das kann passieren wenn man heiratet, Kinder bekommt und auch neue Jobs annimmt“, meint Douglas A. Ott, Gitarrist und Songwriter von Enchant.
Mit Ted Leonards Teilnahme am Supergroup-Projekt Transatlantic, er ersetzte Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation), katapultierte sich alsbald auch die Hoffnung, bald wieder was von Enchant zu hören. Doch vorerst mischte Leonard auch noch bei Spock‘s Beard und Affector mit und schürte mit seiner Präsenz das eine oder andere Gerücht, dass Enchant, nach zehnjähriger Abstinenz wieder ein Album produzieren werden.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer, sagt ein weiteres Sprichwort und hier ist es also, das neue Werk von Enchant Namens „The Great Divide“. Nach so langer Zeit fragt man sich unweigerlich, ob der Zahn der Zeit an Enchant genagt hat und ob man sich musikalisch vielleicht auf neuem Terrain bewegen würde.
Um es vorweg zu nehmen: gewisse Dinge können sich nicht ändern und die Band bleibt ihrem ursprünglichen Pfad treu. So klingt „The Great Divide“ einfach so sehr nach Enchant, so dass man meinen könnte, zwischen dem letzten Release und dem aktuellen Album lägen nur Monate. Nahtlos reiht sich das Album an die durchaus passablen Veröffentlichungen der US-Amerikaner und man fragt sich unweigerlich, warum sie nicht den Erfolg ernten konnten, der ihnen eigentlich seit Jahren zusteht.
Das ist das Schöne an einer Band wie Enchant, sie haben einen unverkennbaren Sound, der einfach zur Band gehört. Andere Formationen klingen so ähnlich, so dass es unerheblich ist, welche Band nun welchen Song spielt – es klingt eh immer ähnlich. Nun, ihnen fehlt einfach die Band charakteristischen Klangfarben und sie werden somit austauschbar. Es ist aber genau diese Austauschbarkeit, die solche Bands wieder so schnell verschwinden lässt wie sie erschienen sind.
Doch zurück zum Album. Die Erwartungen waren hoch und im Moment gibt es mehr als genug gute Alben, die veröffentlicht werden. Die herrschende Konkurrenz hat der Band nicht geschadet, denn „The Great Divide“ ist einfach gut gelungen. Mit dem Starter-Song „Circle“ geben Enchant gleich die Marschrichtung an und sofort weiss man, dass der Rest einfach gut sein muss vom ersten Ton, bis zum letzten Riff macht es einfach Spass zuzuhören und man ist versucht schnell alle Songs durchzuklicken, um weitere Perlen zu finden.
Das ist eigentlich gar nicht so schwierig und man muss dazu die Songs nicht wegklicken. Einfach durchhören und geniessen, denn „The Great Divide“ ist ein schönes und ausgewogenes Album, vollgepackt mit schönen melodischen Passagen und doch nicht zu seicht. Das Album birgt für viele Musik-Seelen tolles Klangmaterial, doch bleiben Überraschungsmomente weitgehend aus. Vielleicht wäre ein wenig Experimentierfreudigkeit gar nicht mal so schlecht gewesen.
Fazit: „The Great Divide“ ist eine Investition wert und ich kann das Album guten Gewissens empfehlen. Man würde es der Band gönnen, wenn sie es vom Geheim-Tipp zum Top-Act schaffen könnten und mit ihrem neuesten Album sind die Weichen schon mal gestellt. Mit dem neuen Album stellt sich unweigerlich die Frage, ob Enchant europäischen Boden besuchen wird? Bis zum heutigen Tag sind uns leider keine Tour-Daten bekannt, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Tracklist:
01. Circles
02. Within An Inch
03. The Great Divide
04. All Mixed Up
05. Transparent Man
06. Life In A Shadow
07. Deserve To Feel
08. Here And Now
Bandmitglieder:
Ted Leonard – Gesang, Gitarre
Douglas A. Ott – Gitarre, Gesang, Bass Pedals & Mellotron
Ed Platt – Bass
Bill Jenkins – Keyboards, Organ & Piano
Sean Flanegan – Drums & Percussion
Gründung:
1989