Band: Duchamp
Album: Slingshot Anthems
Genre: Punk Rock / Hardcore
Label: End Hits Records / Solitary Man Records
VÖ: 20. August 2021
Webseite: Facebook
Manchmal braucht es etwas Weltuntergangsstimmung, um sich die Zeit für alte Herzensangelegenheiten zu nehmen. 2020 war für viele Musikschaffende ein Jahr, das zu Ideen und Projekte führte, die endlich realisiert werden konnten. So ging es auch Ingo Knollmann, Sänger der Donots, der dank gemeinsamer Liebe für Hardcore der 80er- und 90er-Jahre mit Peter Tiedeken (Gitarrist bei One Man And His Droid, Robocop Kraus), Chris Kruse (Bass bei Adam Angst) und Benni Thiel (Drums bei Schrottgrenze) illustre Mitstreiter für eine neue Band fand, die den Sound von damals so richtig zelebrieren soll: Duchamp.
„Slingshot Anthems“ heisst das Debütalbum und mit dem Opener „I Wanna Be Your Tool“ wird klar, dass die Jungs voller Leidenschaft ans Werk gehen. Wäre nicht die Produktion so druckvoll und modern, könnte man meinen, dass es sich um ein Werk aus den Neunzigern handelt. Der Sound erinnert stark an die Grössen vergangener Tage, dass sich umgehend ein wohliges Nostalgiegefühl ausbreitet. Der nach dem bekannten Stephen-King-Charakter „Teddy Duchamp“ gewählte Bandname tut sein Übriges.
Natürlich kommt das nicht von Ungefähr: Die Jungs von Duchamp schwelgten nicht nur in Erinnerungen, sondern haben ihre Helden direkt mit einbezogen. So finden sich mit Jason Shevchuck (Kid Dynamite), Brian McTernan (Battery), Dave Smalley (Dag Nasty) oder Steve Egerton (Descendents) absolute Urgesteine der Hardcore-Szene auf dieser Platte wieder. Dass es Duchamp stets gelingt, auch zeitgemäss und modern zu klingen, ist wahrlich eine beeindruckende Leistung, der Bogen von damals zu heute wird perfekt gespannt.
Keiner der Songs auf „Slingshot Anthems“ überschreitet die Drei-Minutengrenze. Das Album ist kurz und knackig und hat keinerlei Längen. Inhaltlich bewegen Duchamp sich genretypisch meist zwischen kritisch-positiver Selbstbeobachtung („Old Dogs Don‘t Bite“, „Train Dodge“), aufmüpfigem Widerstand („The Art Of Defiance“) und einer guten Portion Humor („Video Games And Coffee“). Natürlich darf ein Anti-Polizei-Song nicht fehlen. „Nobody Ever Said Fuck The Fire Department“ braucht nur 24 Sekunden, um den Inhalt schlagkräftig auf den Punkt zu bringen.
Duchamp haben es geschafft, dem nicht immer sehr kreativen Hardcore-Genre wohlverdientes Leben einzuhauchen. „Slingshot Anthems“ ist eine kleine Perle voller Nostalgie, Leidenschaft und Freude, die man problemlos rauf und runter hören kann. Hut ab, die vier Jungs von Duchamp fangen das Feeling und den Sound von damals perfekt ein. Wie es im letzten Song „Chopper, Sic Balls!“ so schön heisst: „Oh my god, Slingshot Anthems, here we fucking go!“
Tracklist:
1. I Wanna Be Your Tool
2. The Art Of Defiance
3. Non-Exister
4. Teeth Gone Missing
5. Video Games And Coffee
6. Black Water
7. Train Dodge
8. Old Dogs Don’t Die
9. Nobody Ever Said Fuck The Fire Department
10. Don’t Pass The Torch
11. 50 Seconds Of PMA
12. The Good Fight
13. Chopper, Sic Balls!
Bandmitglieder:
Ingo Knollmann – Gesang
Peter Tiedeken – Gitarre
Christian Kruse – Bass
Benni Thiel – Schlagzeug
Gründung:
2020
Text: David Spring