Dackelton Records / VÖ: 28. März 2025 / Punk
drei-meter-feldweg.de
Text: David Spring
Hui, da musst du wohl echt verdammt Deutsch (oder alt?) sein, um diese Referenz zu verstehen: gut Holz! Das sagt man offenbar beim Kegeln, um einander viel Erfolg zu wünschen. Damit nicht genug, gibt es bei unseren schnuckligen grossen Nachbarn tatsächlich sowas wie Bundeskegelbahnen. Ach, Deutschland, du knuffiges Schätzlein… Aber was labere ich hier herum? «Gut Holz» ist, viel wichtiger, die neuste Platte von Drei Meter Feldweg und das ist Grund zur Freude!
Der fantastische Vorgänger «Durak» liegt nicht lange zurück, doch Drei Meter Feldweg waren noch nie eine Band, die sich einen faulen Lenz macht. Dafür passiert in der Welt ohnehin viel zu viel, den ganzen Mist muss man ja irgendwie verwerten. So überrascht es wenig, dass «Gut Holz» bis dato, wenn nicht das härteste, dann sicher das intensivste Album der Band ist. Los geht es aber erst einmal eher humorvoll mit «KGLVRN», in welchem uns DMF zu sich auf die sagenumwobene Bundeskegelbahn einladen. Spätestens mit «Scheissegal» danach ist der Fall aber klar: ein strammes Punkriff, melodiöse Bläsersätze und diese unvergleichliche Stimme. Da kannst du nur mitgehen, Faust geballt, Arsch hoch, ab geht’s!
Tatsächlich ist in den letzten Jahren viel geschehen, von grossen Festivalshows über beachtliche Chart-Erfolge bis hin zu ausverkauften Konzertreisen. Zwischen all dem Trubel noch neue Songs zu schreiben, ist nicht einfach, doch Drei Meter Feldweg liefern auf gewohnt hohem Niveau ab. «Wolken im Paradies» zeigt früh, dass nicht alles rosig ist, doch auch, dass druckvolle Gitarrenriffs, rasante Beats und zackige Bläser, die besten Mittel gegen all den Mist sind. Der eindrucksvolle Klima-Text malt darüber hinaus beklemmende Bilder und zeigt eine Band in Höchstform. «Irgendwo anders» danach ist astreiner Punkrock. Ohne den Anspruch auf den tiefgründigsten Text aller Zeiten zu haben, drückt die Nummer perfekt ab und trifft trotzdem mitten ins Herz – hach, welch Freude!
Kaum eine Band kann Drei Meter Feldweg derzeit das Wasser reichen, wenn es darum geht, unverschämt gute und eingängige Melodien aus dem Ärmel zu schütteln und dabei ein cleveres Händchen für die richtigen Worte zu beweisen. Wie schon «Eine Lovestory» vom Vorgängeralbum die zunehmende rechte Gewalt thematisierte, gibt es mit «Krokodilstränen» auch dieses Mal ein hocheffektives Anti-Nazi-Lied. Das erstklassige Funk-Pop-Dingens «Alle deine Bilder» verneigt sich in Richtung FURT und liefert mit einem gewagten Cyber-Stalker-Text den vielleicht besten Song des Albums. Und «Fünf kleine Kakteen» beweist, dass selbst ein Break-Up-Song extrem pointiert und witzig sein kann, ohne verletzend oder beleidigend zu sein. Hut ab!
Am Ende bleibt eine verdammt geile Scheibe. Wirklich auszusetzen gibt es nichts: Alle 13 Songs hauen rein, bieten reichlich Abwechslung und Energie und zeigen eine clevere, aufgeweckte Punkband, die auf ihrer fünften Platte erneut verdammt gut abliefert. Trotz aller Ernsthaftigkeit verlieren Drei Meter Feldweg nie den Spass an der Sache und das Feuer im Herzen. So macht Punkrock Sinn und Spass, ob auf der Bundeskegelbahn oder im gepflegten Pogopit – und damit wünschen auch wir: Gut Holz!
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