Bakraufarfita Records / VÖ: 17. Januar 2025 / Hardcore, Punk
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Text: David Spring
Was tun, um als Band aufzufallen? Manche Gruppen produzieren aberwitzige Videos, um die Götter der Algorithmen gnädig zu stimmen, andere verkaufen LPs aus Gold, lebende Ponys und den Gepard Flugabwehrkanonenpanzer 1A2 als Merchandise, um den Kapitalismus-Gottheiten wohlwollend entgegenzulächeln. Wo die eine Band 38 Millionen Followers auf OnlyFans hat, lässt sich die nächste bei jeder Show live auf der Bühne von Gordon Ramsay bekochen. Was man halt so tun muss im Biz… Und Disgusting News? Die machen einfach geilen, überzeugenden Hardcore!
Genau, denn mehr braucht es nicht. Das wütende Quartett aus Bielefeld bringt mit «Symptoms» bereits die dritte Platte unter die Leute und lässt darauf in guter alter Manier nichts anbrennen. Der Blick auf die Songlängen ist vielversprechend, brauchen Disgusting News doch kaum für einen der 12 Tracks länger als zwei Minuten. Der Opener «Wreck» bietet gleich alles, was man sich von gutem Hardcore wünscht: mitten in die Fresse knallende Gitarren, wunderschön knarrige Bässe, unaufhaltsame Drums und eine der furiosesten Stimmen seit langem. Sängerin Vanessa brüllt dir ihre Lyrics mit so viel Leidenschaft und Schmackes ins Gesicht, dass es eine Freude ist.
Es ist aber nicht alles Gebolze und Geschrei bei Disgusting News. Das vorzügliche «People Pleaser» etwa liebäugelt mit schrammlig melodiösem Post-Punk der Marke duesenjaeger und die vorzüglich rockende Single «Strassen» erweckt gar Erinnerungen an den unbändigen Punk’n’Roll von March. Auf der anderen Seite stehen brachiale Ein-Minuten-Bretter wie das glorreiche «Sad Boys», das wundervoll mit der Thematik der toxischen Maskulinität ins Geschütz geht. Und die ultimative Ich-gegen-Alle-Hymne «Allein sein» kommt mit nur 50 wahnwitzigen Sekunden aus, um alles zu sagen. All killer no filler, fantastisch!
Selbst in den furioseren Songs kommt die Melodie nie zu kurz. Disgusting News haben es verdammt gut drauf, ihre Stücke eingängig und abwechslungsreich zu gestalten. Obwohl Vanessa mehrheitlich wütend ins Mikro brüllt, überrascht sie immer wieder mit gekonnt eingesetzten, sanfteren Klängen. Das abschliessende «Bitter» etwa setzt einen ruhigen Moment effektiv ein, bevor der letzte Teil die Platte fulminant abschliesst. Um den Inhalten, die wenig überraschend vor allem von unserer verkorksten Gesellschaft und der kaputten Welt handeln, den nötigen Nachdruck zu verleihen, wird nicht nur in Englisch gesungen, sondern oft auch auf Deutsch. Das lockert die Sache ungemein auf und macht Songs wie das unnachgiebige «Deine Wahrheit» gleich noch einen Zacken besser.
Nach nicht einmal 20 Minuten ist der Spass vorbei, Disgusting News hinterlassen in dieser kurzen Zeit einen bleibenden Eindruck. «Symptoms» ist kurz aber definitiv nicht schmerzlos, eine Platte, die sich festgräbt und dich nicht so schnell wieder loslässt. Von den starken Texten über den abwechslungsreichen Gesang bis hin zur rabiaten, unablässigen Wut und Energie der Songs, Disgusting News machen tierisch Bock. Genau so muss Hardcore, dann klappts auch mit dem Nachbarn.
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