Datum: 13. November 2010
Ort: Lanxess Arena – Köln
Bands: Scorpions / Edguy
Anfangs des Jahres schockierten die Scorpions ihre Fans, als sie auf ihrer Website bekannt gaben, dass sie sich nach über 40 Jahren Bandgeschichte auflösen werden. Sie wollen in Würde abtreten und ihre Karriere mit einem Höhepunkt beenden – mit einem neuen Album, welches in ihren Augen zu einem ihrer besten zählt, und einer Tour, welche sie über fünf Kontinente führen wird.
Die «Get Your Sting And Blackout Farewell-Tour» brachte die Scorpions bereits im Mai/Juni in die Hallen Deutschlands, doch da die Nachfrage nach Tickets für die Abschlusstournee sehr gross war, beschlossen sie noch einige Zusatzkonzerte zu geben. Unter anderem traten sie am 13. November in der ausverkauften Lanxess Arena in Köln auf, wo die hessische Band Edguy als Support mit dabei war.
Unzählige der Besucher hatten an diesem Abend wohl ein lachendes und ein weinendes Auge, denn viele freuten sich zwar darauf die Band um Sänger Klaus Meine in Action zu sehen, aber hatten auch im Hinterkopf, dass es das letzte Mal sein wird, dass sie die Emotionen der Songs hautnah und live erleben können. Passend zum Abschied der Scorpions verhielt sich auch das Wetter – es regnete in Strömen.
Als die riesige Halle schon ziemlich gut gefüllt war, begann mit ein wenig Verspätung das Konzert von Edguy, welche mit dem Song «Dead Or Rock» von ihrem aktuellen Studioalbum «Tinnitus Sanctus» loslegten. Des Weiteren spielten sie bis auf die Ballade «Save Me» schnellere Stücke wie «Tears Of A Mandrake» oder «Lavatory Love Machine». Insgesamt war es ein super Auftritt, denn die Herren wussten, wie man eine solch grosse Bühne rockt. Auch der Unterhaltungsgrad war hoch, denn Tobias Sammet, Sänger und Kopf der Bande, animierte nicht nur dauernd die Zuschauer zum Mitsingen, sondern zeigte auch, dass er einen witzigen Humor hat. Als er zum Beispiel fragte, ob auch Frauen anwesend seien und diese dann kreischten, kam der Spruch, das klinge ja wie an einem «Take That»- Konzert. 😉
Als ich mich während der Umbaupause in der Arena etwas genauer umschaute, stellte ich fest, dass sich ein sehr gemischtes Publikum zusammen gefunden hatte. Neben eingefleischten Fans, welche mit der Musik der Scorpions aufwuchsen, und jüngeren Anhängern waren auch Leute anwesend, welche man, rein vom ihrem Styling her betrachtet, gar nicht an einem Rock-Konzert erwarten würde. Teilweise hatte ich auch das Gefühl, dass es einige nur ans Konzert verschlagen hatte, weil sie die Scorpions einfach einmal live sehen wollten und diese Chance sich nun zum letzten Mal bot. Falls dem so war, ist dies allerdings nicht negativ zu werten, sondern das beweist doch wieder einmal mehr, dass die Scorpions zu den grössten Rockbands gehören. 😉
Das Licht ging aus, Musik erschallte aus den Lautsprechern, auf den Video-Leinwänden wurden Bilder vom «US-Festival» im San Bernadino Valley eingeblendet, auf welchen man sah, wie über 300’000 Menschen in Richtung Bühne rennen. Das Podest mit dem Schlagzeug ging in die Höhe, Drummer James Kottak machte sich kampfbereit. Gitarrist Rudolf Schenker kam auf die Bühne und spielte die ersten Töne vom Song «Sting In The Tail» – und Bumm! Mit Pyros und einem Knall ging es los. Auch das Publikum machte gleich mit, wobei vor allem die Fans weiter vorne ziemlich euphorisch waren.
Machte der Anfang ein Lied ihres neusten Studio-Albums, so folgten, bis auf die zwei Ausnahmen «The Best Is Yet To Come» und «Raised On Rock», welche ebenfalls beide von ihrer aktuellen CD sind, nur ältere Stücke. Vertreten waren Songs von den Alben «Lovedrive», «Animal Magnetism», «Blackout», «Love At First Sting» und «Crazy World». Zudem spielten sie gegen Ende noch «Six String Sting» von ihrem Live-Album «World Wide Live». Eine Setlist, mit der wohl die meisten Besucher zufrieden waren und bei welcher für die älteren Generationen die Nostalgie vorprogrammiert war.
Höhepunkte an diesem Abend waren unter anderem die zwei sehr bekannten Songs «Send Me An Angel», und «Wind Of Change», welche die Scorpions beide in einer sanften, fast akustischen Version präsentierten. Währenddessen herrschte in der Arena eine ganz besondere Stimmung, welche zum Träumen einlud und dazu führte, dass man komplett in der Musik versank. Gänsehaut-Feeling kam dann nochmals gegen Ende des Konzertes auf, als sie als erste Zugabe das wunderschöne Lied «Still Loving You» spielten.
Während des ganzen Auftritts kamen immer wieder Pyros zum Einsatz und über die Leinwände flimmerten Videosequenzen wie auch Fotos, welche die gesamte Bandgeschichte nochmals aufleben liessen: eine Reise in die Vergangenheit der Scorpions und wieder zurück bis in die Gegenwart. Um auch die Diskographie in Erinnerung zu rufen, zeigten sie in einem kreativ zusammen gestellten und ein bisschen chaotischen Video alle Albumcovers. Begleitet wurde das Ganze von einem schätzungsweise zehnminütigen Drum- Solo, bei welchem sich Kottak fast die Seele aus dem Leib trommelte.
Die Scorpions bewiesen an diesem Abend, dass sie auch noch nach so langer Zeit im Geschäft den Rock im Blut haben und eine grandiose Show hinlegen können. Bei «Rock You Like A Hurricane», der zweiten Zugabe, konnte man die ganze geballte Kraft der Scorpions noch ein letztes Mal spüren, bevor mit «When The Smoke Is Going Down» das Konzert langsam zu Ende ging. Ein letztes Mal verabschiedeten sie nun das Kölner Publikum und warfen als Dankeschön noch etliche Drumsticks, Gitarren-Plektren und Handtücher in die Menge.
Setlist Edguy:
1. Dead Or Rock
2. Superheroes
3. Tears Of A Mandrake
4. Ministry Of Saints
5. Save Me
6. Lavatory Love Machine
7. King Of Fools
Setlist Scorpions:
1.Sting In The Tail
2.Make It Real
3.Bad Boys Running Wild
4.The Zoo
5.Coast To Coast
6.Loving You Sunday Morning
7.The Best Is Yet To Come
8.Send Me An Angel
9.Holiday
10.Wind Of Change
11.Raised On Rock
12.Tease Me Please Me
13.Dynamite
14.Kottak Attack
15.Blackout
16.Six String Sting
17.Big City Nights
Zugaben:
18.Still Loving You
19.Rock You Like A Hurricane
20.When The Smoke Is Going Down
Geschrieben von: Jasmin Stierli