Open Air St. Gallen
Date: 26. – 28. Juni 2009
Place: Sittertobel – St. Gallen (CH)
Website: www.openairsg.ch
Written by: Nicole
Was für ein Wochenende der Gegensätze. Sonne, Regen, Reggae, Industrial… extremer und gegenseitlicher konnte das Festival nicht mehr werden. Wo am Freitag vor der Bühne noch sommerlich heiter Frisbee und Fussball gespielt wurde, lieferten sich am Samstag und Sonntag die Besucher Schlammschlachten. Die Drecklöcher wurden immer tiefer doch die Stimmung blieb vom Anfang bis zum Schluss ausgelassen und fröhlich. Die 33. Auflage des St. Galler Open Air meldete am Samstag Ausverkauf mit 95’000 Tageseintritten. Die krasse musikalische Stil-Mischung schien also aufgegangen zu sein und hat zahlreiches, durchmischtes farbiges und etwas schwarzes Publikum angelockt.
Während sich am Freitag die Schweizer Lovebugs um die Publikumsgunst mit Grössen wie Peter Fox und Cypress Hill schlugen, war der Auftritt von den Flaming Lips eine Klasse für sich. Absolut schräg und abgefahren war ihre Show. Ganz in Orange und mit einer Horde Teletubbies und noch mehr Luftschlangen und Konfetti. Die Musik geriet ob soviel Ablenkung ganz in den Hintergrund. Ein fulminanter Abschluss des ersten, noch sonnigen Festivaltages.
Vor allem der Samstag hat es mir aber persönlich und sicherlich auch der Gothic-Gemeinde angetan. Denn mit Nine Inch Nails und Nick Cave & The Bad Seeds standen Topkracher und einmalige Live-Erlebnisse auf dem Programm. Entsprechend voll vor der Bühne war es dann auch bereits als die Diva im feinen Anzug auftrat. Nach anfänglicher Zurückhaltung sang sich Nick Cave zusehends in Ekstase und musste schlussendlich fast schon von der Bühne geschmissen werden, um den Ablauf nicht allzu in Verzug zu bringen. Vom angerichteten Chaos des charismatischen Sängers hinter der Bühne mal abgesehen, der mit einem riesigen Equipment angekommen war, hat er vorne eine einwandfreie und mitreissende Show abgeliefert. Gut, kann sein, dass die ganz jungen Festivalbesucher den Draht zu dieser Art von Musik nicht ganz gefunden haben, aber eben, deshalb auch hier eine krasse Mischung sozusagen.
Als es dann dunkel wurde betrat Nine Inch Nails mit einem lauten Krach die Sitterbühne. Energiegeladen und tobend fegte Trent Reznor herum und schmiss dabei das halbe Material von der Bühne. Als erstes flog gleich mal das Keyboard in den Graben und hat die Security darunter so ziemlich erschreckt. Zum Glück wurde aber niemand verletzt und das Keyboard fand seinen Weg wieder auf die Bühne. Ein riesiges Spektakel mit einer genialen Lichtshow. Düster, rockig, genial.
Während Samstag Nachmittag die Sonne zwischenzeitlich schien, gab auch Farin Urlaub und sein Racing Team eine punk-rockige Einlage. Der Aufforderung von Farin Urlaub zum Schlamm-Tanzen sind auf alle Fälle alle vor der Bühne nachgekommen und eine total dreckige, dafür ausgelassene Meute wälzte und hüpfte sich durch die Pfützen. Eine einmalige Stimmung, der ich trotzdem gerne mit etwas Schlamm-Distanz zugesehen habe.
Der Abschluss an diesem Tag bildete Jan Delay. Ein überaus sympathischer Kerl, mit einer grossen Fangemeinde, die sich auch nicht durch strömenden Regen davon abhalten liess, das Konzert in voller Länge bis nach zwei Uhr früh zu verfolgen und mitzusingen.
Der Sonntag brachte dann wieder Sonne und Sommer-Sound mit Bands wie Milow, den Schweizern Phenomden und zum Festival-Abschluss Mando Diao.
Alles in allem ein riesen Event mit musikalischen Höhepunkten der Extraklasse, viel Matsch und Pflotsch und noch mehr guter Laune.