Demons Run Amok / VÖ: 22. September 2023 / Metal, Punk
diedorks.de
Text: David Spring
Keine Band tanz so sehr zwischen sämtlichen Stühlen, wie Die Dorks. Der Bandname erweckt die Geister des Deutschpunks, doch nur weil Lisa Dork und ihre beiden Mannen sich der Sprache Goethes bedienen, will das noch nichts heissen. Dafür sind die brutalen Riffs und Gitarrensolos viel zu sehr im Metal daheim. So oder so, das bereits achte Album des bayrischen Trios, «Geschäftsmodell Hass», zeigt einmal mehr, dass Genre-Grenzen genau wie alle anderen Grenzen dieser Welt sind: einfach fürn Arsch.
Der grossartige Opener «Niemals fehl am Platz» ist eine erhabene Hymne für all die Menschen, die noch nie so wirklich dazugehört haben. Dabei haut das eröffnende Riff so fett rein, dass die Pommesgabel gleich ganz von alleine in die Luft schnellt. Schnell merkt man auch, dass Die Dorks wütender, ja gar hasserfüllter sind denn je. Die Welt ist am Abgrund und Schuld daran haben wir Menschen. Die gewaltige (oder gewaltverherrlichende) Vorabsingle «So stand es geschrieben» zum Beispiel lässt keine Zweifel, wie die Band auf gewisse Menschen blickt: «Kinderarmut und die dritte Welt, all das siehst du nicht, darum ist es dir scheissegal. Ich will, dass du wie sie verhungerst, sowas nennt sich gerecht und nicht linksradikal.»
Ja, die Texte halten nichts zurück, genau, wie man es von Die Dorks kennt und liebt. Musikalisch wiederum werden durchaus ein paar Überraschungen geboten, allen voran das komplett akustische «Wer nimmt mir die Angst», auf dem Lisa ihre eindrucksvolle Stimmgewalt zur Schau stellt. Ebenfalls auf der verhältnismässig ruhigen, dafür umso eindringlicheren Seite ist «Weil die Erde brennt», ein leidenschaftlicher und sehr effektiver Warnruf über die zweifelhafte Zukunft unseres Planeten. Das Highlight der Platte, sowohl inhaltlich wie auch musikalisch, ist der Titeltrack. Ein bösartiges Thrash-Metal-Brett mit fettem Drive und ultra-fiesem Refrain, der an Kreator erinnert – unfassbar geil.
«Geschäftsmodell Hass» zeigt Die Dorks musikalisch vielfältig und inhaltlich unfassbar angepisst. Fans der punkigen Dorks von damals werden vielleicht nicht mehr ganz so abgeholt werden, doch der abwechslungsreiche Metal, denn die Drei hier produzieren, die äusserst talentierte Instrumentierung und die schiere Wut und Aggression der Texte lassen niemanden kalt. Unbequem und aneckend sind Die Dorks nach wie vor, doch auch verdammt gut, darum darf derzeit kein Weg an ihnen und ihrer einzigartigen Musik vorbeiführen.