Band: Die Dorks
Album: Der Arsch auf deinem Plattenteller
Genre: Punk / Metal
Label: Coretex Records
VÖ: 19. Oktober 2018
Webseite: diedorks.de
Irgendjemand hatte dereinst entschieden, dass erfolgreiche Bands bloss keine Genres zu vermischen haben. Der Elitismus, der mit Fans einer bestimmten Musikrichtung einhergeht, ist allen, die sich auf den Social-Media-Plattformen ihrer Lieblingsbands bewegen, ein Begriff. Liebhaber*innen mehrerer Genres scheint verpönt und verschrien zu sein, wie kann ich denn den neusten Trve Kvlt-Black-Metal-Underground-Hit entdecken, wenn ich nebenbei noch seichten Indie oder räudigen Punk höre?
Schön, gibt es Gruppen, die sich einen Deut um solche Klassifizierungen scheren. Eine der interessanteren dieser Bands sind Die Dorks aus dem beschaulich bayrischen Martkl am Inn. Unter anderem als „Iron Maiden des Deutschpunks“ bezeichnet, schreibt sich das Quartett seit jeher Metal genauso gross auf den Banner, wie Punk, irgendwo zwischen Bach, Slayer und Wizo, wie es der Biographie zu entnehmen ist. Das aktuelle Album mit dem wundervollen Namen “Der Arsch auf deinem Plattenteller” erschien bereits im Herbst 2018. Egal, denn nach dem überaus witzigen Intro “Der Producer Hat Gesagt, Wir Brauchen Ein Instrumentalintro” zeigt sich sofort, dass der Punk/Metal-Mash Up ernst gemeint ist. Der Titeltrack zeugt nicht nur von unironisch tollem Text, auf den viele Deutschpunk-Kollegen neidisch wären, sondern auch von Gitarrenduellen und Double-Bass-Läufen, die es in sich haben. Zusammen mit der hammer-starken Rockröhre von Sängerin und Gitarristin Lizal eine absolut explosive Mischung.
Die musikalischen Helden alter Schule, Judas Priest und Motörhead, werden zelebriert und honoriert, genauso wie die tiefgründige Aktualität, Relevanz und der Humor von Bands wie Wizo, Radio Havanna und ZSK. Lieder wie „Sinn Des Lebens“ oder „Wo Die Musik Noch Offline Spielt“ sind genau das, was sich jeder Metal-Fan von Wizo wünscht. Sind doch deren härteren Einflüsse stets erkennbar, aber nie wirklich bis zur Vollendung durchgezogen. Die Dorks wiederum geben alles, es können gar nicht genügend Gitarrensoli, Riffs und Breakdowns in den für Punk-Verhältnissen äusserst langen Liedern unterkommen. Mit fast fünf Viertelstunden Spielzeit ist auf dem Album reichlich Zeit für Ausflüchte in noch weitere Stilrichtungen.
„Mehr Als Nur Verschwendete Jugend“ beginnt mit einem gemütlichen Reggae-Riff, das grossartige „Barrikaden Aus Fleisch Und Blut“ startet als schunkliger Folk-Rock Song. „Am Tresen Einer Anderen Stadt“ wiederum ist eine Power Ballade mit Klavier und das wundervoll lustige „Mach Die Dorks Aus Blues“ ist demnach genau ein solcher, handelt es sich dabei um ein Cover des selbst für Lemmy eher untypischen Mundharmonika-Blues „Whorehouse Blues“ von Motörhead. Und wenn dann niemand anderes als Wölfi von den mächtigen Kassierern auf dem glorreichen Alt-Punker Gassenhauer „Zu Fett Für Deine Lederjacke“ als Gast auftaucht, ist eigentlich alles perfekt.
Auf jeden der insgesamt 17 Songs einzugehen sprengt den Rahmen. Im Endeffekt reicht es zu sagen, dass Die Dorks genau das Richtige für alle sind, die sich bei Die Ärzte, Turbostaat und der Terrorgruppe mehr Gitarrensolos wünschen, und denen bei Guardian Angel und Iron Maiden der textliche Tiefgang und Humor fehlen. Die Dorks zeigen auf “Der Arsch auf deinem Plattentelle”, dem bereits sechsten Album der Band, erneut eindrucksvoll, dass Headbangen genau so zu einem Pogopit dazugehören kann, wie eine politische Message und mal zynische, wütende, amüsante Texte zu harten Riffs und Gitarrensolos. Genres sind für alle Ewiggestrigen, Musik muss Spass machen, motivieren und anecken und Die Dorks sind absolute Meister darin.
Tracklist:
1. Der Producer Hat Gesagt, Wir Brauchen Ein Instrumentalintro
2. Der Arsch auf deinem Plattenteller
3. Borderline Flashmob
4. Die Trümmer Der Zivilisation
5. Zu Lange Winter In Berlin
6. Barrikaden Aus Fleisch Und Blut
7. Sinn Des Lebens
8. Mehr Als Nur Verschwendete Jugend
9. Wo Die Musik Noch Offline Spielt
10. Am Tresen Einer Anderen Stadt
11. Der Stock Im Arsch Des Undergrounds
12. Wenn Die Angst Zum Zeitgeist Wird
12. Die Zeit Der Lügengesten
14. Weil Es Jeder Von Uns Braucht
15. Zu Fett Für Deine Lederjacke feat. Wölfi Kassierer
16. Mach Die Dorks Aus Blues
17. Hidden Dreck
Bandmitglieder:
Lizal – Gesang und Gitarre
Pat – Gitarre
Jürgen – Bass
Bons – Schlagzeug
Gründung:
2009
Text: David Spring