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Die Ausreden – Menschen

27/11/25
von David Spring

DieAusreden-Menschen

Bakraufarfita Records / VÖ: 28. November 2025 / Punk
dieausreden.de

Text: David Spring

Gibt es etwas Schlimmeres als Menschen? Schau nur mal aus dem Fenster und du brauchst nicht lange, um festzustellen, dass da nicht gerade viel zurückgrinst, was dir Hoffnung für unsere humanoide Masterrasse macht. Wir beherrschen es besser als jede andere Spezies, unentwegt am Ast, der uns trägt, zu sägen. Das ist keine bahnbrechend neue Erkenntnis, aber manchmal muss es einfach wieder gesagt werden. Solch sympathische Beobachtungen gehören nämlich mit zum lautstarken Repertoire von Die Ausreden, die ihr schickes Debüt eben gerade diesen unsäglichen «Menschen» widmen.

Die Ausreden sind eine muntere Truppe erfahrener Musiker:innen aus dem Berliner Untergrund. Entstanden während der Pandemie, folgten bald erste EPs und eine abenteuerliche Kosovo-Tournee, die dazu führte, dass das Debütalbum spannenderweise in Prishtina aufgenommen wurde, im Defy Them Studio mit Galdon Reçica. Und so führt uns eine sanfte albanische Stimme ins Intro «Hyrja 3», bevor «Rettungsaktion» dann gleich volle Kanne reinhaut. Der Song macht umgehend klar, wie der Hase läuft: munterer Power-Punk mit treibendem Beat und rabaukenhaften Gitarren, dazu ein grossartiger Anti-Patriarchats-Text, gesungen von gleich drei Stimmen.

Der Sound von Die Ausreden erinnert wohlig an die besten Aggropop-Tage der Terrorgruppe, gepaart mit einem nicht von der Hand zu weisenden Rockverständnis sowie vortrefflichem NDW-Melodiegespür. Der Gesang wird dabei von Gitarristin Paula Prachtkind, Bassistin Ms. Mawashi Geri und Gitarrist Logan Zufall zu gleichen Teilen getragen, was für viel Abwechslung und Sympathiepunkte sorgt – während Drummer Phil Smaller beherzt in die Felle haut. Songs wie das rabiate «Totale Randale», die spassige Wunschvorstellung der «James Bond Million» oder der wundervoll stoische Abgesang an Luxus-Trips und Geldhorderei in «Ringbahn» gehen sofort ins Herz. Die sympathischen Stimmen, das zackige, frohgemute Songwriting und die bissig-witzigen Texte, die von Beobachtungsgabe sowie dem Herz am rechten Fleck zeugen, machen unglaublich Bock.

Bei all der guten Laune sollte aber nicht vergessen gehen, dass Die Ausreden sehr wohl eine Punkband sind. Die Probleme der Gesellschaft, wie die stete Gefahr von rechts, das elende kapitalistische System und die leidende mentale Gesundheit der Menschen, die für eine bessere Welt kämpfen, werden aufmerksam beleuchtet und kritisch besungen. Im Zentrum der Misere steht der Song, der dem Album seinen Namen gegeben hat: «Irgendwas mit ohne Menschen». Hinter diesem fantastischen Titel verbirgt sich nicht nur eine an Misanthropie grenzende Abhandlung mit der Menschheit (O-Ton: «Menschen, warum seid ihr nur hier? Was wollt ihr alle von mir?»), sondern ein vom ruppigen Gitarrenriff über den eingängigen Refrain bis hin zum grossartigen, als C-Teil getarnten Basssolo wahrhaft perfektes Kleinod der deutschen Punkmusik. Glorreich.

Die Ausreden reihen sich ein – in die stetig länger werdende Liste neuer Bands, die grossartige Debütplatten abliefern und genau den Zahn der Zeit fühlen. Es muss etwas an der alten Weisheit sein, dass Künstler:innen dann besonders aufblühen, wenn die Welt kurz vor dem Untergang steht. Zum Glück haben wir Bands wie Die Ausreden, die vielen unserer Gefühle und Gedanken mit ihrer Musik Ausdruck verleihen. «Menschen» ist ein hervorragendes Album geworden, voller Abwechslung, Herz und Intelligenz. Genau die Musik also, die wir derzeit dringend brauchen.

Eingeordnet unter Musik-Rezension Schlagworte: David Spring, Die Ausreden, Menschen, Punk
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