Band: Devin Townsend
Album: Z2
Genre: Progressive-Metal
Label/Vertrieb: HevyDevy
Veröffentlichung: 27. Oktober 2014
Website: Devin Townsend.com
Geschrieben von: Daniel Baratte
Fehlen Background-Informationen, so kann es durchaus sein, dass „Z2“, Devin Townsends neuestes Werk, ein wenig seltsam rüberkommt. Wem Ziltoid gänzlich fremd ist wird vermutlich Schwierigkeiten haben das Klanggerüst eines Devin Townsend richtig einzuordnen. Für die, welche nun wirklich keine Idee haben um was es geht.
Ziltoid ist ein etwas sonderbarer Ausserirdischer auf der Suche nach seinem „Ultimate Cup Of Coffee“. Ziltoid ist durchgeknallt und irgendwie sehr böse und doch mag man den Typen, der von Devin Townsend immer wieder mit ins Spiel gebracht wird. Und schliesslich wurde ihm auch ein Album gewidmet „Ziltoid, The Omnicient“. Da Ziltoid sich immer mehr zur Lieblingsfigur von Townsend entwickelte, war es die logische Schlussfolgerung, dass nach erfolgreichem Konzept-Auftritt „The Retinal Circus“ irgendwie eine Fortsetzung geben muss. Nun, da bietet sich ja Ziltoid gerade zu an.
In gewisser Weise ist „Z2“ ein Konzept-Album, anderseits eine Art Musical, das schon mal vermuten lässt, was in der Royal Albert Hall auf das Publikum zukommen wird. Es lohnt sich hierbei einen Blick zurückzuwenden, wo im November 2012, ebenfalls in London, The Retinal Circus von Devin Townsend aufgeführt wurde. Es war eine Art Musical, untermalt vom vergangenen und aktuellen musikalischen Schaffen des Kanadiers. Und auch Townsends Kult-Puppe Ziltoid The Omnicient war natürlich auch dabei. Dem singulären Ereignis folgte dann nach etlichen Monaten das obligate opulente Merchandising, wo der ausgabebereite Fan ganz schön tief in die Tasche greifen konnte, um all die Special Releases und Sammler-Boxen zu erwerben.
In Hinblick auf den im April bevorstehenden Special Event in London, wird das neue Album von Devin Townsend schon ein wenig verständlicher. Da vor mir aber nur diese zwei Silberlinge bzw. die Vinyl-Ausgabe liegen, gilt es das Album an sich zu beurteilen. Das ist verhältnismässig schwierig, da die vielen Gesprächspassagen auf dem zweiten Album „Dark Matters“, die nun mal Bestandteil des bevorstehenden Events sind, den Blick oder besser gesagt das Ohr immer wieder auf die imaginäre Bühne schweifen lassen. Zudem sind die häufigen Chor-Einlagen sehr auffällig und Kenner des Retinal Circus sind ein wenig im Vorteil, da schon dort üppig Chöre verwendet wurden. Übrigens werden auf dem Album 2000 (zweitausend) Chor-Stimmen verwendet. Noch nie gab es eine Metal Produktion, die so viele Chöre einsetzte. Nun gut, doch die immer präsenten Geräusche wie zum Beispiel bei „Deathray“ wie Lasergeschosse, Piepsen, Quietschen und auch die ein wenig kindlich wirkende Furz-Geräusche, gehen einem irgendwann mal trotzdem auf die Nerven.
Musikalisch war und ist Devin Townsend schon immer ein hoch interessanter Künstler, und man hätte nach dem vorangegangenen Hype erwarten können, dass mit dem Doppelalbum „Z2“ eine weitere Meisterleistung auf einem zukommen würde. Unglücklicherweise, und es fällt ausgerechnet mir besonders schwer zuzugeben, bewegt sich „Z2“ eher im vorderen Mittelfeld. Zwar hat vor allem das Album „Dark Matters“ mit der eigentlichen „Show“ mächtig Bums, aber man merkt, das irgendwie was fehlt.
Ok, Devin ist nicht immer einfach einzuordnen und grundsätzlich bekannt für Überraschungen. Dass „Z2“ ein wenig konsumgerechter rüberkommt ist dafür weniger verwunderlich. Dafür sorgt das erste Album „Sky Blue“, das eher musiklastig als Show-bezogen wirkt. Die langsamen und feinen Passagen kennt man ja schon von anderen Alben von Mister Townsend, aber meistens waren halt schon die brachialen Kompositionen federführend und sorgten für entsprechende Aufmerksamkeit.
Die Figur Ziltoid war schon immer eine amüsante Begleiterscheinung Devin Townsends und die hässliche Puppe schaffte es tatsächlich auf Facebook über 29‘000 Likes zu bekommen. Naja, die Puppe hat inzwischen ein Redesign bekommen, man wartet mit spacigen Animationen auf. Professionelle Illustrationen zieren plötzlich Facebook, Youtube, Twitter und Konsorten. Eine professionelle Marketing Maschinerie ist für „Z2“ am Laufen und schon alleine die Tatsache, dass für den Event in der Royal Albert Hall die meisten Tickets in wenigen Minuten ausverkauft waren zeigt, dass das Management Townsends die Aufgaben versteht.
Devins Job ist es hingegen Musik zu machen und meines Erachtens lassen sich beim vorliegenden Album leider Defizite feststellen. Zu geschliffen, zu kommerziell kommen die Songs daher und das früher offensichtlich Aggressive im der Musik ist viel mehr in den Hintergrund geraten. Das Devin Townsend (Project) wird massentauglich und verliert dabei an wertvoller Substanz. So ist mir der Song „Sky Blue“ ein wahrhafter Gräuel! Was zum Geier hat ein Pseude-Rock-Dance-Floor-Song auf einem Townsend Album verloren? Lassen wir es einfach gut sein und nennen wir es Kunst.
Schön, dass Devins Langzeit-Gesangsbegleitung, Anneke Van Giersbergen, recht häufig am Mikrofon ist. Immer wieder wird in Interviews nach ihr gefragt und sie scheint, nicht nur optisch, definitiv eine Bereicherung für das DTP zu sein. Doch auch Anneke vermag es nicht, das Album an die Spitze zu manövrieren. Die Tatsache, dass Z2 „nur“ ein Vorläufer der eigentlichen Show im April in UK sein wird, schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Haupt dieses Silberlings, denn fast mit jedem Song wird man an eine orchestrale Inszenierung erinnert, was den Album-Charakter gesamtheitlich schmälert.
Fazit: Dass Townsend mittlerweile stark kommerzialisiert wird, ist sicherlich die logische Konsequent einer leidenden Musikindustrie und es ist verständlich, dass die Musiker möglichst viel aus ihren Fans schöpfen möchten. Viele bekannte Künstler schaffen es heute kaum mehr von ihrer Kunst zu leben und suchen nach neuen Einnahmequellen. Bei Devin Townsend ist dieses Phänomen immer deutlicher sichtbar und birgt leider einen leicht bitteren Nachgeschmack. Ob ich deswegen auf meinen „Ultimate Cup Of Coffee“ in London verzichte? Niemals!
Tracklist – Sky Blue:
01. Rejoice
02. Fallout
03. Midnight Sun
04. A New Reign
05. Universal Flame
06. Warrior
07. Sky Blue
08. Silent Militia
09. Rain City
10. Forever
11. Before We Die
12. The Ones Who Love
Tracklist – Dark Matters:
01. Z²
02. From Sleep Awake
03. Ziltoidian Empire
04. War Princess
05. Deathray
06. March of the Poozers
07. Wandering Eye“
08. Earth
09. Ziltoid Goes Home“
10. Through the Wormhole
11. Dimension Z“