Band: Destination Anywhere
Album: Unter den Wolken
Genre: Punkrock / Ska
Label/Vertrieb: Ambulance
VÖ: 3. Juni 2016
Webseite: destinationanywhere.de
Die deutsche Sprache in Wort und Schrift hat schon so einiges an Wundervollem hervorgebracht. In Lyrik und Poesie gibt es wohl keine andere Diktion die so vielfältig zu sein scheint wie eben jene, unsere Muttersprache. Das Deutsche im Gesang jedoch, hat nicht annährend denselben Ruf, ist gar verpönt und in vielen Genren nicht gern gesehen. Die Punkrocker von Destination Anywhere probieren die Kehrtwende mit „Unter Den Wolken“ gleich zum zweiten Mal und veröffentlichen damit ihr viertes Studioalbum und das Zweite mit rein deutschem Gesang.
Bekannt für ihren Punkrock mit Skaeinschlag sind das Septett aus dem Nachbarn im Norden bereits seit 2006 und sie verbinden diese zwei Stile auch auf ihrer neuen Scheibe mit Genuss und einer Leichtigkeit, die durch die Lautsprecher zu hören ist. Die tanzbaren O-Töne aus Saxophon, Trompete und Posaune verbinden sich gekonnt mit den hart gezupften Saiten und dem Schlagwerk. So bringt der Skarhythmus den Hörer in karibische Schwingungen während der Punkrock die Köpfe berstend auf und ab schaukeln lässt. Das passt, macht Spass und hört sich erst noch gut an.
Leider muss man aber wirklich einsehen, dass die Deutsche Sprache auch diesem Genre nicht wohlgesinnt ist. Auch Destination Anywhere schafft es nicht, daran etwas zu ändern. Im Gegenteil, die Texte klingen eintönig, in keinster Weise mal ausgefallen oder auch nur im Kern provokativ. Schade, denn der Sound wäre in Ordnung. „Gift“ bringt den Körper in fahrige Rage. So lässt sich immerhin der schlechte Soundtext über ein mit Süssigkeiten überfülltes Schlaraffenland gut vergessen. Bei „Kasatschok“ fühlt man sich in einem russischen Vodkabesäufnis. „Das Gefühl“ wie auch „Traurig an der Bar“ erfahren auch eine gewisse Aufmerksamkeit wegen den Wechseln im Instrumentarium. Der einzig wirkliche Lichtblick jedoch, rein gesanglich gesehen, ist aber der letzte Song auf der Platte. „Die Sterne und das Meer“ vermag alleine dass zu zeigen, was die Band wohl wollte, gute Musik in gescheitem Deutsch. Der ganze Rest ist laue jugendliche Sommerabend-Strandbadromantik in Adiletten vorgetragen. Diese Romanzen, so weiss man, sind nach einer Saison abgelutscht und mit dem Einzug des Herbst bereits wieder vergessen. Um den Sound tut’s mir leid, er hätte mehr verdient.
Tracklist:
1. Komm, hör doch auf
2. Ohne Dich
3. Couchurlaub
4. Alina
5. Kasatschok
6. Gift
7. Regisseur
8. Dein Stalker
9. Zimmer in London
10. Traurig an der Bar
11. Das Gefühl
12. Totenkopf im Herz
13. Die Sterne und das Meer
Bandmitglieder:
David Conrad – Gesang
Tim Klein – Gitarre
Andre Rüddigkeit – Bass
Peter Stock – Schlagzeug
Christoph Zimmermann – Saxophon
Christian Jüngst – Saxophon
Simon Bradatsch – Posaune
Gründung:
2006
Text: Sebastian Leiggener