Band: Descendents
Album: 9th & Walnut
Genre: Punk
Label: Epitaph Records
VÖ: 23. Juli 2021
Webseite: descendents.tumblr.com
Los Angeles in den 80er-Jahren war ein ganz besonderer Ort: Laut, wild und gefährlich ging es damals zu und her, Unruhen und Strassenschlachten waren an der Tagesordnung. Inmitten all dieses Chaos entstanden viele legendäre Bands wie Bad Religion, Black Flag oder die Circle Jerks. Und dann sind da auch noch die Descendents. Mit US-Punkrock-Klassikern wie „Everything Sux“, „Suburban Home“ oder „I Don’t Want To Grow Up“ spielten sich die Vier über die Jahre hinweg in die Herzen vieler Fans.
Seit 45 Jahren sind die Descendents mal mehr, mal weniger aktiv unterwegs, stets mit ihrem unverwechselbaren Sound. Rasante, (sehr) kurze Songs und viel Melodie sind die Ecksteine ihrer Musik. Verglichen mit vielen der bedeutend ernsthafteren Hardcore-Truppen aus dieser Zeit, waren die Descendents immer schon äusserst eingängig, frohgemut und charmant. Inhaltlich bewegt man sich meist irgendwo zwischen College-Humor und sozialkritischen Alltagsbeobachtungen, liebevoll vorgetragen vom legendären Milo Aukerman. Zum Glück weichen sie 2021 auf ihrem achten Album „9th & Walnut“ nicht merklich davon ab.
Zugegebenermassen liegt das wahrscheinlich daran, dass die meisten Songs auf dieser Platte zwischen 1977 und 1980 entstanden, also noch vor dem wegweisenden Debüt „Milo Goes To College“. 2002 geschah es, dass sich das originale Line Up der Band zusammenfand, um ein bisschen in Nostalgie zu schwelgen. Dieser Moment markierte das erste Mal, dass diese vier Herren zusammen in einem Studio standen und Songs schrieben. Folglich wurde bald die Idee geboren, dass die Stücke das Licht der Welt zu erblicken haben. Produktiv wie eh und je dauerte es danach nur 19 Jahre, bis eine tatsächliche LP fertig wurde.
Es überrascht wohl nicht, dass „9th & Walnut“ nostalgisch daherkommt. Die Energie auf der Platte erinnert so stark an die Anfangstage der Band, dass es eine Freude ist. Natürlich muss niemand die besten Songs ihrer Karriere erwarten. Für alle aber, die Descendents schon lange kennen und lieben, gibt es hier 18 vorzügliche Songs, die alles abdecken, was man sich wünscht. Seien es klassische Punktracks wie „Sailor’s Choice“ oder „I’m Shaky“, anti-soziale Durchdreher wie „You Make Me Sick“ oder Pop-Punk-Perlen wie „Mohicans“ oder „Nightage“.
Die Descendents überzeugen nach wie vor. Die Mischung aus rasantem Punkrock, diesem gewissen „Nichts ist wirklich all zu wichtig“-Vibe und der Tatsache, dass Milo und Co. hier genau das machen, was sie schon seit Jahren am besten können, funktioniert wundervoll. Das Album macht Spass, auch wenn ich mir persönlich aktuellere Songs gewünscht hätte. Egal, wo Descendents draufsteht, sind die Descendents drin, daran gibt es nichts zu rütteln und das ist gut so.
Tracklist:
1. Sailor’s Choice
2. Crepe Suzette
3. You Make Me Sick
4. Lullaby
5. Nightage
6. Baby Doncha Know
7. Tired Of Being Tired
8. I’m Shaky
9. Grudge
10. Mohicans
11. Like The Way I Know
12. It’s A Hectic World
13. To Remember
14. Yore Disgusting
15. It’s My Hair
16. I Need Some
17. Ride The Wild
18. Glad All Over
Bandmitglieder:
Milo Aukerman – Gesang
Frank Navetta – Gitarre
Tony Lombardo – Bass
Bill Stevenson – Schlagzeug
Gründung:
1977
Text: David Spring