Eigenveröffentlichung / VÖ: 23. Februar 2024 / Rock
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Text: David Spring
Rockbands und die Gitarre, eine Liebesbeziehung beinahe so alt wie die Musik selbst. Funktioniert, passt, tried and tested – da ist nichts Neues dabei. Wie wäre es darum mal mit einer Rockband, welche die Gitarre durch den Appalachian Dulcimer ersetzt? An alle, die nun aber auch keine Ahnung haben, was das wohl wieder sein soll: Willkommen im Club und willkommen zu Delicate Prey!
Es handelt sich dabei, grob gesagt, um ein besaitetes Holzinstrument. «Dulcimer» ist die englische Bezeichnung für unser Hackbrett, wobei die Variante aus den Appalachen natürlich kaum etwas damit zu tun hat. Mit dieser Information im Hinterkopf kann man sich nun auf die aussergewöhnliche Musik der aus dem Kanton Fribourg stammenden Delicate Prey gefasst machen. Die Fünf loten auf ihrem Debütalbum «Feasts» nämlich sämtliche Grenzen aus, um neue Klangbilder, Songstrukturen und Atmosphären zu kreieren. Das alles klingt reichlich bizarr, doch auch unfassbar gut. Man nehme den Opener «Home In The Unknown». Hier schreit uns erstmal ein extrem dringliches Saxophon entgegen. Ohne Vorwarnung bricht der Song aus den Boxen und man steht mit offenem Mund da. Wenn dann die geheimnisvolle, tiefe Stimme von Sänger und Synth-Meister Valentin Brügger sanft und bedrohlich erklingt, bleibt der Atem stehen.
Delicate Prey wollen bewusst einzigartig sein, was dieser faszinierenden Band mehr als gelingt. Das von Manfred Jungo gespielte Saxophon ist allgegenwärtig, ebenfalls die überraschend unauffällige, aber ihrem lieblichen Namen mehr als gerecht werdende Appalachian Dulcimer, gespielt von Philip Zurkinden. Die ganzen querulanten Melodien zusammenzuhalten ist die Aufgabe von Yannik Waeber am Schlagzeug sowie Patrick Noth am Kontrabass. Die Songs sind dabei vielschichtig, berührend und einmalig. «Decadent Dream» ist düster und rockig, die eindringliche Stimme mitten im Zentrum. «Somber Giants» wiederum ist sphärisch abgespaced und könnte problemlos als Soundtrack eines Sci-Fi-Dramas aus vergangenen Tagen fungieren.
Auf den ersten Blick möchte man meinen, dass Delicate Prey zu «out there» seien, um gross Gehör zu finden. Tatsächlich aber funktionieren die Songs als Ganzes so unverschämt gut, dass man nur hoffen kann, dass auf die fünf Songs dieser Platte noch viele folgen werden. Die ausufernden Improvisationen, die diese Band live sicherlich zum Besten gibt, mögen abschreckend sein, doch ganz ehrlich: Wer sich auf dieses musikalische Abenteuer nicht wenigstens einmal einlässt, verpasst etwas ganz Grosses. Delicate Prey sind wahrlich einzigartig und erwecken damit die wilde Hoffnung, dass so viel Kreativität, Mut und Talent noch viele kommende Musiker:innen inspiriert, um Neues zu schaffen und breitgetretene Pfade zu verlassen.