Band: Deer Park Avenue
Album: Conscious Mess
Genre: Rock
Label: Muve Recordings
VÖ: 13. März 2020
Webseite: deerparkave.com
Manchen Bands hört man sofort an, aus welcher Ecke der Welt sie stammen. Regionale Einflüsse sind oft nach den ersten zwei Klängen klar, und manchmal ist man vollends verwirrt, wenn man die Herkunft herausfindet. So ist es auch mit Deer Park Avenue. Die zwei Schwestern Sarah und Stephanie Snyder machen furiosen, punkig angehauchten Rock, der sofort nach grosser amerikanischer Produktion klingt: umgehend eingängig, frisch und laut. Umso mehr erstaunt es dann, wenn man feststellt, dass die zwei Damen zwar sehr wohl in den USA geboren waren, aber seit jungen Teenage-Jahren in der Schweiz leben.
Mit „Conscious Mess“ erscheint ihr zweites Album nach dem 2016 veröffentlichten Debüt. Und klang die erste Platte noch beschwingt unschuldig, so werden auf diesem neuen Werk durchaus etwas nachdenklichere Töne angeschlagen. Das unfassbar eingängige „Hate Me“ zum Beispiel, handelt von emotionalem und physischem Missbrauch. Ein schwieriges Thema, dass hier hart und paradoxerweise äusserst tanzbar dargeboten wird. Der musikalisch völlig konträre Closer des Albums „Buried“ wiederum besingt auf wunderschön intime und verletzliche Art, wie wir Menschen stets nach Wertschätzung streben und dabei unsere wahren Gefühle tief vergraben. Und das wundervoll düstere „Tragic Valentine“, welches als erste Single veröffentlicht wurde, erzählt eine romantische Shakespeare-artige Geschichte von verlorener Liebe und dem Tod, definitiv ohne Happy End.
Abwechslung schreiben sich Deer Park Avenue ganz gross auf den Schirm, Sarah und Stephanie spielen bewusst mit gegensätzlichen Gefühlen und Emotionen. „American Nightmare“ klingt trotz dem Titel wie ein Track aus einem High School Musical, fuzzige Gitarren, mehrstimmiger Refrain und ein wundervoll kitschiger „woo eeh uuh“-Chor, dazu ein Text, der den amerikanischen Konsumwahn und Kommerzialismus gehörig und sehr unironisch aufs Korn nimmt. „A Thousand Suns“ ist ein schnörkelloser, fetter Rocker mit Gitarrensolo und allem was dazu gehört, der Opener „Bridezilla“ ein amüsanter Fun-Punk-Song über Frauen, die zwar eine Hochzeit wollen, nicht aber die eigentliche Ehe.
Und dann ist da noch „Black Sheep“. Dieses fast sechsminütige Folk-Rock-Opus ist wahrlich das schwarze Schaf der Platte, als ob Alanis Morisette und Led Zeppelin zusammen einen kreativen Nachwuchs gezeugt hätten. Stellenweise Folk- und Country-lastig, manchmal abgespaced und sphärisch, mit schweren Mid-Tempo-Riffs, poppig mehrstimmigen Strophen, Orgeln und Synthesizern – dieses Lied bringt wirklich alles an den Tisch, was Deer Park Avenue zu bieten haben.
So ist „Conscious Mess“ ein abwechslungsreiches, interessantes und durch und durch starkes Album geworden. Deer Park Avenue sind seit ihrem Debüt viel herumgereist und gewachsen. Die Lieder auf „Conscious Mess“ sind unterschiedlich wie das Leben, die Geschwister Snyder haben es gekonnt geschafft, all diese Einflüsse zu einem grossen Ganzen werden zu lassen und ein exzellentes Album zu schreiben. Ein ganz bewusstes Durcheinander, wie es der Titel schon sagt.
Tracklist:
1. Bridezilla
2. Hate Me
3. American Nightmare
4. Scars
5. A Thousand Suns
6. Hurts So Good
7. Black Sheep
8. Backyard Anthem
9. Tragic Valentine
10. Buried
Bandmitglieder:
Sarah Snyder – Gitarre und Gesang
Stephanie Snyder – Schlagzeug und Gesang
Gründung:
2016
Text: David Spring