Date: 13. Juni 2009
Place: Zitadelle Spandau – Berlin (D)
Written by: Jasmin Stierli
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Am 13. Juni 2009 fand bereits zum dritten Mal das Zita-Rock in der Zitadelle Spandau / Berlin statt. Das abwechslungsreiche Line-up wie auch die attraktive Renaissancefestung lockten rund 6’000 Besucher an, die bei bestem Wetter eine Riesen-Party feierten. Zur Überraschung der Besucher gab es keine einfache, schlichte Bühne, sondern es wurde ein Laufsteg angebaut, der eine bessere Sicht auf das Geschehen gewährte und mehr Freiraum schuf.
Um Punkt 15.00 Uhr eröffnete Honey von Welle:Erdball das Festival und begleitete uns als Host durch diesen mehr als gelungenen Festivaltag. Wer nicht genug fit war, um sich alle Konzerte anzuschauen, konnte sich an einem schattigen Plätzchen oder in der Chill-Out Area ausruhen, der Musik lauschen und sich an der grossen Auswahl an Köstlichkeiten austoben.
Ein Highlight war natürlich auch das Rahmenprogramm. Wer das älteste Bauwerk Berlins einmal vom Wasser aus betrachten wollte, hatte die Möglichkeit die Zitadelle gemütlich mit einer Bootsfahrt zu umrunden. Zudem gab es Fledermausführungen, wo es einem erlaubt war, diese Geschöpfe der Nacht von einem Schauraum aus zu beobachten. 10’000 heimische Exemplare haben die Kasematten der Zitadelle als ihr Quartier gewählt. Natürlich waren auch Autogrammstunden eingeplant, wo die Fans Autogramme absahnen und Erinnerungsfotos schiessen konnten.
Tanzwut
Den Auftakt machte die Berliner Band Tanzwut, die wieder einmal mehr mit ihrer Musik, die sich zwischen Mittelalter, Electro und Rock bewegt, überzeugten. Los ging’s mit dem Song «Ihr wolltet Spass», was die Festivalbesucher auch mit Sicherheit hatten.
Energiegeladen und gut gelaunt gaben sie insgesamt sieben Stücke zum Besten, worunter sich bekannte Hits wie «Der Wächter» und «Bitte, bitte» befanden. Nach ihrem Auftritt ging’s für die Band dann auch gleich weiter, da sie für diesen Tag noch ein weiters Konzert eingeplant hatten.
Zeraphine
Etwas ruhiger und auch voller wurde es dann bei Zeraphine. Neben bekannteren Songs wie «Ohne dich», «Die Wirklichkeit» und «Inside Your Arms», spielten sie auch zwei neue Stücke, was hoffentlich darauf schliessen lässt, dass sie bald ein neues Album veröffentlichen.
Ein Höhepunkt eines jeden Konzertes von den Berlinern ist für mich «Be My Rain» und mit dieser Ansicht steh’ ich wohl auch nicht alleine da, wie man es aus den Gesichtern der Besucher lesen konnte. Insgesamt war es ein sehr schönes Konzert, nur passte das sonnige Wetter nicht ganz so zum düsteren Sound.
Diary Of Dreams
Nun waren Diary Of Dreams an der Reihe und luden mit ihren tiefgründigen Texten und eingehenden Melodien zum Träumen ein. Bereits als die ersten Klänge ertönten, konnte man die Begeisterung im Publikum sehen und spüren, zumal die Band auch vielfach für’s Zita Rock gewünscht wurde.
Als erstes spielten sie «The Wedding» aus ihrem neusten Studioalbum «(if)», was ein sehr schöner und passender Einstig war. Weiter ging es mit Hits wie «Chemicals», «The Curse» und «The Plague», aber durften auch zwei weitere Lieder von ihrer aktuellen CD nicht fehlen. Besonders freute ich mich über «King Of Nowhere». Inzwischen ein fester Bestandteil der Shows ist ihr wohl bekanntester Song «Traumtänzer», welcher auch dieses Mal das Publikum zum Mitsingen anregte.
Auch wenn hier ebenfalls das Tageslicht ein wenig störend wirkte, war es wieder einmal mehr ein gelungener Auftritt, wie wir es uns von dieser einzigartigen Band gewohnt sind.
Project Pitchfork
Weiter ging es mit meinem Highlight des Tages. Die Hamburger Band Project Pitchfork heizte mit ihrer elektronischen Musik dem Publikum so richtig ein. Da blieb kein Bein mehr ruhig stehen. Obwohl die Band bekannt ist für energiegeladene Shows, war dieser Auftritt wohl einer der besten überhaupt, wie mir von verschiedenen Besuchern zu Ohren gekommen ist.
Auf der Setlist standen Hits wie «Timekiller», «God Wrote» und «Existence», doch präsentierten sie auch die beiden Songs «If I Could» und «Darkness» vom aktuellen Album «Dream, Tiresias!».
Endlich wurde auch mal der Catwalk bis in die letzte Ecke genutzt, wodurch eine super Interaktion zwischen Sänger Peter Spilles und dem Publikum entstand. Der Laufsteg schien dem Herrn sichtlich zu gefallen, da er sich zwischendurch sogar mal darauf hinsetzte.
Als Blickfang der Show diente zum einen der kreativ gestaltete Mikroständer und das Styling der Jungs, die von oben bis unten mit weisser Farbe (oder ähnlichem) voll geschmiert waren, zum anderen aber auch der rosa String, der zwischendurch mal auf die Bühne flog und von Keyboarder und Mitgründer Dirk Scheuber hochgehalten wurde.
Zum Schluss gab’s für ein paar Fans dann noch eine kleine Abkühlung als Spilles beim letzten Song «Rescue» Wasser ins Publikum spritze, was aber die Stimmung unter den tanzenden und bestens gelaunten Gästen nur noch mehr anheizte. Leider war die Setlist viel zu kurz und dieses wunderbare Konzert schon wieder zu Ende.
Nicht vergessen zu erwähnen sind auch die tiefen und aussagekräftigen Texte, die sich jeder mal ein bisschen genauer durchlesen sollte.
Oomph!
Nach einer kurzen Pause konnte dann auch schon weiter abgerockt werden. Oomph! waren am Start und legten auch gleich mit dem Song «Beim ersten Mal tut’s immer weh» los. Darauf folgte das Stück «Träumst du», mit welchem die Band zusammen mit der Sängerin Marta Jandová den ersten Platz beim «Bundesvision Song Contest 2007» abstaubte.
Neben dem Klassiker «Sex» aus dem Jahre 1994 spielten sie unter anderem die Hits «Sandmann», «Augen auf» und «Gott ist ein Popstar». Letzterer wurde mit der Aussage «open your mind for the real motherfucking popstar!» eingeleitet, was ich jetzt mal so im Raum stehen lassen werde.
Wie bereits voraussehbar war, wollte sich Dero das Bad in der Menge auch am Zita Rock nicht entgehen lassen, sprang mit Elan ins Publikum und nachdem er für kurze Zeit verschwunden zu sein schien, trugen ihn die Besucher auf Händen zurück auf die Bühne, wo er voller Energie weiter rockte.
Als Einleitung zu «Revolution» animierte Sänger Dero die Festivalgäste mit ihm zusammen «Yes, we can!» zu rufen und erzählte, wie gut es doch sei, dass Obama Präsident der Vereinigten Staaten geworden ist. Das Ganze war nach meinem Geschmack ein bisschen zu sehr übertrieben und leicht irritierend, aber den Fans schien es zu gefallen.
Und wer weiss, dass Dero während der Show immer ordentlich Grimassen schneidet und mindestens einen Teil der «Herr der Ringe»-Trilogie kennt, wird sich jetzt denken können, welche Figur er vor dem Song «Mein Schatz» nachahmte! 😉
Unheilig
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und das Publikum wartete gespannt auf den Headliner des Festivals. Wie auch Honey bemerkte, hatten sich hauptsächlich immer mehr Mädels vor der Bühne versammelt. Nun war es soweit, der Graf düste auf die mit Kerzen dekorierte Bühne und dann ging’s auch schon los mit dem ersten Song «Lampenfieber», bei dem das Publikum lauthals mitsang.
Da der Graf sich an einen angebauten Laufsteg gewohnt ist, nutzte er natürlich jeden Zentimeter voll aus und tänzelte immer wieder im Limbo-Style über den Catwalk, rannte wie ein wilder wieder zurück und sprang auf der Bühne noch weiter herum, von ganz links nach ganz rechts, um auch den Fans nahe zu sein, die ein wenig weiter entfernt standen. Der Auftritt schien jedenfalls ein ziemlich anstrengendes Fitness-Programm zu sein, welches den Fans sehr gut gefiel, mich jedoch weniger entzückte.
Das Set beinhaltete neben rockigen Songs wie «Kleine Puppe», «Sage Ja!» und «Maschine» auch einige Balladen, die wegen der tiefen Stimme des Grafen ziemlich unter die Haut gingen. Eine davon war das bewegende Lied «An deiner Seite», das der Graf für einen im Sterben liegenden Freund geschrieben hat.
Da es in der Zwischenzeit schon ziemlich dunkel wurde, kam auch die Bühnenbeleuchtung sehr schön zur Geltung. Vor allem zu «Feuerengel» passten die Kerzen wunderbar. Als krönenden Abschluss gab’s dann noch den Hit «Freiheit», was ich eine gelungene Wahl fand, um das Publikum zu verabschieden.
Nach dem viel zu frühen Ende gegen 22.00 Uhr konnte man den Festivaltag bei der Aftershowparty unter freiem Himmel ausklingen lassen. Obwohl Honey, der anschliessend als DJ auflegte, nochmals darauf hinwies und auch Laser den Weg zur Party markierten, war es den meisten wohl ein bisschen zu kalt noch lange zu feiern. Dafür gab es um ca. 23.00 Uhr noch ein schönes, grosses Feuerwerk, welches sich nur die wenigsten entgehen liessen. Das dritte Zita Rock war jedenfalls ein voller Erfolg auf allen Ebenen. Klasse Konzerte, schöne Umgebung, angenehme Atmosphäre, super Stimmung und interessante Gespräche und Begegnungen. Also nur empfehlenswert.
Nächstes Jahr findet das Zita Rock erstmals an zwei Tagen statt. Der Vorverkauf dafür startet am 20. Juli 2009. Mehr Infos gibt’s auf: www.zita-rock.de
Infos zu den Bands:
www.tanzwut.com
www.zeraphine.de
www.diaryofdreams.de
www.pitchfork.de
www.oomph.de
www.unheilig.com