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Dark Phantom – Nation Of Dogs

27/06/25
von David Spring

DarkPhantom-NationOfDogs

Symbol Of Domination / VÖ: 29. Mai 2025 / Death Metal
Instagram

Text: David Spring

Metal war ja immer schon Gegenkultur und fand seine ersten Schritte mit der bewussten Absicht, gefährlich und schockierend zu sein. Hier ein umgedrehtes Kreuz, da eine enthauptete Fledermaus – wir kennen die Sperenzchen. Das war im Europa und den USA der 70er zwar aufsehenerregend, doch weitestgehend ohne Konsequenzen. Anders, wenn man das mit dem Metal an einem Ort wie Kirkuk im Irak versucht und dort als Death-Metal-Band der extremistisch-fanatischen Regierung Paroli bietet. Vorhang auf für Dark Phantom!

Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie man als Band seit Jahrzehnten existiert, wenn alles, was man macht, mit dem Tod bestraft werden kann. Wir reden in unseren Breitengraden gerne vom Underground, DIY und dergleichen, doch wir haben keine Ahnung. Dark Phantom mussten nach ihrer ersten Show 2011 bereits für mehrere Jahre abtauchen, da dieses Konzert den Unmut von Al-Qaida so sehr erregte, dass selbst die Familien der Band nicht mehr sicher waren. Das Spielen ihrer Instrumente erlernten die aus Sicherheitsgründen oft wechselnden Mitglieder mittels YouTube. Proben finden gelegentlich im Haus der Mutter eines Mitglieds statt, Aufnahmen und Shows werden durch engste Netzwerke organisiert. Wird es zu heiss, zieht sich die Band in den Norden des Landes oder gar nach Syrien zurück. Die treibende Kraft für all dies ist der unbändige Glaube an die Kraft der Musik. Musik ist für die Fünf nämlich weit mehr als nur Eskapismus oder kommerzialisierte Leidenschaft, sie ist das essentielle Ventil gegen Korruption, Gewalt und Unterdrückung.

Dass unter solchen Umständen ein starkes Album wie «Nation Of Dogs» entstehen konnte, ist beeindruckend. Dark Phantom wurden von amerikanischen Bands wie Metallica, Slayer und vor allem Lamb Of God inspiriert, deren CDs damals durch US-Soldaten in den Irak gelangten. Die harschen Vocals werden gelegentlich durch cleane Parts aufgelockert und ein roher, unwiderstehlicher Groove dominiert die Songs. Das riffgewaltige «Judgement Call» etwa, oder der treibende Titeltrack, der sowohl inhaltlich als auch musikalisch die Faust gegen oben ballt, zeigen, wozu diese Band fähig ist. Die Produktion wirkt stellenweise kantig, doch unterstreicht das die Unmittelbarkeit. Und bedenkt man, wie diese Platte entstand, klingt sie wirklich verdammt gut.

Auch thematisch geht das Album in die Tiefe. «Confess» und «Unpredictable Disease» zum Beispiel rechnen mit religiöser Doppelmoral und einer zerrissenen Gesellschaft ab. «New Gospel» verbindet Kritik an Machtinstitutionen mit Midtempo-Gebolze und orientalisch gefärbten Gitarrenlinien. Zwischen Death-Metal-Grooves und Thrash-Attitüde tauchen vereinzelt Harmonien auf, die an musikalische Traditionen aus babylonischer oder persischer Zeit erinnern. Diese Mischung aus westlichem Extreme Metal und regionaler Verwurzelung macht das Album zu einem eindrücklichen Statement.

Dark Phantom haben allen Respekt der Welt verdient. Dass eine Band wie sie überhaupt existieren und unter solchen Bedingungen Musik aufnehmen kann, grenzt an ein Wunder. «Nation Of Dogs» ist dabei weit mehr als nur ein gelungenes Extreme-Metal-Album. Es ist ein Symbol für Widerstand, kulturelle Selbstbehauptung und die unbändige Kraft der Musik. Ein Album, das laut, ehrlich und kompromisslos zeigt, dass Musik selbst unter widrigsten Umständen Menschen zusammenbringen kann.

Eingeordnet unter Musik-Rezension Schlagworte: Dark Phantom, David Spring, Death Metal, Metal, Nation Of Dogs

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