Humus Records / VÖ: 3. Mai 2024 / Noise Rock, Psychedelic Rock
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Text: David Spring
Instrumentaler Noise-Rock ist mitnichten Musik, die mal einfach so allen gefällt. Idealerweise lässt man sich etwas vertiefter drauf ein, um nicht Gefahr zu laufen, alles für irgendwie gleichklingend zu befinden. Zum Glück gibt es aber Bands wie Darius aus der Region Fribourg, die es vorzüglich verstehen, ihre Musik abstrakt und kantig doch gleichzeitig erstaunlich bekömmlich wirken zu lassen.
Dies beweisen sie einmal mehr auf ihrer neusten Platte «Murmuration». Darius spielen ihre Alben am liebsten live in Studio ein, um so organisch und lebendig wie möglich zu klingen und ihre Songs in der vollen, prallen Gewalt und Wucht auf uns einwirken zu lassen. Das neuste Werk macht da keine Ausnahme und erneut geht die Rechnung auf. Der Opener «Fritto Misto» holpert sich mit wüsten, beinahe industriellen Gitarren und brachialem Bass aus den Boxen, bevor sich alles öffnet und erhabene, sphärische Melodien überhand nehmen, um uns weit weg transportieren. Dabei gelingt es der Band nicht nur, nie den Faden zu verlieren, der Track ist erstaunlicherweise vor allem verdammt eingängig.
Selbstverständlich kommen Darius komplett ohne Gesang aus, abgesehen von einzelnen, markerschütternden Schreien hie und da. Und natürlich wird Abwechslung grossgeschrieben. «Nuée» liebäugelt mit Post-Hardcore-Elementen, die zusammen mit den spaceigen Stoner-Riffs und teilweise verstörenden Post-Metal-Passagen eine gar edle Kombination ergeben. In etwa, als ob Russian Circles gemeinsame Sache mit Fjørt und den Humus-Labelkolleg:innen von Trounce machen würden. «Ail Huile» wiederum ist mit wuchtigen Bässen und fuzzigen Riffs so grobschlächtig und kolossal, wie es dank der vorzüglichen Melodien episch und erdrückend ist. Ein Gaumenschmaus sondergleichen.
Um stets so unvorhersehbar wie möglich zu bleiben, folgt mit dem unscheinbar betitelten «Norbert» das vielleicht brachialste Stück der Platte. Doch auch hier geht die Hoffnung nie verloren, denn trotz des Lärms und aller Ecken und Kanten werden Darius nie zu erdrückend oder nihilistisch. Das achteinhalbminütige «Raccoon» überrascht einmal mehr. Der düstere, beunruhigende Beginn ist ausgedehnt und auf beinahe verspielte Art und Weise melodiös, bis auf einmal fast schon punkige Gitarren übernehmen, wenn der Song zum vernichtenden Höhepunkt ansetzt.
Um das grossartige Album schlussendlich zu vollenden, steht mit «Bilzibute» das vielleicht beste Stück an. Sperrig und kantig, drückend und heavy und einfach verdammt gut. Damit ist das gewaltige Ende dieser musikalischen Reise erreicht, man fühlt sich erhaben, erlöst, erschöpft und erfüllt. Darius sind keine einfache Band, doch verarbeiten sie all die harschen Klänge und verzwickten Einflüsse unglaublich effektiv und überzeugend zu einem gut verdaubaren Ganzen. Wenn eine Band es versteht, Noise Rock dermassen gekonnt eingängig und geniessbar werden zu lassen, stimmt wirklich alles.