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Dagdrøm – Schauder

14/05/25
von David Spring

Dagdrøm-Schauder

Eigenveröffentlichung/ VÖ: 9. Mai 2025 / Post Black Metal
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Text: David Spring

Dunkle Wolken ziehen auf über dem sonst so beschaulichen Würzburg. Es rumort im Untergrund, da drängt sich etwas Grosses hervor. Ein infernalisches Grollen kriecht durch die Gassen und verkündet Unheil. Dann auf einmal ist sie da, diese Kreatur, geboren aus Lärm, Leid und Wahnsinn. Ihr Name: Dagdrøm.

Mit «Schauder» entfesselt die fünfköpfige Band nun ein Debüt, das so kompromisslos wie verstörend ist. Der Titel scheint passend gewählt, denn schon beim desolaten Intro läuft es dir kalt den Rücken hinunter, bis dann mit «Ascheregen» alles über dich hereinbricht. Dagdrøm sind weitestgehend im Black Metal zu Hause und demonstrieren mit diesem gewaltigen Opener, dass sie keine halben Sachen machen. Dämonische Schreie, blitzgeschwinde Blastbeats und vernichtende Riffs lassen daran keine Zweifel. Doch so einfach ist die Sache nicht, denn schon dieser erste Song wartet mit Elementen aus vielen weiteren Spielarten der harten Musik auf. Episch emotionale Refrains, spielerische Heavy-Metal-Licks, bizarres Flehen, gnadenloses Death-Metal-Gebolze und ein gottloser Breakdown, der dir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Und das war erst der erste Song! «Purpurne Stadt» beginnt noch bedrohlicher, um dann ein betörend cooles Black-Metal-Riff alter Schule auf dich loszulassen, das dich an der Hand nimmt und unweigerlich in den Untergang führt. Die Vorabsingle «Tagtraum» demonstriert wiederum, was passiert, wenn man diesem musikalischen Anschlag auf die Sinne noch eine Prise Metalcore und puren Wahnsinn in den Vocals hinzufügt. Es ist einer dieser raren Momente, in denen man froh ist, nicht jedes Wort zu verstehen – denn das kann nichts Schönes sein, was Dagdrøm hier besingen. Trotzdem blitzen dank der deutschsprachigen Texte in den ruhigeren Passagen kurze Momente des Verständnisses auf, die sich anfühlen wie ein seltener Moment der Klarheit in einem sonst zerrütteten Wesen. Themen wie Realitätsverlust, Angstzustände, Beziehungsprobleme, der Wunsch nach Heilung, Mordfantasien und Trauma werden so intensiv spür- und nachvollziehbar, auch ohne, dass jedes Wort verstanden wird.

Dagdrøm haben ein klanglich absolut fantastisches Monster geschaffen. Die Produktion, für die sich niemand Geringeres als Nikita Kamprad (Der Weg einer Freiheit) verantwortlich zeigt, ist über alle Zweifel erhaben. Druckvoll und messerscharf schneiden sich die Riffs und Schreie in die Gehörgänge und die beängstigend melancholische Atmosphäre lässt das Album wie aus einem Guss erscheinen. Während Songs wie «Atme» oder das kolossale «Alte Worte» an Gaerea, Wolves In The Throne Room und natürlich Der Weg einer Freiheit erinnern, geht ein moderner Track wie «Flüsse» mit Spoken-Word-Passage und Gitarrensolo eigene Wege. Am besten aber sind Dagdrøm, wenn sie ganz sie selbst sind, zum Beispiel im komplett entfesselten Grindcore-meets-Black-Metal-meets-Djent-Bastard «Weisse Fliessen», der die Grenzen des Aushaltbaren strapaziert und das Album vernichtend abschliesst. Es braucht viel, um mir Angst einzujagen, aber puh – dieser letzte Track ist harter Stoff.

Es gäbe noch viel zu sagen. Die Dichte an fantastischen Passagen, furchterregenden Abgründen, irrsinnigem Wahnsinn und überbordenden Emotionen ist auf «Schauder» wahrlich beachtlich. Am Ende haben wir mit Dagdrøm eine faszinierende, äusserst kreative und unverschämt talentierte Band, die Extreme Metal auf eine neue Ebene hebt. So eindringlich, brutal, schonungslos und schön wurde dir schon lange nicht mehr das Fürchten gelehrt.

Eingeordnet unter Musik-Rezension Schlagworte: Black Metal, Dagdrøm, David Spring, Metal, Schauder

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