Cleopatra Records / VÖ: 14. August 2020 / Cold Wave, Dark Pop
cryingvessel.com
Text: JHG Shark
Drei Jahre sind seit der Veröffentlichung von dem letzten Album „A Beautiful Curse“ von dem Duo aus Bern Crying Vessel vergangen. Sie durften unter anderem 2018 beim Wave-Gotik-Treffen und im Frühling, ein Jahr später, beim Schwarzen Ball im X-TRA, Zürich spielen.
Das neue Album „Pleasures For The Wicked“ entstand in den letzten zwei Jahren. Es ist das erste Mal, dass Slade und Basil zusammen gearbeitet haben, indem sie direkt ihre Instrumentenrollen beim Songwriting einsetzen. Das Album wurde vor ein paar Tagen auf dem renommierten amerikanischen Label Cleopatra Records heraus gegeben.
Geheimnisvolle Klänge und eine flüsternden Stimme leiten zu „For God’s Sake“. Der Schlagzeugsound und die Basslinie bieten ein vibrierendes Fundament, dazu spielt Slade melodiöse Shoegazer-Gitarrenlicks. Der Gesang fügt sich in den Sound ein. Bei „The Abyss“ (erste Single) schlägt mein dunkles Herz beim Klang der Gitarre schneller. Das raffinierte Arrangement, der hallende Gesang im Refrain und die Dynamik nach dem Break beschreiben eindrücklich die Songwritingqualitäten der beiden Musiker.
„Pleasures For The Wicked“ ist ein Konzeptalbum zwischen Leben und Tod, darüber, in einem dunklen Haus voller Geheimnisse und Bedauern gefangen zu sein. Die Songs fliessen zum Teil ineinander oder es gibt kurze Passagen, die als Brücke zum nächsten Track dienen. Bei „Buried Alive“ fällt die melodiöse Bassline auf, der feinfühlige Gesang gibt dem Lied einen Dark-Pop-Charakter. Die wunderbaren Synthesizerstrings bei „Lonely Memories“ schmiegen sich ins Ohr, sie werden zusätzlich von einem gekonnten Spiel auf den sechs Saiten hofiert.
„Web Of Guilt“ hat einen vorwärtstreibenden Beat, die verschiedenen Soundelemente ergänzen sich zu einem wuchtigen, tanzbaren und dunklen Stück Musik. Im Gegensatz dazu steht „Timid Moonlight“, die Ballade schwebt wie auf einer Wolke und führt den Zuhörer in eine Welt voller Melancholie und Tristesse. Einen Hauch davon ist auch bei „Black Wedding“ zu hören. Schlagzeug, Strings, Gitarre und Gesang ergänzen die Hookline mit der ungewöhnlichen, fast schon schrägen Klangstruktur.
„The Third Covenant“ hat einen schleppenden Rhythmus und die Sounds sind schwermütig arrangiert. Vor meinem geistigen Augen sehe ich eine Wüste in Abendrot getaucht. Am Horizont erscheint eine Frauengestalt in Tücher gehüllt, die im Refrain dezent einen persisch angehauchten Chorgesang erschallen lässt. Der Song endet mystisch im Outro „The Departed“.
Das Konzeptalbum „Pleasures For The Wicked“ von Crying Vessel aus Bern ist ein Hörgenuss für Fans von Cold Wave mit Dark-Pop-Einflüssen.