Band: Crippled Black Phoenix
Album: Great Escape
Genre: Artrock / Post-Rock
Label: Season of Mist
VÖ: 14. September 2018
Webseite: crippledblackphoenix.co.uk
„Every sane society allows a certain number of people to deviate; you don’t have to join, you don’t have to play the game.“ – Diese Worte des englischen Philosophen Alan Watts eröffnen das neue Album „Great Escape“ von Crippled Black Phoenix. Solche Gedanken sind denn auch das Grundthema, das sich durch die Songs hindurchzieht; die grosse Flucht – vor der Gesellschaft, der Welt, sich selbst.
Mit dem Riff, das in den ersten Song „To You I Give“ einführt, fühlt man sich sofort zurückversetzt in die Zeit des grossartigen Albums „I, Vigilante“: Der Sound ist wieder sphärischer, dicht und überlebensgross. Ein typischer Crippled Black Phoenix-Song, der träumen und schwelgen lässt. Genauso auch das fast zwölf Minuten lange „Times, They Are A‘ Raging“ mit seinen epischen Gitarrenwänden und einer emotionalen Steigerung hin zu einem Ausbruch, der seinesgleichen sucht. Das ist Stoner-Post-Doom-Psychedelic-Rock par excellence. Man möchte weinen, so schön ist es.
Doch wer jetzt aber denkt, hier werde eine Retrospektive eingeläutet, der liegt daneben. Und zwar weit. So schreckt beispielsweise „Madman“ keineswegs vor Klangexperimenten zurück und bewegt sich geradewegs in ungewohnte Synthie-Wave-Gefilde hinein – und zwar nicht zögerlich, sondern mit grossen, selbstbewussten Schritten. Zurecht, denn die neuen Einflüsse fügen sich perfekt in den Crippled Black Phoenix-Klangkosmos ein.
Elektronisch-verzerrt geht es auch beim treibenden „Las Diabolicas“ zu und her. Wer die Band schon einmal live gesehen hat, weiss, wie laut sie sein kann; dieser Song dürfte den diesbezüglichen Erwartungen in nichts nachstehen. Sehr hymnisch wiederum klingt „Nebulas“, mit dem sich Belinda Kordic für Tierrechte stark macht. Und der Abschlusssong „The Great Escape (Pt. II)“ hat so viele extrem floydige Gitarrenmomente, dass einem das Herz hüpft.
Man darf also guten Gewissens behaupten, dass „Great Escape“ ein weiteres Meisterwerk aus der Schmiede der Phoenixe ist, das nicht nur altbewährte Rezepte neu zusammenbraut, sondern auch Neues wagt. Trotz der bedrückenden Thematik schafft es die Band erneut, etwas Tröstendes und Warmes in ihre Musik zu legen. In Anbetracht der anstehenden kalten Jahreszeit kommt dieser Silberling also genau richtig.
Tracklist:
1. You Brought It Upon Yourselves
2. To You I Give
3. Uncivil War (Pt. I)
4. Madman
5. Times, They Are A‘ Raging
6. Rain Black, Reign Heavy
7. Slow Motion Breakdown
8. Nebulas
9. Las Diabolicas
10. Great Escape (Pt. I)
11. Great Escape (Pt. II)
Bandmitglieder:
Justin Greaves – Gitarre, Schlagzeug, Säge
Daniel Änghede – Gesang, Gitarre
Tom Greenway – Bass
Belinda Kordic – Gesang
Mark Furnevall – Synthesizer, Keyboard, Orgel
Helen Stanley – Klavier, Keyboard, Trompete
Jonas Stålhammar – Gitarre
Gründung:
2004
Text: Cornelia Hüsser