Band: Counterparts
Album: Nothing Left To Love
Genre: Metalcore / Melodic Hardcore
VÖ: 1. November 2019
Label: Pure Noise
Webseite: nothingleft2love.ca
Besinnlichkeit, festliche Stimmung im Anmarsch, kuscheln und Spaziergänge unter Bäumen in Herbstfarben? Nö. Counterparts bringt auf „Nothing Left To Love“ eine so düstere Stimmung hervor, dass die Lust auf dergleichen Aktivitäten und Genussmomente der kalten Jahreszeiten mit einem Schlag wie weggefegt sind und nur das dunkle, kalte und feuchte Einsamkeitsgefühl bleibt. Insofern ist das Veröffentlichungsdatum des Albums überaus passend gewählt, ein Tag nach Halloween. Mit Witz oder Ironie à la „Süsses oder Saures“ ist auf „Nothing Left To Love“ aber auch nicht zu rechnen – das sechste Album der Kanadier widmet sich ganz der Einsamkeit, Vergänglichkeit, dem Schmerz des Lebens und Liebens. Und der Frage, ob der Tod ein angemessener Ausweg aus besagter Tristesse darzustellen vermag.
Zwar sage er das über jedes Album, aber „Nothing Left To Love“ sei das bisher beste Counterparts-Album – so Sänger Brendan Murphy. Zu erwarten sei jedoch nichts Atemberaubendes, die Band werde einfach zunehmend besser darin, Counterparts-Songs zu schreiben. Was auch alles sei, was sie für dieses Album gewollt hatten. Tatsächlich birgt das Album wenig Überraschendes und zeigt entsprechend auch keine neuen Seiten oder Aspekte des Quintetts. Was, angesichts der vielen Wechsel innerhalb der Band, auch die Frage nach dem Songwriting aufwirft: Von der ursprünglichen Bandbesetzung ist einzig noch Sänger Brendan Murphy übrig geblieben, die Liste der Ehemaligen ist inzwischen länger als die der gegenwärtigen Mitglieder. Trotzdem ist es der Band gelungen, auf jedem neuen Album sehr fest nach dem vorherigen zu klingen. Wem Counterparts bisher also gefiel, dem wird „Nothing Left To Love“ mit 100%iger Sicherheit zusagen. Wer bis anhin nicht ganz warm mit dem überaus kalten Sound der Kanadier wurde, der wird sich das Album kaum ein zweites Mal anhören. So auch Brendan Murphy’s Schlussfolgerung: „If you f*** with the band you’ll probably love it, and if you don’t then maybe we’ve finally honed our craft enough for you to give a s***.“
Somit befindet sich Counterparts an dem Punkt, an welchen wohl jede Band, jeder Künstler und jede Künstlerin irgendwann geraten wird, sind die ersten zwei oder drei Platten erst einmal veröffentlicht. Entwickelt sich die Musik zu sehr weiter, erntet man Kritik von bisherigen Fans, die dem Alten hinterhertrauern und einem bestenfalls noch als Sellout betiteln. Bleibt man sich und seinen musikalischen Wurzeln zu sehr treu, gilt man schnell als Langweiler und musikalisch beschränkt, da man es nicht fertig bringt, die Fühler einmal in eine neue Richtung zu strecken. Entsprechend auch die Reaktion auf „Nothing Left To Love“: Manch einer ist enttäuscht, keine Entwicklung der Band miterleben zu können, andere loben die Band dafür, den selben Fusspuren weiter zu folgen.
Dasselbe gilt auch für die Lyrics. Die brutale Ehrlichkeit, mit welcher tabuisierte Gedanken und Gefühle angesprochen werden, war immer schon Markenzeichen von Counterparts. Und das hat sich durch die inzwischen 12-jährigen Bandgeschichte so gezogen. Die Lyrics scheinen also nicht vereinzelten depressiven Episoden oder punktuellen Lebenskrisen zu entspriessen, und Sprüche wie „das wird schon alles wieder“ oder „das ist bloss eine Phase“ prallen ungehört ab. Opener „Love Me“ besteht einzig aus den Textzeilen „Will you love me when there’s nothing left to love? / There’s nothing left to love“, in „Wings of Nightmare“ und „Paradise and Plague“ besingt Brendan Murphy seinen eigenen (Frei-)Tod. Selbstverletzung, vereitelte Suizidversuche und dadurch verursachte Schuldgefühle, die Frage, was danach noch kommt – leichte Kost wird bei „Nothing Left To Love“ nicht aufgetischt.
Tracklist:
1. Love Me
2. Wings of Nightmare
3. Paradise and Plague
4. The Hands That Used To Hold Me
5. Separate Woudns
6. Your Own Knife
7. Cherished
8. Imprints
9. Oceans of Another
10. Nothing Left To Love
Bandmitglieder:
Brendan Murphy – Gesang
Alex Re – Gitarre
Blake Hardman – Gitarre
Tyler Williams – Bass
Kyle Brownlee – Schlagzeug
Gründung:
2007
Text: Sarah Rutschmann