Radicalis / VÖ: 20. Oktober 2023 / Alternative Rock
catalyst-official.com
Text: Michael Messerli
Es ist am Ende «The Weight of the Wind», welches die Tür eintritt. Alles, was bei Catalyst vorher passiert, das ganze zweite Album «Double Sky» und der Vorgänger «A Normal Day» aus dem Jahr 2021, ist bereits gut bis sehr gut. Das Duo aus St.Gallen schaltet aber mit diesem Song die Zündung. Der Rest befindet sich im Auge des Sturms – oder in einer anderen Dimension. «The Weight of the Wind» hat die dramatische Tiefe, die einem Song wie «Strays» in der Strophe fehlt. Es vereint die verschiedenen Elemente von Catalyst zu dem, was vorher immer wieder aufblitzt. Ein wirklich grosses Finale, das auch deshalb so einschlägt, weil «Double Sky» das Fundament dafür legt.
Die Energie entsteht nicht primär dadurch, dass es möglichst oft knallt und brettert, Catalyst lassen auch sanfte Töne zu («Time Machine») und einnehmende Melodien wie beispielsweise im mitreissenden «Muse of the Double Sky». Manchmal werden die Songs durch den Reisswolf gejagt («The Mirror»). Das stampft und pumpt nicht ganz unbekannt vor sich hin, lässt aber keinen Zweifel darüber aufkommen, ob das live reinhaut. Dominic Curseri und Ramon Wehrle haben «Double Sky» im Süden Frankreichs aufgenommen und zusammen mit Martin Hofstetter produziert. Ihr bluesiger Alternative Rock bekommt im übertragenen Sinne Besuch von Bands wie den Black Keys, den Rival Sons oder Wolfmother.
Duos ziehen die Kraft oft auch aus der Reduktion und dem damit verbundenen Fokus auf das Wesentliche. Das ist bei Catalyst nicht anders, es bleibt aber noch die Frage offen, was bei ihnen das Wesentliche ist. «The Weight of the Wind» beantwortet das besser als Lieder wie «Last Song Before the World Ends». Weil es wirklich so klingt, als würde die Welt untergehen. Das Wesentliche könnte demnach das Storytelling sein und damit ist gemeint, was die Worte zusammen mit Stimme, Gitarre und Schlagzeug erzählen. Da haben Catalyst verglichen mit einem Duo wie den Two Gallants noch etwas Luft nach oben, wenn man sich «Jim Jimmy» anhört. Für alles andere ist der Boden nachhaltig verlegt.