Band: Bruce Springsteen
Album: High Hopes
Genre: Rock / Folk
Label: Columbia Records
VÖ: 10. Januar 2014
Website: brucespringsteen.net
Bruce Springsteen schien bei seinen letzten Studiowerken etwas zu schwächeln. Zu viele Nummern waren austauschbare Baukasten-Epik-Stadion-Rock-Schmonzetten und zu selten blitzte das großartige Songwriter-Talent auf, mit dem er Alben wie „Devils & Dust“ zauberte. Nun steht mit „High Hopes“ also Album Nr. 18 in den Läden. Ein Sammelsurium von Coverversionen, Outtakes und Neuaufnahmen, für das Springsteen seinen Spezi Tom Morello (Ex-Rage Against The Machine) mit ins Studio geholt hat.
Der Opener und Titeltrack ist gehalten in modernem, aber langweiligem Big Band-Sound und fügt sich vorzüglich in die Playlists der Mainstream-Radiosender ein. Das Original der Havalinas aus dem Jahr 1990 kommt da um Klassen frischer und lässiger um die Ecke. Die anschließende Gangsterstory „Harry’s Place“ dann deutlich weniger verkrampft und grooviger. Der Boss riskiert sogar ganz ungewohnt mit dem bösen F**k Wort einen „Parental Advisory“ Aufkleber auf dem Album. Cool oder Kalkül? Egal, die Nummer ist gut.
Dann ein schwermütiges Stück, „American Skin (41 Shots)“, welches die traurige Geschichte des in New York erschossenen Amadou Diallo thematisiert. Geschrieben und uraufgeführt Ende der 90er, wurde der Track bereits 2001 in einer Live Version auf dem „Live In New York“ City Album veröffentlicht. Nun wurde das Lied zum ersten Mal im Studio aufgenommen und sapperlot, geglückt.
Das anschließende Cover „Just Like Fire Would” (The Saints) ist nix Besonderes, tut aber auch nicht weh und funktioniert garantiert in den Stadien der Welt. Bei „Down In The Hole“ allerdings bekommt der langjährige Springsteen Fan dann feuchte Augen. Dieser leicht-, flockig swingende Rhythmus, getragen von Banjo und verzerrtem Schlagzeug erinnert unweigerlich an „I’m On Fire“ und kommt der Qualität dieses Übersongs schon verdammt nahe. Wunderbar.
Die beiden Hupfdohlen Stücke „Heaven’s Wall“ und „Frankie Fell in Love“ sowie das etwas pathetische „This Is Your Sword“ mit irischen Gniedeleinlagen fallen dann deutlich ab. Vor allem letzteres hätte man sich sparen können. Die Ballade “Hunter Of Invisible Game” bringt mit seinem übertriebenen Streichereinsatz das Schmalzfass dann fast zum überlaufen. Pfui.
Der Paukenschlag erfolgt aber dann mit der Neueinspielung des Klassikers „The Ghost Of Tom Joad“, bei dem Morello zum ersten Mal so richtig zum Zuge kommt. Zum einen übernimmt er die Hälfte des Gesangs zum anderen liefert dieser Anarchogitarrist hier Solo’s ab, die sich ihren Platz in Musikgeschichte sichern. Keine Übertreibung! Wer’s nicht glaubt, kann sich ja auf YouTube das Duett in der Live-Version des Stücks geben und sich einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen lassen. Unglaublich.
„The Wall“ erzählt dann noch auf angenehm ruhige Art die Geschichte eines im Vietnam Krieg gefallenen Musiker aus New Jersey, Walter Cichon. Mit dem Cover „Dream Baby Dream“ der Elektroveteranen Suicide, endet das Album vielleicht etwas zu herzerweichend aber durchaus gelungen.
Fazit:
Die „High Hopes“ kann der Boss mit dieser Langrille leider nicht vollends erfüllen und es ist nicht das erhoffte Alterswerk geworden, welches man sich gewünscht hätte. Dazu liegt die Messlatte vergangener Werke einfach zu hoch. Trotzdem sind großartige Momente vorhanden, wenngleich auch ein roter Faden fehlt. „Down In The Hole“ und „The Ghost Of Tom Joad“ rechtfertigen alleine schon den Kauf des Albums. Die Kollaboration mit Tom Morello, hätte bei manchen Stücken etwas spektakulärer sein dürfen.
Tracklist:
1. High Hopes
2. Harry’s Place (feat. Tom Morello)
3. American Skin (41 Shots) (feat. Tom Morello)
4. Just Like Fire Would (feat. Tom Morello)
5. Down in the Hole
6. Heaven’s Wall (feat. Tom Morello)
7. Frankie Fell in Love
8. This Is Your Sword
9. Hunter of Invisible Game (feat. Tom Morello)
10. The Ghost of Tom Joad (feat. Tom Morello)
11. The Wall
12. Dream Baby Dream
Bandmitglieder:
Bruce Springsteen – Gesang und Instrumente
Tom Morello – Gitarre
Gründung:
1964
Text: Thomas Lang