Band: Borknagar
Album: True North
Genre: Progressive Metal / Black Metal
Label: Century Media
VÖ: 27. September 2019
Webseite: borknagar.com
Lange hat es gebraucht, bis ich die Scheibe geknackt und die verborgene Tür dahinter aufgestossen habe, um nun endlich den Zugang zur ihr zu finden. Jetzt krieg ich die Tür nicht mehr geschlossen – sprich, die neue Platte nicht mehr aus meinem Kopf und Musikplayer. Drei Jahre sind ins Land gezogen, bis Borknagar mit „True North“ sich wieder zu Wort meldeten. In den drei Jahren wurde auch das Line-Up des Fünfers nicht verschont und von einem kalten und stürmischen Wind erschüttert, wobei nicht nur Langzeitmitglied Andreas „Vintersorg“ Hedlund vom Band-Ast fiel, sondern auch Gitarrist Jens F. Ryland nach elfjähriger Mitgliedschaft sowie Schlagzeuger Baard Kolstad nach sechsjähriger Tätigkeit sich selbst vom Ast sägten. Aus dem Baumstumpf wuchsen aber alsbald wieder drei neue, mehr als nur fähige Mitstreiter – Bjørn Dugstad Rønnow sitzt nun neu in der Küche der Norweger und Jostein Thomassen füllt die Lücke nahtlos am Gitarrenposten. Die wohl auffälligste Änderung ist wohl am Gesang zu verzeichnen, welcher nun auf Bassist ICS Vortex für den Clean-Gesang und Keyboarder Lars „Lazare“ A. Nedland für die fieseren Gesangs-Passagen aufgeteilt wurde.
Wie eingangs erwähnt, ist die neue Perle ein etwas störrisches Kind, dass sich nicht ganz so schnell in den Gehörgängen bequemen will. „True North“ muss schon folgsam gehört werden; umso treuseliger bleibt sie danach für immer im Musikliebhaberherz haften. „True North“ ist – und das darf man hier sagen ohne Vermessen zu sein – ein kleineres Meisterwerk.
Vom Black Metal haben sich Borknagar schon längst verabschiedet. Dieser fliesst dennoch bis heute minimal in ihre Kompositionen mit ein, zumindest dann, wenn Nedland seine Kreischsäge zum Ausdruck bringt. Das Pendel der Häufigkeit schlägt jedoch mehrheitlich zum Klargesang aus. ICS Vortex setzt seine Clean-Vocals, die schon bei Dimmu Borgir für Staunen sorgte, gerne auch unter heftige Blast-Beats.
„True North“ ist aber mehr als nur das. Das Album vereint ausserdem klassischen Heavy Metal mit irischem Folks-Gehalt sowie alte Deep Purple-Einflüsse, die vor allem dann durchscheinen, wenn die Hammond Orgel subtil zum Einsatz kommt. Ausserdem besitzen Borknagar die Fähigkeit, trotz hoher Progressivität, immer den roten Faden im Auge zu behalten. Die Übergänge von den rasanteren zu den softeren, oder akustischen Teilen sind stets fliessend. Ein Punkt, den viele Prog-Bands ausser Acht lassen was sich dann trotz deren hohen musikalischen Raffinesse negativ auf den Fluss der Kompositionen niederschlägt.
„True North“ klingt wie aus einem Guss. Hier einzelne Anspieltipps herauszupicken erspar ich mir. Am besten, man reserviert etwas Zeit dafür und hört das komplette Album von vorne bis hinten durch. Damit kommt das kleine Meisterwerk am schönsten zum Ausdruck.
Tracklist:
1. Thunderous
2. Up North
3. The Fire That Burns
4. Lights
5. Wild Father’s Hand
6. Mount Raptture
7. Into The White
8. Tidal
9. Voices
Bandmitglieder:
Øystein G. Brun – Gitarre
Jostein Thomassen – Gitarre
ICS Vortex – Bass und Gesang
Lars „Lazare“ Nedland – Keyboards und Gesang
Bjørn Dugstad Rønnow – Schlagzeug
Gründung:
1995
Text: Pink