Band: Bodoh
Album: Dä Chrampf Gad Witer
Genre: Punk
Label: Eigenveröffentlichung
VÖ: 2. Februar 2021
Webseite: bodoh.ch
Mundartrock ist so eine Sache. Wann konnte einer unserer nationalen Stars zum letzten Mal ohne schlechtes Gewissen, oder zumindest enormen Fremdschämfaktor gehört werden? Mit der Ansage „reclaim Mundart vom Bünzlitum“ treten drei Punks aus Zürich den Kampf an, unser schönes Schweizerdeutsch nicht komplett den Göläs und Trauffers des Landes zu überlassen.
Auf ihrer zweiten EP „Dä Chrampf Gad Witer“ zelebrieren Bodoh die DIY-Kultur und den Punk der 80er-Jahre. Aufgenommen wurden die sechs Songs komplett im Alleingang im heimischen Bandraum in Altstetten, entsprechend angenehm schrummelig klingt alles. Los gehts mit „Büezerking Gölä“, einer zackigen Nummer à la Dead Kennedys, in die sich eine Surf-Orgel und sogar ein furioses Gitarrensolo reinmischen. Textlich ist der Song eine Huldigung an alle Rumhänger und Nichtstuer der Szene, die sich mal beim König der Büezer für all das Geld zu bedanken haben, dass er für sie verdient. Sänger und Bassist Mich rotzt und schreit, dass es eine Freude ist.
Mit dem Velofahrer-Loblied „Endlich Rueh Am 1. Mai“ folgt ein vorzüglicher Western-Rocker. Voller Twang, charmant rollenden Beats von Drummer Azlan und mit einem grossartigen Solo aus der Hand von Gitarristin Monique. Das fantastische „Free Pumuckl“ wiederum ist das wohl punkigste Stück der Platte, und das nicht nur dank dem wiederholten „No Future (für d Faschos vode Chinderkassette)“-Chor. Bodoh rechnen hier gnadenlos mit Globi, Papa Moll, Chasperli und all den anderen Bünzli-Charakteren ab, die trotz ihrer unterschwellig rassistischen und sexistischen Züge zum eidgenössischen Kulturgut gehören. Pumuckl dafür, der gerne mal Meister Eder den Mittelfinger zeigt und stets für etwas Anarchie sorgt, wird gefeiert.
Bodoh überzeugen mit „Dä Chrampf Gad Witer“. Sehr sympathisch und talentiert schreiben die drei Zürcher*innen abwechslungsreiche Songs und beobachten unsere Gesellschaft sowohl mit einem bekümmerten, wie auch einem lachenden Auge. Endlich ist wieder Mundart-Rock entstanden, der selbstgemacht und schön punkig ist – und den man guten Gewissens abfeiern kann. Ich werde auf jeden Fall laut „Free Pumuckl“ schreien, wenn das nächste Mal wieder irgendwo der unsägliche „Schwan“ läuft.
Tracklist:
1. Büezerking Gölä
2. Endlich Ruehi Am 1. Mai
3. Free Pumuckl
4. Gentrifizierti Scheisse
5. Kurt
6. So Geil
Bandmitglieder:
Mich – Gesang
Monique – Gitarre
Azlan – Schlagzeug
Gründung:
2019
Text: David Spring