LuxNoise Records / VÖ: 27. September 2019 / Punkrock
bitchqueens.com
Text: David Spring
Wie doch die Zeit vergeht. Zwei Jahre ist es schon her, seitdem die Herren von Bitch Queens mit „L.O.V.E.“ ihr grandioses drittes Werk ablieferten. Nun ist es endlich Zeit für Neues aus dem Haus der verrohten Basler Schlampen, denn am 27. September erscheint mit „City Of Class“ endlich der neue Rundumschlag auf die gutbürgerlichen, braven Wärter des Schweizer Anstandes und guten Geschmacks.
“So motherf***ing neutral, I’m a Swiss diplomat”, so heisst es im titelgebenden Opener, damit wissen wir gleich schon mal, was uns erwartet. Das Album beginnt knallhart und fett, Vollgas nach vorne mit dicken Riffs und einem Text, der mit der geliebt/gehassten Heimat- und Kulturstadt Basel abrechnet. Fetter Gitarrensound, treibende Rhythmen, kurze aber prägnante Gitarrensolos, wütender Gesang und so viel Attitüde wie man es sich nur selten aus der braven Schweiz gewohnt ist, was für ein geiler Start.
Weiter gehts gleich noch fetter mit dem punkigen Knaller „Vote For Pedro“, ein Song, der sich mit dem „F*** the system“ Schlachtruf hervorragend live machen wird. Mit „Süperböy“ wird das Tempo dann erstmalig ein wenig runtergeschraubt, dafür aber haben wir hier bereits den wohl epischsten Refrain des Albums, absoluter Hammersong – in der Essenz eigentlich simpel, aber der fantastisch-bekloppte Text („looky look up there, is it a boy, is it a plane, or is it just a boy tripping his head off on cocaine?“) zusammen mit den verspielten Gitarrenfills im Hintergrund, den wundervoll passenden Superman-Samples und dem grandiosen Refrain ist „Süperböy“ mein Highlight auf dem Album! Mit „Especially Danny“ und „Sucker For The Blues“ folgen zwei weitere Songs, die voller Selbstironie, einer gehörigen Portion Bad Boy-Attitüde und ganz viel Punk’n’Roll voll einschlagen, echt jedes dieser Lieder wird live die Leute zum Kochen bringen, so viel ist klar.
Was mir an den Songs von Bitch Queens besonders gefällt, ist, dass sie sich einerseits niemals selbst zu ernst nehmen, jedoch ihr Fach durchaus verstehen. Man kann sich noch so gross Punkrock auf den Schirm schreiben, die Zeiten von schnoddrig gespielten Instrumenten und einer Produktion, wie von einem Kasettenrekorder, sind definitiv vorbei. „City Of Class“ tönt fett, kraftvoll und voll auf die Zwölf, die Lieder sind abwechslungsreich und extrem unterhaltsam, bleiben aber auch stets dem Stil und Sound der Band treu. Zwar sind meines persönlichen Geschmacks nach nicht alle Songs der Platte absolute Hits, mit „Negative Heaven“ oder „On And On“ zum Beispiel kann ich nicht ganz so viel anfangen. Nicht, dass diese beiden Lieder nicht ebenfalls gut wären, nur fallen Sie im Vergleich zu den anderen Tracks ein Bisschen ab. Wie so oft ist das natürlich Jammern auf hohem Niveau, aber man will hier ja auch nicht allzu viele Lobhudeleien raushauen, wo bliebe da sonst der Punk.
Mit „When Did I Die“ ist dann ein weiterer Höhepunkt im zweiten Teil des Albums an der Reihe, und dazu auch noch ein Bitch Queens Song, der einem Liebeslied fast schon nahe kommt. Trotz der Gefühle ist auch dieser Song ein absoluter Rocker, nicht nur mit dem besten Gitarrensolo des Albums sondern auch mit so viel Power, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass dieser Song nicht ins Liveprogramm der Band aufgenommen werden wird. Die Turbonegro und Gluecifer Vibes sind so stark auf diesem Album, dass man ganz vergisst, dass erstere nur noch ein Schatten ihres früheren Selbsts sind und letztere (leider) sowieso mehr oder weniger nicht mehr existieren. Die Einflüsse sind klar und werden offen auf den koksverklebten Ärmeln getragen und natürlich wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber das ist auch komplett irrelevant, denn in erster Linie soll das alles einfach nur eine Tonne Spass machen, wie das letzte Lied „Paso (The Nini Anthem)“ so treffend rausschreit: „weekend weekend, party party“! Besser kann man es gar nicht sagen, denn Spass macht diese Scheibe von der ersten bis zur letzten Sekunde!
Und darum, liebe Leute, geht raus, schaut euch die unvergleichlichen Bitch Queens live an und kauft euch „City Of Class“, denn Sex, Drugs & Rock’n’Roll in Form von geiler, schweisstreibender Partymusik hat ja bekanntlich noch nie jemandem geschadet!