Band: Biffy Clyro
Album: A Celebration of Endings
Genre: Alternative Rock
Label: Warner Music International
VÖ: 14. August 2020
Webseite: biffyclyro.com
Ja ja, den Frühling hätten wir uns alle anders vorgestellt. Den Sommer auch. All die nicht stattgefundenen Release-Shows, Clubtourneen und Festivals kann man auch an acht Händen nicht mehr abzählen, irgendwie will man gar nicht mehr so genau darüber nachdenken, was jetzt alles hätte stattfinden sollen in den vergangenen Monaten. Und – zumindest geht es mir so – kann man nicht voller Zuversicht auf die anstehenden Herbstshows blicken. Noch ist alles ungewiss, nicht ganz einfach, die nächste Enttäuschung nicht schon irgendwo hinter der nächsten Ecke lauernd zu erwarten. Optimistischer zeigen sich diesbezüglich Biffy Clyro, die ihre für den kommenden Frühling angesetzte Tour auf den Namen „Fingers Crossed Tour“ tauften.
Und ich drücke dem schottischen Trio auch wirklich von Herzen die Daumen, dass ihnen eine angemessene Tour zu Gute kommen wird. Denn mit ihrem neuen Album „A Celebration of Endings“ haben sie im wahrsten Sinne des Wortes etwas zu feiern. Album Nummer acht, welches seit dem 15. Mai seine Kreise durch die internationale Musikszene ziehen sollte, musste ganze drei Monate in Kartons und Kisten versteckt warten, bis es doch an die Öffentlichkeit gelangen durfte. Also, zumindest in physischer Form. Denn Teile des Albums wurden in den vergangenen Wochen bereits häppchenweise unters Volk gebracht.
Um nicht komplett in Lethargie zu verfallen und wohl auch, um trotz abgesagter Shows und verschobenem Release nicht ganz den Kontakt zur Fanbase zu verlieren, haben sich Biffy Clyro ziemlich ins Zeug gelegt. Fast wöchentlich gab es Tutorials, Livestreams von Acoustic Sessions aus dem Wohnzimmer oder Livesets aus dem Barrowland Ballroom in Glasgow. Dazwischen wurden Videos und Spendenaufrufe gepostet und eifrig an interaktiven Projekten gearbeitet. Auch drei Singleauskopplungen mit einzelnen Bonustracks als Sneakpeak standen auf dem Programm: „Instant History“, „End Of“, „Tiny Indoor Fireworks“, „Weird Leisure“ und „Space“ sind alles Tracks, die schon vor dem endgültigen Release einen ersten Eindruck von „A Celebration of Endings“ zu vermitteln versuchten.
Das Album ist, verglichen mit dem Vorgänger „Ellipsis“, nicht ganz so poppig, trotzdem aber absolut radiotauglich und wohl eine breite Masse ansprechend. Ihre wilde Seite verstecken die drei Schotten zwar auch auf diesem Album nicht, jedoch wurde diese in sauber geplanten Bahnen kanalisiert und nur portionsweise zugelassen. Angefangen mit dem Eröffnungstrack „North of no South“, nach klassischer Biffy Clyro-Manier präsentiert, über „The Champ“, der mit trügerisch ruhigen Klavierklängen beginnt, dann mit verzerrten Gitarren nachlädt, schliesslich mit Streichern noch eins daraufsetzt und mit poppigem Gitarrenriff endet. Und da wäre noch „The Worst Type of Best Possible“, der eine ziemlich beeindruckendes Startthema hinlegt, das dann zum Ende des Songs noch einmal aufgegriffen wird, nachdem zwischendurch wohl das Ende einer Beziehung besungen wurde.
Hingegen finden sich auf „A Celebration of Endings“ Songs wie „Instant History“ und „Weird Leisure“, die mehr zum smoothen Hüftschwung als zum Headbangen animieren. Auch für Kuschelstimmung ist gesorgt: „Space“ klingt so stark nach Coldplay, dass mir scheint, dass hier ein bisschen gar tief in die Kitsch-Schublade gegriffen wurde. „Opague“ erinnert schon etwas mehr an „God & Satan“ oder „Machines“ vom grossen „Only Revolutions“, aber auch hier: Ein bisschen zu viel des Guten für meinen Geschmack.
Ganz überraschend aber das Ende des Albums: Mit dem– zumindest stellenweise – basslastigen und ziemlich punkigen, dann aber irgendwie auch wieder mit sehr viel Streichmusik gespickten „Cop Syrup“ wurden nochmals andere Seiten aufgezogen. Und so bekommt man eben doch wieder ganz fest Lust auf Live-Shows und echte Bühnen mit echten Musikern, deren echten Schweissgeruch die Halle füllt. Drum eben: Fingers Crossed.
Tracklist:
1. North Of No South
2. The Champ
3. Weird Leisure
4. Tiny Indoor Fireworks
5. Worst Type Of Best Possible
6. Space
7. End Of
8. Instant History
9. The Pink Limit
10. Opaque
11. Cop Syrup
Bandmitglieder:
Simon Neil – Gesang und Gitarre
James Johnston – Bass und Gesang
Ben Johnston – Schlagzeug und Gesang
Gründung:
1995
Text: Sarah Rutschmann