Band: Between The Buried And Me
Album: Colors II
Genre: Progressive Metal
Label: Sumerian Records
VÖ: 20. August 2021
Webseite: betweentheburiedandme.com
Im September 2007 veröffentlichten Between The Buried And Me mit „Colors“ eines der wegweisendsten Extreme-Prog-Metal Alben aller Zeiten. So komplex, extrem, künstlerisch und herausfordernd war dieses Album, dass die Nachfolge nicht ohne nichts angetreten werden kann. Es bedurfte 14 Jahren, fünf Alben und einer globalen Pandemie, um die Band in eine vergleichbare Ausgangslage zu bringen. Hier sind wir nun, immer noch etwas ungläubig, aber tatsächlich mit „Colors II“ in unseren Händen.
Der Opener „Monochrome“ eröffnet mit einer sphärischen Pianomelodie und sanftem Gesang. Beständig und bedrohlich gewinnt der Song an Fahrt, Stimmung und Emotionen werden aufgebaut, bis alles im fliessenden Übergang zu „The Double Helix Of Extinction“ in purer Aggression explodiert. Die Erwartung, dass Between The Buried And Me wie gewohnt zauberhafte Melodien mit ultraharten Riffs und harschem Gesang vermischen, wird erfüllt, auch dieses Mal sind alle Regler bis auf elf gedreht.
Between The Buried And Me verstehen es, die Dinge bis zum letzten Extrem auszuloten und scheuen nicht vor sehr untypischen Ideen weg. Die Leadsingle „Fix The Error“ hat mit Mike Portnoy (Ex-Dream Theater), Navene Koperweis (Animals As Leaders) und Ken Schalk (Candria) gleich drei Gastschlagzeuger, die in diesem fünfminütigen Track je ein Schlagzeugsolo unterbringen. „Revolution In Limbo“ wiederum flirtet mit Klängen, die man am ehesten noch als Freak-Polka bezeichnen kann und „Never Seen/Future Shock“ ist eine 12-minütige Tour de Force, in der sich mittelalterliche Flötenklänge mit harten Riffs abwechseln, bevor der Song immer mehr zu einem Pink Floyd-esken Crescendo heranwächst.
Das Album verlangt einem viel ab, manchmal scheint es schier unmöglich, bei dem Wimmelbild von schnell aufeinanderfolgenden Parts und Wechseln den roten Faden zu behalten. Aber Between The Buried And Me verstehen es, das geplante Chaos stets flüssig und zusammenhängend erscheinen zu lassen. Für aufmerksame Zuhörer*innen gibt es immer wieder Rückblicke zu Songs und Passagen vom ersten „Colors“-Album, genaues hinhören lohnt sich. Am augenscheinlichsten ist dies im epischen, letzten Lied „Human Is Hell (Another One With Love)“. Wie damals „White Walls“ ist dieser Closer an Bombast und Drama kaum zu überbieten. Der Song ist dermassen durchgeknallt und epochal, dass man nach den 15 Minuten erschöpft, kopfschüttelnd und vor Freude strahlend dasteht.
Between The Buried And Me haben sich mit „Colors II“ selbst übertroffen. Das Album ist mit über 80 Minuten Laufzeit eine echte Herausforderung, doch selten fühlte sich eine Platte so belohnend und befriedigend an. „Colors II“ ist ein Album, an dem sich progressive Bands der härteren Sorte in Zukunft messen müssen. Schlussendlich ist es bei all der Unsicherheit der letzten Jahre schön zu wissen, dass wir uns auf das musikalische Chaos, welches die Band perfektioniert hat, immer wieder verlassen können.
Tracklist:
1. Monochrome
2. The Double Helix Of Extinction
3. Revolution In Limbo
4. Fix The Error
5. Never Seen/Future Shock
6. Stare Into The Abyss
7. Prehistory
8. Bad Habits
9. The Future Is Behind Us
10. Turbulent
11. Sfumato
12. Human Is Hell (Another One With Love)
Bandmitglieder:
Tommy Giles Rogers – Gesang und Keyboard
Paul Waggoner – Gitarre
Dustie Waring – Gitarre
Dan Briggs – Bass
Blacke Richardson – Schlagzeug
Gründung:
2000
Text: David Spring