8. Mai 2018
Schüür – Luzern
Bands: Horisont / Dead Lord
Böse Blicke, lange Haare, Hemden offen bis zum Bauchnabel und Schnäuzer, die denen von Lemmy in nichts nachstehen. Und genau so wie sie aussehen, so klingen Dead Lord aus Schweden auch. Sie unterbreiten dem Publikum von Anfang an ihre Siebziger-Vision des Hard Rock. Dead Lord bedienen sich der Klischees der vergangenen Zeiten, verlieren jedoch nie ihre Authentizität. Kreischende und brüllende Double-Lead-Gitarren, untermauert von apokalyptischem Bass und prügelnden Drums. Vom ersten Ton weg ist man gefesselt, sie geben dem Publikum keine Chance, nicht mitgerissen zu werden, die Showeinlagen werden gefeiert. Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf, nicht mal beim Anspielen einer Ballade, die sich aufbäumt und genau so energetisch endet wie alles, was sie aus ihren Instrumenten raushauen. Dabei bleibt ihr Sound immer warm und harmonisch, ohne zu sehr ins Metallische zu driften. Zu böse für Kansas und zu lieb für Black Sabbath, aber genau richtig, um die langen Haare zu schütteln!
Die vielgepriesenen Horisont, seit zehn Jahren zusammen unterwegs und ebenfalls aus Schweden, rockten durch den zweiten Teil des Abends. Ihr Sound entspringt ebenfalls den Siebzigern, gespickt mit einigen Einflüssen der Achtziger. Er ist aber viel weiter gesponnen als derjenige von Dead Lord. Psychedelische und progige Elemente werden in den Retrorock eingeflochten. Dies brachte durchaus Abwechslung und neue Ergüsse in den bisher straight ahead verlaufenden Abend.
Klassische Riffs auch hier gepaart mit den doppelten Gitarrensolis, die dem Sound diese typische Note verleihen. Aufgemischt mit Oldschool-Synthklängen, die das Ganze auf eine andere Ebene heben und verstärken und ihrem Sound diese spacige Note verleihen. Eine Unverwechselbarkeit, eine Eigenständigkeit ist bei Horisont definitiv schon nur durch ihre Instrumentalisierung gegeben. Grossartige harmonische Melodien, welche weder anecken noch anstossen, wechseln sich mit komplexen rhythmischen Passagen und sich auftürmenden Klanggebilden ab. Damit klarzukommen, wurde bei einigen Songs, bei denen diese Wechsel in gefühltem Zehnsekundentakt anstanden, zu einer echten persönlichen Herausforderung.
Axel Söderbergs Gesang fällt durchaus schon auf den Platten auf und ist zu einem Erkennungsmerkmal der Band geworden. Leider schien er an diesem Gig jedoch nicht so auf der Höhe. Vielleicht liegt es daran, dass der Leadvocalist eigentlich von den Ärzten zu einer Gesangspause verdonnert wurde, welche er schlussendlich doch zu unser aller Glück nicht eingehalten hat.
Die Siebziger waren zum anfassen nahe an diesem lauten Abend in der Schüür. Und es war grossartig, die Musik dieser Zeit noch heute so unverkrampft und authentisch erleben zu können. Denn sowohl Horisont wie auch Dead Lord leben ihren Vintage Rock!
Text: Mischa Castiglioni