18. Mai 2017
Bierhübeli – Bern
Band: Züri West
Ob „Ggange Ohni Z’Gah“ der ideale Opener war? Schliesslich wurden wir die letzten 20 Jahre von Kuno mit „Jitz geit’s mr wieder viu viu besser …“ begrüsst. Doch bei Züri West stehen die Zeichen auf Neuanfang: Mutig widmen die Mundartrocker den ersten Teil der aktuellen „Love“-Show frischem Songmaterial. Neue Stücke wie „Verchoufe Ds Huus“, „Sunntig Mittag I De Sächzgerjahr“ oder „Semiramis“ griffen noch verhalten, denn das Quintett aus Bern hob sein Schiesspulver für später auf und baute die Spannung sorgfältig auf („Schatteboxe“ und „Schachtar Gäge Gent“ folgten erst als Zugabe).
Das neue Personal an Bord ist erster Güte und tut der Gruppe gut. Gitarrist Manuel Haefliger lieferte kontrastierte Soli und auch Wolfgang Zwiauer am Bass spielte topsolide. Wie gewohnt gradlinig, erzeugte Stäuble am Schlagzeug den bekannten, fetten Snare Drum-Sound. Die Keyboards wurden durch Gitarrist und Gründungsmitglied Küse Fehlmann bedient. Mit „Idiot“ (selten live gehört), „Echo“ und „Traffik“ folgten dann die grossen Klassiker der Band. Diese Kracher lockten das Publikum aus dem Häuschen und bewiesen eindrücklich, dass Züri West mehr denn je eine echte Gitarren-Rockband sind. Doch Melancholie und Rock’n’Roll hielten sich die Waage. So kamen die neuen Tracks „Schlunegger“ sowie das lyrische „Quitte“ gleichermassen gut an.
Neue Platte – neue Website – neue Tournee: Letztmals durfte man Züri West 2012 anlässlich der „Göteborg“-Tour erleben. Seither ist viel Wasser die Aare hinuntergeflossen. Optisch gingen die letzten fünf Jahre offenbar spurlos an Lauener vorbei. Charmant und keck ohne Worte, wirkte Kuno topfit und jugendlich. Die 33-jährige Bühnenerfahrung steht dem gereiften Rock-Poeten gut. Je länger das Konzert andauerte, desto eindringlicher und intensiver wurde seine Show.
Freilich war der schweisstreibende Rock’n’Roll-Gig im Bierhübeli ein Heimspiel, doch die Institution Züri West liess sich nicht lumpen, spielte knapp zwei Stunden und gab drei Zugaben. Die alte Maschine läuft und läuft wie geschmiert. So bedankt sich der Kritiker für die ausgelassenen („Idiot“) und auch für die schwermütigen Momente bei „Mir Wei Nid Grüble (Es Isch Scho Rächt)“ und „Toucher“, als die Zeit stehen blieb.
Text: Urs Breig
Bilder: Nicole Imhof