20. Januar 2018
Komplex 457 – Zürich
Band: Wardruna
Aus dem Dunkeln und Nassen strömten die Leute gestern Abend ins ausverkaufte Zürcher Komplex 457 zu Wardruna. Trotz garstigen Wetters liessen es sich diverse Damen und Herren nicht nehmen, sich besonders zu kleiden und zu schminken. Die Impressionen reichten von heidnischen Gewändern bis Gothic, von aufwendigem Schminken bis zum Drapieren der Haare.
In der Konzerthalle gab es nicht nur wie gewohnt Stehplätze, es luden auch Stühle ein, das besondere Konzerterlebnis im Sitzen zu geniessen. Auf der Bühne sah es eher schlicht aus: Lediglich ein grosses Backdrop, welches Ähnlichkeit mit einem Tarnnetz hatte, wurde aufgehängt. Im Zentrum stand der schamanisch anmutende Mikrofonständer von Einar Selvik – verziert mit einem Holzstab und einem Geweihstück, an welchem eine Feder und ein kleines Stück Knochen hingen das und von runenähnlichen Symbolen und einem Auge verziert war. Die altnordischen Instrumente Wardrunas sind aus eigener Herstellung und warteten darauf, dass man ihnen Töne ab dem aktuellen Album „Runaljod – Ragnarok” (2016) von ihrer Trilogie entlockte.
Das gespannte Warten auf die „Hüter der Geheimnisse“ nahm ein Ende, als die sechsköpfige Band, gehüllt in schwarze Gewänder, bedächtig ihren Platz einnahm. Die Bühne wurde nur spärlich in Licht getaucht, und so legte sich die Dunkelheit um jeden einzelnen wie ein wärmender Mantel. Ab den ersten Klängen von „Tyr“ wurde man tief in den Bann gezogen, dem man nicht mehr entfliehen konnte. Der Körper bewegte sich andauernd im Rhythmus der Musik, welche einem schamanischen Ritual gleichkam. Man war sich nicht mehr sicher, ob man jetzt barfuss über das feuchte Moos der Heiden lief und alle Geräusche der Natur in sich aufsog wie ein Schwamm, oder bei Blitz und Donner in einem Wikingerboot über die raue See schipperte.
Was für ein wundervoller einzigarter Konzertabend mit Wardruna das war! Mit Stimmen, welche aus tiefem Herzen zum Vibrieren gebracht wurden. Gespannt horchte man auf, wenn Lindy-Fay Hella ihre Texte zum Besten gab oder beim Klopfen auf den Trommeln in einen tranceähnlichen Zustand geriet.
Setlist
1. Tyr (Einar Selvik)
2. Wunjo (Einar Selvik)
3. Bjarkan (Einar Selvik, Lindy-Fay Hella)
4. Heimat Thurs (Einar Selvik)
5. Thurs (Einar Selvik)
6. Runaljod (Einar Selvik)
7. Raido (Einar Selvik, Lindy-Fay Hella)
8. Isa (Einar Selvik, Lindy-Fay Hella)
9. Jara (Einar Selvik)
10. Algir – Stien Klarnar (Einar Selvik)
11. Dagr (Einar Selvik)
12. Rotlaust Tre Fell (Einar Selvik)
13. Fehu (Einar Selvik, Kristian Eivind Espedal)
14. Naudir (Einar Selvik)
15. Odal (Einar Selvik)
16. Helvegen (Einar Selvik)
17. Laukr (Einar Selvik)
Text und Bilder: Kathrin Hirzel