Datum: 19. November 2011
Ort: Hirscheneck – Basel
Bands: Valborg / shEver
Kultig geht’s zu im Hirscheneck, dem legendären Basler Szenetreff mit dem noch legendäreren Konzertkeller. „Hier herinnen ham scho Sachen gspielt, jesses, da sinds angstanden bis naus auf d‘Strass“, wurde uns gleich bierselig am Tisch berichtet. Nun, dem war am Samstag nicht so, es war lediglich voll im Restaurant. Aber in der Tat, dieses Etablissement ist mit einer gewissen Atmosphäre geschwängert, welche dem linksorientierten Alternativling bzw. Metalhead gleich bei Eintritt ein süffisantes Lächeln aufs Gesicht zaubert.
Um kurz nach 21:00 Uhr wurde dann die Tür zum Konzertkeller geöffnet. Jetzt war erst mal ratschen angesagt. Mit den Damen von shEver bzw. deren Gatten lässt es sich recht lässig über neue oder alte Bands philosophieren, Konzertgeschichten austauschen und natürlich ein Bierchen zischen. Leider haben Dust ihren Auftritt abgesagt. Ich meine mich zu erinnern, dass es sich um gesundheitliche Gründe handelte.
shEver betraten schließlich die Bühne und los gings mit „Hagazussa“ von der „A Dialogue with the Dimensions“-EP. Das geröchelte Intro hierbei erinnert mich immer an eine der Austreibungsszenen von „Der Exorzist“. Brrr… Als diese Doom-Walze dann richtig los donnert, war klar, hier wird die nächste Zeit nicht groß rumgekaspert. Sängerin Alexandra taucht vollends ab in ihre Welt und schreit sich die Seele aus dem Leib. Ihre Growls würden so manchen gestandenen Death-Metal-Krakeler die Schamesröte ins Gesicht treiben. Jessica (Gitarre) und Nadine (Bass) drücken einem die Riffs um die Ohren bzw. in die Magengrube, dass es nur so ein Freude ist. Und Sahras Schlagzeugspiel ließ einem ebenfalls die Kinnlade runterfahren. Die Setlist bestand bis auf oben genanntem Opener ausschließlich aus neuem Material, welches durch die Bank beeindruckt. „End My Silence“ hätt ich mir zwar schon gewünscht, aber mei… Jedenfalls darf sich gefreut werden aufs neue Album, welches hoffentlich bald erhältlich ist.
Nun bauten die drei Mannen von Valborg auf. Bei dieser Formation handelt es ich um Jan Buckard (Voc., Bass.), Florian Toyka (Dr.) und Christian Kolf (Voc.,Git.) aus Bonn. Toyka und Kolf sind ausserdem noch bei Woburn House und Island tätig, Toyka auch noch bei der Black-Metal Truppe Klabautamann und Kolf noch bei OWL. Allessamt hoch interessante Projekte die unter dem Zeitgeister-Kollektiv ihre schier grenzenlose Kreativität verwirklichen.
Los gings mit einem wohl neuen Stück „Nekrodepression“ (den Namen hab ich von der Setlist auf dem Boden, hehe). Nach ruhigem Gitarren-Intro machten die teilweise schrägen aber mitreissenden Riffs, auch bei Valborg gleich klar, das jetzt endgültig Schluss mit lustig ist. Sehr spärliches blaues Licht, gab dem Ganzen eine recht metallisch, kühle Atmosphäre. Leider wurde die Nebelmaschine diesmal zu Hause gelassen. Sehr schade. „Battlefield Of Souls“ vom aktuellen Album wurde nun hinterher geschoben und setzte in Sachen Düsterness gleich noch einen drauf.
Es folgte ein Mix aus älteren (z.B. „Eerie And Old“) und neuen Stücken, die auf so klangvolle Namen wie „Ich Fresse D.A. Sommernacht“ oder „Massaker In St. Urstein“ (!!!) hören. Entrückte Riffs und abwechselndes Gebrüll der beiden Frontler, dazu noch der permanent fiese Gesichtsausdruck von Buckard. So muß sich Metal 2011 anhören und auch aussehen. Geil!
Leider leerte sich das kleine Kellerverließ immer mehr, so dass die Abschlussnummer „Astral Kingdom“ kaum mehr als 25 Gäste sahen. Das Valborg mit ihrer Kantigkeit und durch permanentes Sprengen jeglicher Genre-Grenzen, immer eine Nische in der Metal-Szene besetzen werden ist klar, dennoch verdienen diese Herren ein größeres Publikum. Sehr sehr spannende Band. Einziger Wehrmutstropfen des Auftritts: Das Epik-Monster „I am Space“ mit welchen Valborg auf ihrem zweiten Album bei der gesamten Schreiberzunft für offene Münder sorgten, wurde nicht gespielt. Der interessierte Leser kann ja mal Herrn Google bemühen. Er wird recht schnell herausfinden was ich meine.
Fazit: Der Abend im Hirscheneck bleibt in sehr guter Erinnerung. Beide Bands haben klasse aufgespielt. Nur etwas zu wenig Leute waren da. Beide Daumen hoch.
Text + Bilder: Thomas Lang