Dachstock – Bern
Donnerstag, 7. November 2024
Text: Peter Burckhardt / Bilder: Alain Schenk
Punk ist zurück in Bern! Während Techno-Parties das Nachtleben der Stadt seit geraumer Zeit dominieren, setzt die Reitschule zu einer Serie von Punk-Konzerten an. Und siehe da, die Nachfrage ist so gross, dass diverse Konzerte vom kleinen Rössli in den Dachstock verlegt werden konnten. So auch das Konzert der Möped Lads und den U.K. Subs.
Als um 20:30 Uhr die Luzerner Band Möped Lads die Bühne betrat, war der Dachstock schon ordentlich gefüllt. Geschminkt und individuell kostümiert erinnerte mich die fünfköpfige Band an eine Horde Punk-Piraten, die bereit ist, den Dachstock zu entern. Auch in ihren kurzen und knackigen Songs schwingte ein Seemann-Shanty-Hoch-die-Biere-Gefühl mit. Flasche Bier in der rechten Hand, Zigarette in der Linken und laute Punk-Energie auf der Bühne. Ich fühlte mich zurückversetzt in alte Zeiten. Die rohe Energie von Songs wie “1A D’Schnorre Ha”, oder “Alles Doble” sprang auch langsam, aber stetig auf das Publikum über. Nicht zuletzt weil es Sänger Sony Moped mit seiner Erfahrung sowie einigen Anti-Trump und Elon Musk Sprüchen verstand, sein Publikum bei Laune zu halten. So muss Punk. Möped Lads brachten mit einem unterhaltsamen und energetischen Auftritt den Dachstock auf Betriebstemperatur. Das Publikum war bereit für den Empfang von Punk-Urgestein Charlie Harper und seinen U.K. Subs.
Nach der Umbaupause traten die U.K. Subs mit viel Coolness auf die Bühne und starteten ohne Intro-Schnörkel in ihr Set. Frontmann Charlie Harper ist mit Sage und Schreibe achtzig Jahren lebendiger als so mancher halb so alte Büroangestellte. Dieser Mann liebt, was er tut und strahlt es mit jeder Faser seines Körpers aus. Beeindruckend. Die Songs der U.K. Subs sind kurz, auf den Punkt und laden zum Pogo tanzen ein. Charlie verstand es mit seiner Gelassenheit und lustigen Sprüchen, auch einige etwas zu lange dauernde Pausen zu überbrücken. Gitarrist Stephen, der um einiges jünger als Charlie ist, bekam dabei ebenfalls sein Fett weg. Er wisse zwar viel und sei wie eine KI, aber er weiss nicht, wie man eine Gitarre stimmt. Während die Band einen energiegeladenen Punk-Song nach dem Anderen auf das Publikum feuerte, baute sich im Publikum eine ausgelassene Stimmung auf. Immer mehr Leute fingen an, Pogo zu tanzen, Bier wurde auf die Bühne gereicht und es wurde lautstark mitgesungen. Dass gegen Ende einige Besucher:innen auf die Bühne traten, brachte Charlie nicht aus der Ruhe. Trocken kommentierte er die Szene mit: “Ok, who’s next?”. Das Konzert der englischen Legenden endete in einem friedlichen Punk-Fest, das gerne noch länger hätte dauern dürfen.