Datum: 5. März 2014
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Transatlantic
Fünf Jahre ist es her, seit Transatlantic das Z7 das letzte mal besuchten und so verwunderte es niemand, dass die Venue in Pratteln sehr gut besucht war. Transatlantic ist nicht nur wegen der hochkarätigen Besetzung ein sehenswertes Ereignis, musikalisch ist die Band sowieso ein Garant für einen wertvollen Abend.
Nach 15 Minuten orchestraler „Whirlwind“-Einspielung nahmen Transatlantic ihre gewohnten Positionen auf der Bühne ein. Ganz rechts das Tier Mike Portnoy (Flying Colors, Ex-Dream Theater etc.), mit seinem Drum direkt am Bühnenrand. Links der charismatische „Missionar“ Neal Morse (Ex-Spock‘s Beard). Neben Portnoy, ein wie immer überaus bescheiden wirkender Pete Trewavas (Marillion) und Mitte links der gross gewachsene und schlaksige Roine Stolt (The Flower Kings, Agents Of Mercy etc.).
Moment, da war ja noch einer ganz hinten in der Mitte… Nun, eigentlich hätte da kein geringerer als Ausnahmetalent Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) stehen sollen. Leider absolviert dieser einen unplanmässigen und längeren Aufenthalt in einem Spital, wo er einer wirklich schlimmen und gefährlichen Infektion trotzen muss. An dieser Stelle gute Besserung in den Norden! Als würdigen Ersatz, stand da kein geringerer als Ted Leonard (Spock‘s Beard, Enchant) und Leute, ich kann euch sagen, der machte einen wirklich guten Job und war gesanglich wohl der Beste unter den Besten der Besten, auch wenn er leider nur als Support auf der Bühne stand.
Fulminant angefangen mit dem Opener „Into The Blue“ des aktuellen Releases „Kaleidoscope“ registrierten meine Ohren hohen Schalldruck, der meine Augen dazu brachte, nach links auf die db Anzeige des Z7s zu blicken. Es mag vielleicht Zufall sein, aber da steht für eine Sekunde die unglaubliche Zahl von 108 db. Für Leute, die es noch nicht wissen sollten – das ist schon im „Aua“-Bereich und Ohrstöpsel sind Pflicht. Ok, ich trug keine und wollte Transatlantic ohne Frequenzfilter geniessen können. Ich weiss, das ist sehr dumm, aber ich habe schon Motörhead und Manowar erlebt oder vielmehr überlebt, dagegen sind Transatlantic Firlefanz – zumindest was die Lautstärke anbelangt.
Alles andere als Firlefanz ist das Können der Supergroup. Man merkt halt einfach das hohe professionelle Niveau und die Jahrzehnte Erfahrung der Protagonisten. Die Songs von Transatlantic sind anspruchsvolle Gebilde, voller Abwechslung und Spannung und so verwundert es nicht, dass die 25 Minuten des Openers auf der „Kaleidoscope“ wie im Flug vorbei gingen.
Mister Portnoy liess denn auch nicht lange auf sich warten und mimte wieder das spuckende Lama. Eigentlich ekelhaft, aber man lacht trotzdem, schliesslich tut er dies schon seit Jahren und es gehört irgendwie zu ihm. Übrigens war seine Spuckerei auch der Grund, wieso Dream Theater Gitarrist John Petrucci damals eine riesige Plexiglashaube über seine Mesa Boogie Amps installieren liess. Dass Portnoy an Hyperaktivität ebenfalls nichts verloren hatte, konnte man relativ schnell feststellen, denn der Überdrummer hüpfte und sprang hinter und auch vor seiner Schlag- und Prügelküche, so dass es einfach Spass machte, so viel Spielfreude zu sehen.
„The audience here is listening, and we appreciate that.“ schallte Portnoy ins Mic! Ein für mich unglaublich wichtiger Satz, denn auch wenn wir es vielleicht nicht unbedingt wahrhaben wollen, so sind wir Schweizer halt nicht gerade die heissblütigsten und neigen bei Konzerten eher zur vornehmen Zurückhaltung, was keinesfalls heissen will, dass es uns nicht gefällt. (Mein Gott, manchmal ist es einfach ein Kreuz so beschissen neutral zu sein). Nun, Transatlantic schienen dies definitiv zu wissen und zu ästimieren, was allerdings nicht wunderlich erscheint, schliesslich waren die meisten der Herren auf der Bühne schon etliche Male in der Schweiz zu Gast und sollten daher wissen, wie die „Hell“vetier funktionieren.
Tja und mit Song Nr. 2 „My New World“ waren dann schon unglaubliche 40 Minuten des Konzertes vorbei. Mit „Shine“ aus dem aktuellen Release „Kaleidoscope“ läuteten Transatlantic den ersten balladesken Teil des Gigs ein. Ein wahrhaft musikalisches Meisterwerk, das sogar einige der anwesenden Paare zum Klammergriff animierte. Die familiäre Stimmung im Z7 scheint bei vielen Bands ein besonderes Ding zu sein und Morse und Portnoy erwähnten immer wieder, wie sehr sie es schätzen, hier zu sein. Morse gar erzählte, dass es einfach schön sei, ins Z7 zu kommen und mit dem Vornamen begrüsst zu werden. Naja, so ein „Grüezi Neal“ ist halt schon schön, gell… Und auch Portnoy liess es sich nicht nehmen, um begeistert eine Anekdote aus der „Kaleidoscope“-Entstehungsgeschichte zu erzählen.
Mit dem „Whirlwind“ Medley, bestehend aus 5 Songs des letzten Albums, setzten Transatlantic noch einen drauf. Natürlich fehlte auch „We All Need Some Light“ nicht, auf den weitere Perlen des musikalische Schaffens von Transatlantic folgten. Dass auch Pete Trewavas sich als Sänger versuchte, war überaus sympathisch, wenn auch gleich nicht das gesangliche Highlight, aber durchaus ein gelungener Gegenpol zu den Leadvocals von Morse und Stolt war.
Wen wundert‘s, dass nach einer Konzertdauer von fast drei Stunden, Neal Morse langsam an seine Grenzen stiess, schliesslich war es eine imposante Leistung des Transatlantic Masterminds. Die Zugaben „All Of The Above“ und „Stranger In Your Soul“ beendeten den Abend für das sehr gut gefüllte Z7 und die zufriedenen Gesichter des Publikums sprachen Bände.
Fazit: Transatlantic sind ohne Zweifel anspruchsvoll und spannend zugleich. Nun, das ist nichts Neues und dennoch schaffen sie es immer wieder ihr Publikum zu begeistern und man ist versucht nach weiteren Gigs der Band Ausschau zu halten, denn entgegen dem Trend, zwei bis drei Mal im Jahr die Schweiz zu besuchen, wird man wahrscheinlich auf den nächsten Release von Transatlantic warten müssen, bis die Prog-Master wieder Helvetia beehren werden.
Setlist:
(Intro)
01 Into The Blue
02 My New World
03 Shine
04 Whirlwind Medley
05 We All Need Some Light
06 Black As The Sky
07 Beyond the Sun
08 Kaleidoscope
Zugabe:
09 All Of The Above
10 Stranger In Your Soul
[Quelle: Bühnen-Setlist]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Kathrin Hirzel