Datum: 15. November 2014
Ort: KiFF – Aarau
Bands: Threshold / Ouvertures / The Silent Wedding
Es scheint mittlerweile üblich zu sein, dass Metal-Konzertabende aus drei, manchmal sogar vier Bands bestehen. Das bringt zwar schöne Abwechslung mit sich und man bekommt was fürs Geld. Aber es heisst auch, dass man sicher vier bis fünf Stunden ordentlich zugeballert wird.
Wenn man bedenkt, dass die Lautstärke bis zum Headliner immer gesteigert wird, kann man schon bald von einer Dezibel-Überlastung und einer generellen Reizüberflutung sprechen. Apropos Reize – es gab zwei eindeutige Reize, um an diesem 15. November in den Aargau zu pilgern. Erstens das KiFF in Aarau, das erneut wieder eine Perle des Progressive-Metals anbieten konnte und als Venue ein hohes Mass an Attraktivität aufweist und zweitens der Headliner Threshold, der nach der March Of Progress Tour 2013, zum zweiten Mal im der Kantonshauptstadt zu Gast war.
Eröffnet wurde der Abend von den Griechen The Silent Wedding zu denen es leider wenig zu sagen gibt, da der zuständige freischaffende Musikjournalist (ich) es spannenderweise nicht geschafft hatte, pünktlich anwesend zu sein. Tja, sieben Minuten Anfahrtsweg muss man zuerst einmal organisieren und bewerkstelligen können. Ein Sorry hierbei an The Silent Wedding (tut mir leid). Allerdings konnten bei den anwesenden Kollegen keine negativen Stimmen ausgemacht werden und man schien den Griechen einen wohl verdienten Applaus gespendet zu haben. So jedenfalls liess ich es mir erzählen.
Dass Bella Italia weit mehr zu bieten hat als Pasta und „O sole mio“ weiss man spätestens seit es Bands wie Astra und DGM (um nur zwei zu nennen) gibt. Mit Overtures stand ein weiterer Vertreter italienischer Metal-Kunst am Start. Die aus Gorizia (nahe Slowenische Grenze) stammende Band gibt es seit 2003 und hat inzwischen 3 Alben veröffentlicht. Offenbar sind Overtures mit aufgefrischtem Line-up unterwegs, denn am Bass stand ein mit 20 Jahren verhältnismässig junger Musiker auf der Bühne, der optisch so gar nicht in Overtures Bühnenbild passte. Die Show der Italiener war durchaus ansprechend und der Sound war ganz passabel. Zwischendurch holperte es ein wenig, was man wohl am jüngsten Mitglied, dem Bassisten, zu verdanken hatte.
Spektakuläres kam allerdings nicht von der Bühne und die Songs klangen schon sehr ähnlich. Diversifikation wäre sicher ein Thema, dass man der Band empfehlen könnte. Dies ist keinesfalls als negativ zu werten, aber es fehlten halt die musikalischen Höhepunkte. Highlight war definitiv Sänger Michele Guaitoli, der nebenbei als Gesangslehrer seine Brötchen verdient. Alles in allem ein guter Auftritt, an den man sich leider in einem Jahr dennoch nicht mehr erinnern wird.
Dass Thresholds Frontmann Damian Wilson keine Berührungsängste mit seinen Fans hat, weiss man schon seit je her und auch dieses Mal konnte man ihn kurz vor Konzertbeginn in den vordersten Reihen sehen, wie er sich vor der Bühne einen Weg zur anderen Seite der Venue suchte. Kurz darauf ging es dann auch los und der lang ersehnte Headliner Threshold drückte in gewohnter Manier mit „Slipstream“ gehörig ab. Mit „The Hours“ folgte dann ein typischer Threshold Song aus dem letzten Album „March Of Progress“. Lustig, dass die Briten erst mit dem fünften Song „Unforgiven“ einen Vertreter des neuesten Albums präsentierten.
Mit ihrem neuen Release „For The Journey“, den es mit dieser Tour vorzustellen gab, lieferte Treshold ihr inzwischen zehntes Studioalbum ab. Dies würde bedeuten, dass man aus insgesamt 94 Songs ein durchaus interessantes Set zusammenstellen kann. Spannend war die Tatsache, dass von den 14 ausgewählten Songs, ganze 9 von den neuesten zwei Veröffentlichungen stammten, bzw. deren 13 Lieder von den letzten vier Releases. Nur „Long Way Home“ war als Vertreter früheren Schaffens, vom Album „Hypotetical“ auf der Setlist.
Gerade Fans, welche die Band seit längerer Zeit verfolgen, hätten sicher den einen oder anderen Song älterer Alben gewünscht. Letztendlich war es nicht so wichtig, denn das ausgesuchte Songmaterial reichte aus um die Fans zu begeistern. Gut, „Lost In Your Memory“ vom neuen Album hätte man sich sparen können, aber das ist Geschmackssache. Die Gelegenheit war so gesehen günstig um ein Bier zu holen.
Auch wenn der Sound grundsätzlich nicht schlecht war, so bestand dennoch Optimierungspotenzial. Dass Threshold gitarrenlastige Musik machen, ist jedem bewusst, aber ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen den Gitarren, Keyboards und Drums hätte nicht geschadet. Und warum man in dem verhältnismässig kleinen KiFF mit der Lautstärke oftmals volle Kanne fährt ist mir immer noch ein Rätsel. Lohnenswert war es dennoch allemal und es war wieder einmal schön zu sehen, dass das Publikum in der Aarauer Venue gar nicht zum Klatschen und Jubeln animiert werden musste – es war schlichtweg einfach begeistert und dies zu Recht.
Threshold lieferte eine einwandfreie Show ab. Musikalisch zeigte sich die hohe Professionalität und man hörte es einfach, dass die Band mittlerweile über ein Vierteljahrhundert besteht. Knackige Riffs, punktgenau gespielte Drums und Bass, zudem eine herausragende Leistung eines wieder mal bestens gelaunten Damian Wilson, der es sich nicht nehmen liess, immer wieder mit dem Publikum zu sprechen oder spontan in der vordersten Reihe Hände zu schütteln.
Nach „Turned To Dust“ und „Ashes“ in der Zugabe, war dann auch Schluss mit Lustig und man wollte sich schon Richtung Bier-Ausgabe-Station dislozieren, wenn da dieser Damian Wilson nicht weiter auf der Bühne gestanden hätte, zum Micro griff und munter weiter mit dem Publikum plapperte. Er organisierte mit seiner sympathischen Art die Fans, sich vor der Bühne dichter zu versammeln, um zum Konzertabschluss ein kleines Stagediving zu machen. Tja, was soll man sagen? Der Mann ist dann auch tatsächlich von der Bühne gesprungen und liess sich nicht nur von den Fans auffangen und tragen, sondern liess sich später dann auch ein wenig feiern, in dem er sich die Zeit nahm für Handshakes, Umarmungen, Selfies und weibliches Anbaggern.
Fazit: Ein erneut toller Samstagabend mit einer weiteren schönen Erinnerung für den Langzeit-Metal-Kalender. Threshold haben auf der ganzen Linie überzeugt. Insbesondere Frontmann Damian Wilson war wieder einmal der Hammer. Kleiner Tipp. Wer mehr von Wilson hören möchte, sollte sich mal „Headspace“ anhören. Ach ja, und wie schon beim letzten Kiff-Bericht: macht das Bier günstiger!
Setlist:
01. Slipstream
02. The Hours
03. Liberty, Complacency, Dependency
04. Ground Control
05. Unforgiven
06. Long Way Home
07. Coda
08. Lost In Your Memory
09. Watchtower On The Moon
10. Pilot In The Sky Of Dreams
11. Mission Profile
12. The Box
Zugabe:
13. Turned To Dust
14. Ashes
[Quelle: Bühnen-Setlist]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Kathrin Hirzel