Thee Irma & Louise + Venga Cats
Rössli – Bern
Mittwoch, 22. November 2023
Text: Peter Burckhardt / Bilder: Nicole Imhof
Ich könnte definitiv länger als 20 Minuten darüber berichten, weshalb eine Location wie die Berner Reitschule sehr wohl ihre Daseinsberechtigung hat. Als Teil der Reitschule veranstaltet die Rössli Bar zum Beispiel immer wieder Konzerte mit lokalen Bands und bietet dem Publikum die Möglichkeit, Neues zu entdecken. So auch diesen Mittwoch bei der Record Release Show zum Album “Year Zero” der Berner Garage-Punk Band Thee Irma & Louise. Ich muss gestehen, dass ich die Band vor der Presseanfrage noch nicht kannte, obwohl es die Gruppe schon seit 2002 gibt. Shame on me, denn ihre Musik fand ich auf Anhieb richtig nice und so pilgerte ich ins schöne Bern und liess mich einfach mal überraschen.
Dort angekommen erwartete mich ein einigermassen gut gefülltes Rössli und ein Ingwerer Shot. Was will man mehr? Ach ja, Musik. Als Support Act war eigentlich die Punk Band Empress Piru im Programm, die aber krankheitsbedingt absagen musste. Praktisch, wenn die gesunde Hälfte der Band noch ein eigenes Projekt am Start hat und so sprang als Ersatz die Zwei-Frau-Band Venga Cats ein, die mit ihrem trashigen Post-Punk wie die Faust aufs Auge ins Rössli passte. Mit den Effektgeräten am Anschlag und einem Synthesizer mit Bässen, welche die Hosenbeine bis zu den Ohrläppchen flattern liessen, brachten die zwei sympathischen Frauen das Publikum ein erstes Mal zum Tanzen. Kurzweilige, unterhaltsame und energiegeladene 30 Minuten später war Ende Gelände, das Publikum aufgewärmt und ready für Thee Irma & Louise.
Nach der Umbaupause schepperten Thee Irma & Louise los und liessen das Rössli fernab von 93db beben. Von einer Band, die schon über 20 Jahre zusammen Musik macht, ist natürlich zu erwarten, dass sie gut aufeinander eingespielt ist, aber die Leichtigkeit des Zusammenspiels war trotzdem beeindruckend und machte auf Anhieb Spass. Es folgte ein wilder, dreckiger und abwechslungsreicher Mix aus Surf, Garage und Punk-Rock, welcher das Publikum vom Anfang bis zum Schluss zum tanzen brachte und mit Sicherheit auch einem Quentin Tarantino ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hätte. Während die Surf Kompositionen mehrheitlich nur instrumental gespielt wurden, erinnerten mich die Garage-Punk-Songs, insbesondere wegen den herrlich schrägen Vocals, immer wieder an die Pixies. Ich liebe die Pixies und fühlte mich dementsprechend in diesen Momenten am wohlsten. Dazwischen sorgte der Drummer mit charmantem italienischen Akzent und diversen lustigen Sprüchen für Unterhaltung.
Ich mag laute Konzerte, aber bei den Surf-Songs pulsierte zwischenzeitlich meine Hirnflüssigkeit im Takt des grellen Tremolo-Effekts mit. Das war schon hart am Limit und es wäre sicher kein Fehler gewesen, ein paar schmerzende Frequenzen runter zu schrauben. Trotzdem herrschte eine richtig schöne und friedliche Konzertatmosphäre, wie man sie nur noch selten erlebt.
Nicht schlecht für einen gemeinen Mittwochabend. Richtig gemein war dann der Donnerstag, aber das stand beinahe auf einem anderen Blatt. Am Morgen war mein Zustand nämlich fünf vor Absenzenformular, aber das Leiden hat sich definitiv gelohnt. Thee Irma & Louise ist eine Band, die auch nach 21 Jahren noch mit Leidenschaft Musik macht, was sowohl auf Platte wie auch live spürbar ist.