Datum: 21. November 2012
Ort: Kofmehl – Solothurn
Bands: Ten Years After
Vor unglaublichen 45 (!!!) Jahren wurde Ten Years After gegründet und gelten spätestens seit ihrem legendären Woodstock-Auftritt als prägende Größe der Bluesrock-Szene. In einem Atemzug genannt mit Johnny Winter, Canned Heat oder Rory Gallagher steht das britische Quartett seit jeher für allerfeinste, gitarrenlastige Bluesmusik mit ordentlich Pfeffer im Hintern. Nach dem Abgang von Gründer, Sänger und Gitarrengott Alvin Lee 1975, lag die Band längere Zeit auf Eis. Erst Ende der 80er fand man wieder zusammen und nahm wieder eine Platte auf. Letztendlich trennte man sich in den Neunzigern aber wieder. Erst 2003 reformierte sich Ten Years After ohne Lee wieder und holte den damals 26-jährigen Gitarristen Joe Gooch ans Mikro. Seit dem wurden wieder zwei Studio-Alben aufgenommen. Beide top.
Das Kofmehl war wohl nicht komplett ausverkauft, aber viel hat bestimmt nicht mehr gefehlt, was etwa sechs- siebenhundert Zuschauer bedeutet, die den Weg nach Solothurn gefunden hatten. Pünktlich um 20:00 Uhr ging das Licht aus und ein Intro erklang. Ich war da gar nicht drauf gefasst, da die Angaben im Programm und der tatsächliche Beginn in der Regel doch oft etwas auseinanderliegen. Fand ich sehr angenehm, dass ich mir mal nicht ewig die Füsse in den Bauch stehen musste.
Los ging‘s gleich mal mit einem meiner Lieblingssongs der Band: „I’m Coming On“ vom legendären „Watt“ Album. Joe Gooch mit lässigem Trilby-Hut ließ vom ersten Moment an keinen Zweifel, dass er das Erbe von Alvin Lee würdevoll vertreten kann. Mein lieber Schwan, kann der spielen. Nach dem anschließendem, neuerem Kracher „King Of The Blues“, die nächste Bandhymne: „Hear Me Calling“, wohl einer der lässigsten Songs überhaupt. Neben dem obligaten, ausufernden Gitarrensolo ließ sich auch Keyboarder Chick Churchill nicht lumpen und zog ein anständiges Pianosolo vom Leder. Sehr gelungener Auftakt, das Publikum war begeistert.
Mit „Angry Words“ und „Big Black 45“ wurden wieder neuere Stücke präsentiert welche sehr gut ankamen. Dann ging’s Schlag auf Schlag. Ein Klassiker nach dem andern. „50000 Miles Beneath My Brain“ (Hammer!), „Hobbit“ mit einem tollen Schlagzeugsolo welches dem Rest der Band eine Verschnaufpause verschaffte, zudem das verblüffend hart gespielte „Love Like A Man“ ließen wirklich keine Wünsche mehr offen. Zumal der Sound auch vom Allerfeinsten war. Nicht zu laut, nicht zu leise und glasklar. Das ruhige „I’d Love to Change the World“ setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Das sind wirklich Stücke für die Ewigkeit.
Solche Konzerte haben immer eine ganz besonders angenehme Atmosphäre inne wie ich finde. Da steht der 16 jährige Teenager in vorderster Reihe neben dem rüstigen Mitsiebziger und beide spielen um die Wette Luftgittare. Super! Die Band kam durch ihre witzigen Ansagen und den Dialogen mit dem Publikum äusserst sympathisch rüber. Bassist Leo Lyons grinste den ganzen Abend übers ganze Gesicht, Ric Lee schnitt hinter seinem Schlagzeug Grimassen und Chick Churchill genehmigte sich während der Solos seiner Kollegen gelegentlich einen kleinen Imbiss, den er genussvoll auf der Bühne vertilgte. Der junge Gooch wirkte zwar etwas reservierter aber keinesfalls arrogant. Cool halt.
„I’m Going Home”, die Ten Years After – Nummer schlechthin, brachte die Stimmung zum Schluss noch mal auf den Höhepunkt. Dieser zehnminütige Rockwahnsinn beendete den Hauptteil des Konzerts. Das hochzufriedene Publikum klatschte die Band natürlich für eine Zugabe zurück auf die Bühne. „Reason Why“ und der Klassiker „Choo Choo Mama“ wurden noch gespielt und nach fast zwei Stunden ging ein toller Abend zu Ende.
Fazit:
Zu oft sind solche Bands nach so langer Dienstzeit nur noch ein Schatten ihrer selbst. Nicht so Ten Years After. Im Kofmehl präsentierte sich eine Rocklegende in bestechender Form und es freut mich sehr, hier nicht enttäuscht worden zu sein. Joe Gooch ist ein würdiger Alvin Lee Nachfolger und die drei angegrauten Haudegen versprühen mit ihrer lockeren Art eine unglaublich lässige Atmosphäre. Beide Daumen hoch.
Setlist:
I’m Coming On
King of the Blues
Hear Me Calling
Angry Words
Big Black 45
50,000 Miles Beneath My Brain
Bad Blood
Hobbit
Love Like A Man
I’d Love to Change the World
Good Morning Little Schoolgirll
I Can’t Keep From Crying Sometimes
I’m Going Home
Reasons Why
Choo Choo Mama
Text + Bilder: Thomas Lang